# taz.de -- Die Wahrheit: Prügel, Tränen, Sambaklänge
       
       > Beim Wahrheitklub-Treffen auf der Buchmesse spielten sich wie immer
       > unvergessliche Szenen ab. Es gab in diesem Jahr nur wenige Verletzte.
       
 (IMG) Bild: Der Wahrheitklub-Vorstand (links) mit den „brisanten“ Jieper-Gewinnern
       
       Die folgende Mitteilung des Wahrheitklub-Vorstands darf nur von
       Vollmitgliedern gelesen werden. Nichtmitgliedern ist es strengstens
       untersagt, den Textinhalt zur Kenntnis zu nehmen. 
       
       Auch in diesem Jahr war die öffentliche Sitzung des Wahrheitklub-Vorstands
       wieder der absolute Höhepunkt der gesamten Frankfurter Buchmesse. Pünktlich
       um 14 Uhr eröffneten der Vorstandsvorsitzende ©Tom und der Exekutivvorstand
       Michael Ringel unter dem lauten Jubelgeheul internationaler Medienvertreter
       und sensationslüsterner Schaulustiger, die sich in dichten Trauben vor dem
       Stand drängten, um einen Blick auf die beiden schönen Männer zu erhaschen,
       die Sitzung. Das bedrohlich-dunkle Knurren des LAMINATORS verlieh der
       bizarren Szenerie einen regelrecht gespenstischen Hauch.
       
       Besonders feierlich war die Verleihung des Preises für den diesjährigen
       Unterbring-Wettbewerb. Zu Ehren des Messe-Gastlands Brasilien waren die
       Anwärter auf die begehrte Trophäe – eine ganze Flasche „Gran Duque d’Alba“
       – aufgerufen, den Satz „Von Rio bis zum Orinoco tanzt den Samba jede Gamba“
       unterzubringen.
       
       Auch dieses Jahr haben sich wieder viele Kollegen aus den
       unterschiedlichsten Medien beteiligt. Wir können sie nicht alle nennen,
       doch stellvertretend seien hier der Gartenbau-Profi, das Malerblatt und die
       SolarRegion erwähnt, die sich originell bemühten, den Quatschsatz in einen
       sinnvollen Kontext einzuarbeiten. Doch das leckere Getränk ging dieses Jahr
       an das ARD-Boulevardmagazin „Brisant“, dem es gelungen ist, den Samba-Vers
       in gleich zwei Beiträgen unterzubringen.
       
       Die charmante und makellose Promiexpertin Christina Martin nahm „Die große
       Ente“, wie wir den teuren Brandy liebevoll zu nennen pflegen, unter
       Freudentränen entgegen und sparte nicht mit Beteuerungen, dieser Augenblick
       sei das größte Erlebnis ihres Lebens und nie wieder könne sie in Zukunft
       ein solches Glück empfinden.
       
       Tränen flossen auch bei den Vertretern des ewigen Verlierers, dem
       altehrwürdigen Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, die wie jedes Jahr
       mal wieder haarscharf am ersten Platz vorbeigeschrammt sind. Um ihrer
       Betroffenheit Ausdruck zu verleihen, weigerten sich die Verleger diesmal,
       ihre traditionellen, verbitterten „Buh“- und „Schiebung“-Rufe auszustoßen,
       sie hielten stattdessen anklagend „Buh“- und „Schiebung“-Schilder in die
       Höhe! Hatten sie doch eine handelsübliche Bibel herausgebracht, in der im
       ersten Buch Mose ein bis dato unbekannter Vers auftaucht: „Und Gott sprach:
       ’Von Rio bis zum Orinoco tanzt den Samba jede Gamba.‘ “ Aber wie staunten
       sie, als sie vom Vorstandsvorsitzenden ©Tom für diesen göttlichen Einfall
       eine Miniaturausgabe der „Großen Ente“ überreicht bekamen. Sie konnten es
       nicht fassen – war dies wirklich real?
       
       ## Ein kräftiger Kinnhaken
       
       Um sich zu vergewissern, dass er nicht träume, forderte Verleger Hannes
       Monsenstein seinen Kollegen Tom Vannerdat auf, ihn zu kneifen, was dieser
       so heftig tat, dass Monsenstein ihm so kräftig einen Kinnhaken versetzte,
       dass Vannerdat rücklings über einen Tisch fiel, der in Sekundenschnelle
       unter ihm zusammenstürzte.
       
       Doch Vannerdat rappelte sich wieder auf, und ehe Monsenstein sich versah,
       war er derjenige, der unter einem Kinnhaken über einen zusammenbrechenden
       Tisch stürzte. Im Nu war eine fröhliche Schlägerei im Gange, an der sich
       sämtliche Männer der Gesellschaft beteiligten, während die Damen weinend am
       Rande standen und sich eifrig Luft zufächelten.
       
       Eine zufällig vorbeikommende zwanzigköpfige afrobrasilianische Sambacombo
       rundete die Szenerie mit rhythmischen Klängen ab, und während der
       Sicherheitsdienst der Buchmesse die Versehrten abtransportierte und die
       ausgeschlagenen Zähne zusammenfegte, floss der Prosecco in Strömen und
       Monsenstein-Cheflektor Roland Tauber hielt eine mehrstündige Dankesrede.
       
       Dann übernahm ©Tom wieder das Zepter und ließ einige der übrig gebliebenen
       Gäste nach alter Regenwaldtradition mit Trinkhalmen Knetkügelchen auf
       Zuckerhüte schießen. Als Meister dieser schwierigen Kunst erwies sich
       Gerhard Dilger, der als Korrespondent lange Jahre bei den Indios im
       Dschungel üben konnte und als strahlender Sieger hervorging.
       
       Es war also eine rundum gelungene Veranstaltung mit nur wenigen Verletzten,
       und wie immer gilt weiterhin die Wahrheit-Devise: „Ridentem dicere verum“.
       
       15 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Corinna Stegemann
       
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