# taz.de -- Kreuzfahrtboom: Das Geschäft mit den Traumschiffen
       
       > Die Passagierzahlen in Hamburg wachsen ungehemmt weiter. Ein dritter
       > Terminal dringend notwendig. Mit Landstrom soll die Luft in der Stadt
       > sauberer werden.
       
 (IMG) Bild: Anstehen zum Bettenwechsel: Geduldige Fahrgäste am Sonntag vor der Queen Mary 2 in der Hafencity.
       
       HAMBURG taz | Die Schlange war nicht zu übersehen, das Einchecken zum
       Bettenwechsel wurde zur Geduldsprobe. Fast 200 Meter lang standen neue
       Fahrgäste am Sonntagvormittag vor der Queen Mary 2 (QM2) am
       Kreuzfahrt-Terminal in der Hafencity an. Das Geschäft mit dem
       Traumschiff-Tourismus floriert in Hamburg, und das droht zum Problem zu
       werden: Die Kapazitäten müssten „dringend ausgebaut werden“, fordert Stefan
       Behn, Vorstandschef des Hamburg Cruise Center auf der
       Bilanz-Pressekonferenz an Bord der QM2.
       
       Eben das sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) zu. Ein dritter
       Passagier-Terminal nach Hafencity und Altona solle zur Saison 2015 seinen
       Betrieb aufnehmen. Noch in diesem Jahr werde der Senat für den Terminal am
       Kronprinzkai grünes Licht geben, die Bürgerschaft solle Anfang 2014
       zustimmen, so Horchs Fahrplan.
       
       Das Problem: Dieser Terminal auf Steinwerder soll nur eine Interimslösung
       für etwa zehn Jahre sein. Dann würden dessen Flächen, so die offizielle
       Hafenplanung, für den Warenumschlag im künftigen Central Terminal
       Steinwerder (CTS) benötigt. Mithin wird sich die Hamburger Politik in naher
       Zukunft entscheiden müssen, welche Entwicklungsschwerpunkte sie setzen
       will: Menschen oder Container.
       
       Behns Antwort ist klar: Passagiere. „Es wird so weitergehen“, prophezeite
       er weiterhin enorme Wachstumsraten für die kommenden Jahre. Gegenüber 2010
       haben sich die Fahrgastzahlen in Hamburg mehr als verdoppelt, der Zuwachs
       im laufenden Jahr gegenüber 2012 dürfte bei knapp 30 Prozent liegen (siehe
       Kasten). Nach Berechnungen der Handelskammer lag die Wertschöpfung der
       Kreuzschifffahrt in Hamburg im Jahr 2012 bei rund 270 Millionen Euro, mehr
       als 1.500 Arbeitsplätze sind hier von der Branche abhängig.
       
       Für das laufende Jahr gibt Behn den Anteil der Turnaround-Gäste mit 94
       Prozent an. Somit beginnen oder beenden etwa eine halbe Million Menschen
       ihre Schiffsreise in Hamburg und sorgen hier für Umsatz. Viele übernachten
       und shoppen noch in der Stadt, und auch diejenigen, die direkt via
       Hauptbahnhof oder Flughafen nach Hamburg kamen oder es wieder verlassen,
       geben noch so manchen Euro hier aus.
       
       Und das dürfte noch mehr werden. Denn die Kreuzfahrtreederei Aida will ab
       dem 20. Juni 2015 ihr neues Schiff „Aidaprima“ in Hamburg stationieren.
       Jeden Samstag soll der Luxusliner für 3.300 Passagiere von hier zu einer
       siebentägigen Rundreise zu nordwesteuropäischen Zielen starten. Allein
       dieses Schiff bietet übers Jahr eine Kapazität von weiteren 150.000
       Fahrgästen.
       
       Weil das alles nicht ohne ökologische Auswirkungen ist, bekräftigte Horch,
       dass der Terminal in Altona mit einer Landstromanlage ausgestattet werde.
       Diese könnte im Herbst 2015 in Betrieb gehen, sodass die Schiffe während
       der Liegezeit die Dieselmotoren abschalten können. Dadurch wird der Ausstoß
       von Luftschadstoffen reduziert. Bereits ein Jahr früher soll der Terminal
       in der Hafencity durch Power Barges versorgt werden können. Das sind auf
       Schuten montierte Gaskraftwerke, die Strom für die Kreuzfahrtschiffe mit
       Flüssiggas erzeugen.
       
       Für Hamburg und für die Traumschiff-Branche, sagt Horch, „ist dieses
       saubere Image wichtig“.
       
       10 Nov 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven-Michael Veit
       
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