# taz.de -- Die Wahrheit: Prall sein ist alles!
       
       > Wer körperliche Betätigung langweilig findet, hat nur nicht richtig
       > hingeschaut: Die wirklich wichtigen Disziplinen für Körper und Geist.
       
 (IMG) Bild: Schleswig-Holstein-Spiele in Flensburg. Hier die Disziplin Bierathlon.
       
       Sie finden Sport scheiße, doof und langweilig? Das muss nicht sein!
       Womöglich haben Sie sich den falschen Disziplinen gewidmet. Geben Sie der
       körperlichen Ertüchtigung noch eine Chance und treten Sie zur neuen
       ultimativen Wahrheit-Olympiade an. Und dabei nicht das Motto vergessen:
       Prall sein ist alles! 
       
       ## Bierathlon
       
       Der Klassiker: Der Bierathlon besteht eigentlich aus zwei Disziplinen, bei
       denen Schnelligkeit und Treffsicherheit gleichermaßen gefragt sind.
       Einerseits trinken die konkurrierenden Teilnehmer rundenweise um die Wette.
       Doch jedes Mal,wenn die Biergläser geleert sind, wirft man sie möglichst
       zielgenau auf hereinkommende Touristen. Wer diese verfehlt, muss eine
       Strafrunde fürs ganze Lokal ausgeben. Gewonnen hat der, der als Erstes
       nicht mehr stehen kann.
       
       ## Bowling
       
       Verwandt mit dem Bierathlon und doch ganz anders. Hierzu braucht es
       zunächst eine möglichst umdrehungsstarke Bowle, die es, so schnell es geht,
       auszulöffeln gilt – inklusive der Früchte. Wer den letzten Löffel genommen
       hat, schnappt sich die leere Schale und rennt los. Am Ende des Tresens muss
       ein Touch-down gemacht werden. Gesteigerte Variante: Super-Bowl.
       
       ## Diskowerfen
       
       Nichts für Stubenhocker, hier sind Leute gefragt, die nicht nur gerne
       ausgehen, sondern dabei auch kompromisslos soziale Kontakte suchen.
       Passende Austragungsstätte, die sogenannten Diskotheken, sind in größeren
       Städten nur noch schwer zu finden, auf Dörfern ist die Infrastruktur
       besser. Anders, als Laien oft vermuten, werden in dieser Disziplin nicht in
       erster Linie die Disks des DJs über die Tanzfläche geworfen. Dafür gibt es
       lediglich Haltungsnoten, die bloß marginal in die Bewertung einfließen.
       Geworfen werden hier die Besucher des betreffenden Etablissements. Die
       Sieger werden am Ende mit Rauswurf durch den Türsteher und vorübergehendem
       Lokalverbot ausgezeichnet.
       
       ## Sixpack-Pumpen
       
       Diese Disziplin eignet sich hervorragend als Einstieg in die Welt des
       „Liquid Sport“. Frühförderung durch die Eltern kann auf diesem Wege schon
       Minderjährigen elementare Erfahrungen nahebringen. Funny van Dannen besang
       das generationenübergreifende Treiben folgendermaßen: „Saufen, saufen,
       saufen / Saufen, fressen und ficken / Saufen, saufen, saufen / Und die
       Kinder Bier holen schicken“. Wichtig für die weitere Karriere der
       Nachwuchstalente ist dabei, dass sie nicht nur die Sixpacks schleppen (und
       das Leergut zurückbringen), sondern beizeiten auch selber mal einen Schluck
       nehmen. Da ist Orientierung an den vorbildlichen Eltern angesagt.
       
       ## Zehnkampftrinken
       
       Wir kommen nun in einen Bereich, bei dem erfahrene Leistungssportler
       gefragt sind. Der Verzehr einer breiten Palette (mindestens zehn)
       hochprozentiger Produkte in kurzer Zeit wurde schon von Graham Greene in
       seinem Roman „Unser Mann in Havanna“ literarisch geadelt:
       Staubsaugervertreter James Wormold spielt in dem Buch Dame gegen
       Polizeichef Segura, wobei die Spielsteine aus kleinen Whisky-Fläschchen
       bestehen – zwölfmal Bourbon gegen zwölfmal Scotch. Wer schlägt, muss
       trinken. Hiesige Sportler können auf regionale Produkte zurückgreifen:
       Kräuter und Korn gibt es hierzulande in ausreichender Zahl.
       
       ## Gesichtheben
       
       Der Zweck dieser Sportart erschließt sich nicht auf den ersten Blick, doch
       für all jene, die wirklich zu den Erfolgreichen gehören wollen, ist sie
       Pflichtprogramm. Mit fortschreitendem Training anderer Disziplinen kann es
       vorkommen, dass die Muskeln schlapp machen und das Gesicht auf den Tresen
       sinkt. Bleiben Sie stark und heben Sie es an, damit Ihre Konkurrenten
       sehen, Sie haben noch Kraft, Sie sind noch nicht geschlagen. Das schützt
       auch in kritischen Momenten davor, vom Kneipenschiri disqualifiziert zu
       werden.
       
       ## Maskenball
       
       Bei diesem Mannschaftssport tun sich all jene zusammen, die beim
       Gesichtheben ausgeschieden sind, aber sportlich noch etwas geben können.
       Die Chance, sich bei dieser Disziplin für die Nachwelt zu verewigen, stehen
       sehr gut. Die Mannschaft benötigt dafür lediglich eine Digitalkamera und
       den sofortigen Zugang zu sozialen Netzwerken. Die an bizarre Lebensformen
       erinnernden Gesichtsmasken haben sich in der Regel von selbst aufgesetzt.
       Schwieriger ist es, den Auslöser zu finden und die Bilder hochzuladen. Die
       Mühe wird spätestens am nächsten Tag durch viele Kommentare von „Freunden“
       aller Art belohnt.
       
       ## Riesenslalom
       
       Den krönenden Abschluss eines jeden sportlichen Tages ist der Riesenslalom,
       der sich ideal für den Nachhauseweg vom Work-out empfiehlt. Sie müssen dazu
       eigentlich nichts weiter tun. Wenn Sie einige der vorangegangenen
       Disziplinen ordnungsgemäß absolviert haben, werden Sie den Riesenslalom wie
       von Geisterhand und mit Bravour meistern.
       
       17 Oct 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Gückel
 (DIR) Lars Klaassen
       
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