# taz.de -- Wahlsieg für Frankreichs Rechtsextreme: Le Pen ist wieder da
       
       > Neuer Aufschwung für den Front National? Überraschend klar gewinnt ein
       > Kandidat der Rechtsextremen eine regionale Nachwahl in Südfrankreich.
       
 (IMG) Bild: Hat ihrer Partei einen seriösen Anstrich verpasst: FN-Chefin Marine Le Pen.
       
       PARIS taz | Bei einer Nachwahl in Brignoles bei Toulon hat am Sonntag der
       Kandidat des rechtsextremen Front National (FN), Laurent Lopez, mit fast 54
       Prozent der Stimmen sehr deutlich gegen Catherine Delzers von der
       bürgerlichen Union pour un Mouvement Populaire (UMP) gesiegt, obwohl diese
       auch die Unterstützung der Linksparteien erhalten hatte.
       
       Bemerkenswert an dieser zur Testwahl erhobenen Wahl für einen Sitz im
       Generalrat des Departements Var ist die Wahlbeteiligung. Sie stieg vom
       ersten zum zweiten Wahlgang von 33 auf 45 Prozent an. Bei vergleichbaren
       Fällen früher reichte das, um den Sieg eines FN-Kandiaten zu verhindern –
       diesmal nicht.
       
       Nicht nur sind die FN-Sympathisanten zahlreicher im Hinterland der Côte
       d’Azur, sie sind auch motivierter, meint Le Figaro in seinem Kommentar.
       Dagegen: „Diejenigen, die nicht wählen gehen, bringen so ihre Resignation
       und konsternierte Ratlosigkeit zum Ausdruck.“
       
       Der Triumph des FN sei vor allem eine Niederlage der regierenden Linken und
       der konservativen Opposition, schrieben am Montag mehrere Zeitungen. „Der
       FN gedeiht auf dem Friedhof der nicht gehaltenen Versprechen“ lautet die
       Diagnose in La Montagne. „Die Linke büßt für ihre Unfähigkeit, eine rasche
       Besserung im Land herbeizuführen. Die Rechte wiederum ist noch durch ihre
       Niederlage von 2012 und mehr noch durch ihre Führungsstreitereien
       diskreditiert“, analysiert eine andere Regionalzeitung, das Journal de la
       Haute-Marne. Derselbe Kommentar ermahnt die etablierten Parteien PS und
       UMP, sie hätten „nichts zu gewinnen, wenn sie sich bloß gegenseitig
       bezichtigen, am Vormarsch [des FN] schuld zu sein“.
       
       ## Das Schreckgespenst macht keine Angst
       
       FN-Parteichefin Marie Le Pen feiert den Sieg ihres Kandidaten als
       Schiffbruch der heimlichen Allianz zwischen UMP und PS. Die Wahl von
       Brignoles macht deutlich, dass das Rechtsextreme des FN einen wachsenden
       Teil der französischen Wähler nicht ängstigt und das Fuchteln mit dem
       Schreckgespenst des Faschismus nicht mehr zieht.
       
       Viele Franzosen und Französinnen sehen heute im FN eine Partei, die sich
       nur dadurch von den anderen unterscheidet, dass sie noch nie an der Macht
       war und deswegen weniger korrumpiert sei. Sie betrachten darum den FN als
       die wahre Opposition und Alternative zur gegenwärtigen Linksregierung.
       Zudem macht sich der FN mit der Forderung nach einem Austritt aus dem Euro
       und einer protektionistischen Wirtschaftspolitik die wachsende EU-Skepsis
       zunutze.
       
       Wahlarithmetisch ergibt zudem auch eine punktuelle Allianz von Bürgerlichen
       und Linken wie in Brignoles nicht mehr automatisch eine Mehrheit, um die
       extreme Rechte auf Distanz zur Macht und Verantwortung zu halten. Noch vor
       der ausgiebig kommentierten Wahl in Brignoles hatte das Magazin Le Nouvel
       Observateur mit einer Umfrage aufgeschreckt, nach der bei den Europawahlen
       im kommenden Mai der FN mit 24 Prozent vor UMP (22) und PS (19) als
       stimmenstärkste Partei abschneiden werde.
       
       14 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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