# taz.de -- Dortmund in der Champions League: Sahin hat genug von Pausen
       
       > Borussia Dortmund ist Nuri Sahins Berufung. Er musste Umwege gehen, um
       > anzukommen. Gegen Arsenal könnte es wieder „ein geiler Abend“ werden.
       
 (IMG) Bild: Nuri Sahin ist ein kompletter Fußballer geworden
       
       DORTMUND taz | Es gibt bekanntlich sehr unterschiedliche Meinungen über die
       Flut der Belanglosigkeiten, mit denen Fußballprofis und andere Stars ihre
       Fans via Twitter und Facebook Zeit rauben, und auch Borussia Dortmunds Nuri
       Sahin ist ein Mann, der diese Kanäle bedient. Nach dem 2:1-Sieg beim FC
       Arsenal, der am Mittwochabend zum Rückspiel im Westfalenstadion zu Gast
       ist, [1][verkündete der Mittelfeldspieler]: „Geiler Abend im Tempel.“
       
       Am Abend des Sieges auf Schalke verschickte Sahin ein Bild. Er hatte gut
       gespielt, ein schönes Tor geschossen, und als Bonbon erhielten seine
       Twitterfreunde ein privates Foto. Mit dem schlafenden Sahin, der seinen
       Sohn Ömer, 2, im Arm hält, die beiden sind umgeben von Plüschtieren. Ein
       Bild, das den Augenblick perfekt beschrieb.
       
       Spätestens an diesem Tag war Nuri Sahin nach seinem Streifzug über Madrid
       und Liverpool wieder zu Hause angekommen: im westfälischen Meinerzhagen, wo
       er aufwuchs und wo sein Familienclan lebt. Dort ist auch seine Cousine
       Tugba, die er 2007 heiratete, groß geworden. Es war der Tag, an dem Sahin
       endgültig wieder zur tragenden Figur im Dortmunder Mannschaftsgefüge
       geworden war. „Ich habe gemerkt, dass ich nur hier sein will“, hat Sahin
       gesagt, als er sich im vorigen Winter von Real Madrid nach Dortmund
       ausleihen ließ. Nun wollen die Dortmunder Sahin für rund 7 Millionen Euro
       zurückkaufen.
       
       In den vergangenen drei, vier Wochen wurde deutlich, wie wertvoll Sahin für
       dieses Team ist. Im Winter bezeichnete Klopp das Leihgeschäft noch als
       „wahnsinnigen Luxus“, schließlich hatte er mit Ilkay Gündogan einen
       Nachfolger für den 2011 nach Madrid abgewanderten Strategen gefunden. In
       den wichtigen Spielen der Vorsaison musste Sahin meist zuschauen. Doch seit
       Gündogan sich mit einer Rückenverletzung herumplagt, führt wieder Sahin
       Regie im BVB-Zentrum, nicht ganz so filigran, dafür aber raumgreifender und
       defensivstärker. „Es war mein großes Ziel, in der Champions League nicht
       mehr überwiegend auf der Bank zu sitzen“, sagt er, „ich hatte genug
       Pausen.“
       
       Seine Geschichte des Scheiterns in Madrid und dem FC Liverpool ist oft
       erzählt worden, er hatte Pech mit Verletzungen, aber er fühlte sich auch
       nie so heimisch wie in seinem vertrauten westfälischen Eckchen. Und
       offenbar brauchte er diese Erfahrung, um endgültig beim BVB anzukommen, der
       während vieler Jahre eine Nummer zu klein schien für den mittlerweile
       25-jährigen Fußballer.
       
       ## „Es hing uns zum Hals raus“
       
       Immer noch ist er der jüngste Spieler, der je in der Bundesliga eingesetzt
       wurde, 16 war er damals, und die Dortmunder ächzten unter den Folge der
       Finanzkrise. Bis heute gibt es keinen jüngeren Torschützen in der Liga,
       2005 gewann er mit der Türkei die U17-WM, und Arsène Wenger, der Trainer
       des FC Arsenal, sagte: „Sahin ist derzeit weltweit das größte Talent unter
       18 Jahren.“
       
       Die Londoner boten 2,8 Millionen Euro für den 16-Jährigen, was der BVB
       ablehnte. Danach sah Sahin, wie ebenso junge Spieler wie Fàbregas, Nasri
       oder Walcott beim FC Arsenal zu Stars wurden, während er selbst mit dem
       international bedeutungslosen BVB im Niemandsland der Bundesligatabelle
       herumdümpelte. „Es hing uns zum Hals raus, als wir 2008 unter der Anleitung
       von Jürgen Klopp oft eine halbe Stunde im Training ohne Ball verschieben
       mussten“, erinnert er sich an die ersten Zeit unter Klopp. Aber die Arbeit
       hat sich gelohnt.
       
       Sahin ist ein kompletter Fußballer geworden, er scheint seine Augen überall
       zu haben. Und die Erfahrungen in Madrid und Liverpool haben ihn menschlich
       reifen lassen. Zuletzt kritisierte er sich selbst dafür, dass ihm die
       Torgefahr fehle, dass seine Standards nicht effektiv genug seien. Auf
       Schalke erzielte er einen großartigen Treffer und gegen Stuttgart am
       vorigen Freitag schlug er die Ecke zum 1:1.
       
       Diese Erfolgsmomente geben ihm „noch einen Schub“ für die Arsenal-Partie,
       sagt er. Die Londoner in der Champions League gleich zweimal zu besiegen
       wäre gewiss eine Bestätigung für den unkonventionellen Weg zurück.
       
       6 Nov 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://twitter.com/nurisahin05
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Theweleit
       
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