# taz.de -- Separatisten in den USA: Der Traum von New Colorado
       
       > In einigen US-Bundesstaaten fordern stramme Patrioten die Abspaltung und
       > Gründung einer eigenen Regierung. Alles Quatsch, sagen Kritiker.
       
 (IMG) Bild: Lost in Texas. Einige Patrioten wollen eine unabhängige Republik.
       
       SAN FRANCISCO dpa | Unabhängigkeit ist für viele US-Bürger ein hohes Gut.
       Je größer der Frust über die Regierung in Washington, desto größer die
       Sehnsucht nach eigenen, selbstbestimmten Verhältnissen. Nach nunmehr fünf
       Jahren Obama-Regierung ist bei manchen Erzkonservativen der Ärger über die
       Dominanz der vermeintlich linken und urbanen Elite so groß, dass sie ganz
       konkrete Pläne für eine Abspaltung verfolgen.
       
       In Texas etwa träumen manche von der Gründung eines eigenen Staates, der
       „Republik Texas“. Andernorts laufen ähnliche Planungen. So wollen elf
       ländliche Bezirke in Colorado ihr „New Colorado“ erschaffen, in dem sie
       ihre Waffengesetze sowie konservative Lebensform bestenfalls auf ewig vor
       der Einmischung durch Regierungsstellen in Colorados Hauptstadt Denver
       bewahren können.
       
       Auch im äußersten Norden Kaliforniens sind solche Bestrebungen nicht
       unbekannt. Aktivisten treiben dort eine Kampagne voran, um sich von einem
       Bundesstaat abzuspalten, der in ihren Augen von städtischen
       Wirtschaftszonen wie dem Silicon Valley und Los Angeles dominiert wird –
       obwohl diese mehr als 1000 Kilometer weiter südlich liegen.
       
       In den Landkreisen Modoc und Siskiyou gibt es schon ganz konkrete
       Bestrebungen, sich mit anderen Ortschaften in Nordkalifornien sowie einigen
       im benachbarten Süden des Bundesstaates Oregons zu einem 51. US-Bundesstaat
       namens Jefferson zusammenzuschließen.
       
       ## Staatengründung ist nicht so einfach
       
       Doch ganz so einfach, wie es sich mancher Staatengründer in spe erhoffen
       mag, ist es nicht. Die Hürden für die Gründung eines neuen Bundesstaates
       sind hoch. Nicht nur das kalifornische Parlament, auch der US-Kongress
       müssten dem Vorhaben ihre Zustimmung erteilen.
       
       Das letzte Mal, dass in den USA ein neuer Staat durch eine Abspaltung
       entstand, war die Gründung West Virginias 1863. Grund war, dass man nicht
       der Entscheidung des Mutterstaates Virginia folgen wollte, sich den
       Konföderierten Staaten von Amerika anzuschließen – also den Südstaaten, die
       die Sklaverei befürworteten.
       
       Doch die Hindernisse schrecken die Abtrünnigen nicht. Besonders
       fortgeschritten sind die Bestrebungen zur Gründung eines 51. Bundesstaates
       in Colorado. Dort haben Vertreter von elf Landkreisen mit 350.000
       Einwohnern dafür gestimmt, Anfang November einen Antrag auf Abspaltung zur
       Wahl zu stellen. Angeführt wird die Initiative von dem 44-jährigen Jeffrey
       Hare. Dieser sieht die wesentlichen Motive seiner Mitstreiter unter anderem
       in Obamas angestrebter Waffenkontrolle.
       
       In Maryland sieht der Verfechter einer Abspaltung, Scott Strzelczyk, in
       einem möglichen Zerfall der 50 US-Bundesstaaten in deutlich kleinere
       Einheiten einen Weg für die Rückkehr von Frieden und Harmonie im
       politischen System des Landes. „Auf diesem Weg haben wir verschiedene
       Möglichkeiten, und all die verschiedenen Menschen bekommen Wege aufgezeigt,
       in Harmonie zusammen zu leben, ohne einander zu bekämpfen“, sagte er dem
       Sender Voice of America (VOA).
       
       ## Experten warnen
       
       Der frühere Politikprofessor an der University of Northern Colorado, Steve
       Mazurana, hat für derlei Ansinnen wenig übrig und spricht von einer Utopie
       von Spinnern. „Sie haben kaum eine realistische Chance, damit
       durchzukommen, und sollte es ihnen doch gelingen, wird es in einer
       Katastrophe enden“, prophezeit er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur
       dpa.
       
       Als Beleg für seine These verweist Mazurana auf die seiner Meinung nach nur
       geringe Unterstützung durch die Bevölkerung sowie die Verbindungen der
       Organisatoren zur erzkonservativen Tea Party. Die wiederum gilt als eine
       der treibenden Kräfte in dem derzeit so erbittert ausgetragenen Kampf um
       den US-Haushalt. „Ihre Politik beruht auf Zorn beziehungsweise darauf,
       diesen anderen vorzugaukeln. Sie brauchen diese andauernde Kampagne, um
       weiter Geld einzusammeln“, sagt der emeritierte Professor.
       
       Zudem übersähen die Unterstützer einer Abspaltung die Komplexität des
       gesamten Vorhabens, sagt Mazurana. Etwa bei der Gründung einer neuen
       Regierung, der Erstellung einer Rechtsordnung oder bei Verträgen für
       Wasserrechte.
       
       Gleichwohl spiegele die ganze Debatte das besorgniserregende politische
       Klima im Land wider, sagt Mazurana. „Die Themen, für die sie sich
       einsetzen, müssen aber durch einen Kompromiss gelöst werden, nicht durch
       die Gründung eines 51. Bundesstaates.“
       
       16 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andy Goldberg
       
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