# taz.de -- DFB-Quartier in Brasilien: Weit weg
       
       > Der Deutsche Fußball-Bund gibt bekannt, wo die Nationalelf während der WM
       > absteigen wird. Wird es ein kleines Nest ohne Kanalisation?
       
 (IMG) Bild: Schon schön: Bundestrainer Joachim Löw (rot) weiß die Strände Brasilien zu schätzen.
       
       BERLIN taz | Die deutsche Nationalmannschaft versteckt sich gern. Wenn sie
       bei großen Turnieren nicht gerade vor einem Millionenpublikum spielt, dann
       zieht sie sich in ein heimeliges Quartier zurück, in eine Herberge, die
       weit abseits liegt und wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Das letzte
       Mal, dass die DFB-Truppe in der Stadt wohnte, das war bei der
       Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.
       
       Man [1][residierte] seinerzeit in Grunewald, in einem Berliner Stadtbezirk,
       der so gar nichts von Berlins Urbanität und Szeneleben hat. Während
       Exbundestrainer Jürgen Klinsmann sich zumindest in den bürgerlichen
       Speckgürtel der Hauptstadt wagte, sind sein Nachfolger Joachim Löw sowie
       Manager Oliver Bierhoff echte Landeier.
       
       Stets frönte man dem Eskapismus auf Fünf-Sterne-Niveau. Stets waren die
       Schotten dicht, zuletzt [2][in der roten Wüstenei bei Pretoria] (WM 2010)
       und dem [3][Walddomizil im polnischen Badeort Sopot] (EM 2012). Damit der
       gestresste Nationalspieler keine weiten Wege zurücklegen muss, wird auch
       gern mal ein neuer Trainingsplatz für ein hübsches Sümmchen angelegt.
       
       Das WM-Quartier für das Championat im Sommer wurde nach dem
       althergebrachten Kriterium ausgesucht: bloß weg vom Rummel und von größeren
       Weltbewegungen. Heute wird der exakte Standort der Weltflüchtigen vom
       Deutschen Fußball-Bund in kleiner Journalistenrunde in Frankfurt am Main
       benannt. Drei Luxusherbergen sind noch im Rennen. Gehandelt werden Porto
       Seguro südlich von Salvador, Praia do Forte, 80 Kilometer nördlich der
       drittgrößten Stadt Brasiliens, und ein exklusives Golf Resort in Itu im
       Bundesstaat São Paulo.
       
       ## Anfahrt mit der Fähre
       
       Es spricht einiges dafür, dass es die Absteige in Porto Seguro, genauer
       Santo André wird. So berichten es zumindest Anwohner der
       800-Seelen-Gemeinde der taz, die Kotrainer Hansi Flick und Bierhoff
       mehrfach gesichtet haben in den vergangenen Monaten. Die Spielorte der
       DFB-Elf in der Vorrunde, Fortaleza, Recife und Salvador, wären relativ
       elegant zu erreichen. Ein Flughafen befindet sich in Porto Seguro, etwa 40
       Kilometer von Santo André entfernt.
       
       Das Quartier wäre nur mit einer Fähre zu erreichen und die nächste größere
       Stadt, Salvador, ist etwa 500 Kilometer weit weg. Der DFB hätte somit sein
       Modell der Landflucht auf die Spitze getrieben. Investor der Anlage ist
       Christian Hirmer, der in München auch ein Modehaus betreibt. Als
       Vermittlungsagentur fungierte Lide, „das größte und einflussreichste
       Unternehmernetzwerk Brasiliens“, wie es auf der Webseite heißt. Lide
       vertritt auch deutsche Firmen wie VW, Audi oder Mercedes in Brasilien.
       Mercedes sponsert im Übrigen die deutsche Nationalmannschaft und soll sich
       auch ums letzte WM-Quartier in Südafrika ein wenig gekümmert haben.
       
       In dem Nest Santo André gibt es bisher aber noch recht wenig: keine
       Kanalisation, keine Infrastruktur. Die Versorgung mit Trinkwasser und einem
       stabilen Internet ist problematisch. Angeblich wurden 1.000 Reservierungen
       gemacht, unter anderem für 350 Journalisten. Noch wird nach
       taz-Informationen eifrig Tag und Nacht und ohne Rücksicht auf
       Bebauungsgrenzen gewerkelt. Der Bauschutt wird angeblich in ein unter
       Naturschutz stehendes Sumpfgebiet geschüttet.
       
       Spätestens im Mai sollte der letzte Presslufthammer verstummt und der
       Trainingsplatz fertig sein. Denn unsere DFB-Titelaspiranten wollen ihre
       Ruhe, um Großes zu vollbringen.
       
       13 Dec 2013
       
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