# taz.de -- Erster Sieg für Braunschweigs Fußballer: Zum Sieg gegrübelt
       
       > Eintracht Braunschweig gewinnt das Derby gegen Wolfsburg taktisch
       > geschickt und hochmotiviert mit 2:0.
       
 (IMG) Bild: Und am Ende gewinnen die Underdogs: der Wolfsburger Ricardo Rodriguez (l.) und Braunschweigs Karim Bellarabi am Ball
       
       WOLFSBURG taz | Die Sache mit dem Fenster: Als Dieter Hecking und sein
       Trainerkollege Torsten Lieberknecht am Samstag vor die Fernsehkameras
       traten, hätte der eine es wohl gerne so fest verschlossen wie möglich,
       während der andere wenig gehabt haben dürfte gegen das, was da hereindrang:
       Draußen nämlich, vor dem Wolfsburger Stadion, feierten die Fans von
       Eintracht Braunschweig den Sieg ihrer Mannschaft: Am Ende einer spannenden
       Partie hatten sich die Rivalen mit 0:2 getrennt.
       
       Moneten gegen Mut, Millionäre gegen Männer, das ist so die Art Bild, die
       gewählt wird, wenn ein finanzstarker Verein wie der VfL Wolfsburg über
       einen minderbemittelten Aufsteiger wie Eintracht Braunschweig stolpert.
       Doch zeigten sich in dem Spiel vor 30.000 Zuschauern noch feinere
       Unterschiede.
       
       So ist der runderneuerte VfL Wolfsburg unter der Regie von Geschäftsführer
       Klaus Allofs und Trainer Hecking solider geworden, vernünftiger – die
       Resultate aber sind zum Jammern für einen Club, der derart viele
       brasilianischen Stars wie Diego, Naldo und Gustavo aufbieten kann. „Wir
       wollten heute kopflos durch die Wand“, sagte Hecking, dessen Mannschaft
       immer dann in Bedrängnis kommt, wenn Spielgestalter Diego einen schlechten
       Tag hat und Ivica Olić als einzige Spitze überfordert ist.
       
       Dummerweise war nun beides der Fall gegen tapfere Braunschweiger, die nach
       einem Fehler im Wolfsburger Mittelfeld klug konterten und durch Karim
       Bellarabi (31.) mit 1:0 in Führung gingen. Trotz geringerer Zahl an
       Torschüssen und gewonnenen Zweikämpfen wurde die Eintracht am 8. Spieltag
       der Fußball-Bundesliga endlich die Last des ständigen Verlierens los.
       
       Was zunächst an Lieberknechts taktischem Geschick lag: Er ärgerte die
       Wolfsburger mit einer Grundformation, die im Mittelfeld wenig zuließ, den
       VfL zu vielen Flanken zwang und vor dem eigenen Tor die Lufthoheit
       bewahrte. Vor allem aber war es dem Braunschweiger Trainer vor diesem
       Niedersachsen-Derby gelungen, alle moralischen Reserven zu mobilisieren,
       die des Teams und die seiner Anhänger.
       
       Nach der 0:4-Heimpleite gegen den VfB Stuttgart hatte Lieberknecht noch den
       Eindruck erweckt, seine Ablösung sei nur eine Frage der Zeit. „Ich habe
       gegrübelt, das stimmt. Und ich grübele jetzt schon wieder“, sagte jener
       Mann, den die euphorischen Fans nun nach dem Schlusspfiff noch einmal zu
       einer ganz persönlichen Solo-Jubelarie zurück ins Stadion bestellten. „Wir
       waren fast 90 Minuten lang fehlerfrei und haben uns belohnt“, sagte ein
       gerührter Lieberknecht jetzt. „Es hat durchaus seine Berechtigung, dass wir
       in der Ersten Liga sind.“
       
       „Wir wissen jetzt, dass wir nicht verzweifeln müssen“, meinte
       Eintracht-Torschütze Domi Kumbela, der erst in der Schlussphase
       eingewechselt worden war und nach einem Konter das 0:2 (86.) erzielt hatte.
       Fans, Trainer und Spieler feierten die Vorentscheidung so ausgelassen, als
       sei der Klassenerhalt bereits geschafft.
       
       „Wir haben alles rausgeholt, was geht. Und dass es hier in Wolfsburg
       passiert – vielleicht war ein bisschen Romantik auch dabei“, sagte
       Braunschweigs Mittelfeldspieler Mirko Boland, bevor ihn sein Trainer erst
       zum Jubeln in die Kabine und danach zu zwei freien Tagen in den
       wohlverdienten Feierabend entließ.
       
       Gegrübelt wird jetzt wohl in Wolfsburg – darüber, wie das alles passieren
       konnte. Die erste Heimniederlage des VfL in der laufenden Saison bedeutete
       eben auch den ersten Triumph für den ungeliebten Nachbarn.
       
       6 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Otto
       
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