# taz.de -- Verlängerung am Stadttheater: Der neue alte Intendant
       
       > Auch nach vier Jahren ist Intendant Ulrich Mokrusch noch immer begeistert
       > von Bremerhaven – und hat seinen Vertrag beim Stadttheater bis 2020
       > verlängert
       
 (IMG) Bild: "Durchlauferhitzer" mit 140.000 BesucherInnen pro Spielzeit: das Stadttheater Bremerhaven.
       
       Im vierten Jahr führt Intendant Ulrich Mokrusch nun das Stadttheater
       Bremerhaven. Die erste Spielzeit unter seiner Leitung hatte seinerzeit
       überregional Aufmerksamkeit erregt. Aber auch beim Bremerhavener Publikum
       ist der ästhetische Wandel gut angekommen. Nun hat Mokrusch seinen Vertrag
       um weitere fünf Jahre bis 2020 verlängert.
       
       Dass Mokrusch das Stadttheater Bremerhaven nicht im Jahresrhythmus neu
       erfinden kann, versteht sich von selbst – sich auf dem Erreichten
       auszuruhen, hat Mokrusch allerdings auch nicht vor: „Wir haben hier viel
       bewegt, und ich glaube, da geht auch noch was“, sagt er. „Wir haben jetzt
       eine sehr enge, intensive Verbindung mit der Stadt, und viele Kooperationen
       ergeben sich fast von allein.“
       
       Eine Herzensangelenheit Mokruschs, der vor Beginn seiner Zeit in
       Bremerhaven Stellvetreter der Generalintendantin des Nationaltheaters
       Mannheim war, ist das Junge Theater. Das bietet seit der Spielzeit
       2011/2012 im Kulturzentrum Pferdestall nicht nur Inszenierungen, sondern
       auch Workshops, Nachgespräche und Probenbesuche an. „Wir haben jetzt ein
       Modell mit Partnerschulen aufgebaut, das gerade beginnt“, erzählt Mokrusch.
       „16 Partnerschulen haben sich verpflichtet, mit ganzen Jahrgangsstufen zu
       kommen. Das war einer meiner härtesten Kämpfe hier, weil die Lehrer ja sehr
       autonom sind. Ich hab immer gesagt: Es reicht nicht, dass immer nur der
       theaterbegeisterte Deutschlehrer mit seiner Klasse kommt. Wir brauchen eine
       Verabredung, die jenseits von gutem Willen ist, wo Theater zum Schulprofil
       gehört wie Sport. Dann entsteht irgendwann auch so etwas wie kulturelle
       Bildung, die Chance, Theater jenseits vom Weihnachtsmärchen zu entdecken.“
       
       Darüber hinaus stehen vor allem zwei Dinge auf der Agenda: Letztes Jahr
       wurde die Pauluskirche in Bremerhaven-Lehe zur Kulturkirche umgewidmet.
       Hier sieht Mokrusch Potenzial für eine längerfristige Zusammenarbeit: „Die
       wollen mit uns stärker zusammenarbeiten, und wir auch gern mit denen. Da
       gibt es zwei Stoßrichtungen. Das eine Thema ist das Verschwinden der
       Institution Kirche. Es ist ja schon erstaunlich, wie stark Kirche in den
       letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren hat. Das andere ist, wie wir
       heute glauben und wozu Glaube in einer säkularisierten Gesellschaft dient.
       Daraus kann man einen schönen Spielplan machen, man kann auch ein
       Rechercheprojekt daraus machen, man kann aber auch bei denen spielen oder
       zusammen etwas machen.“
       
       Das andere Projekt, das den Intendanten derzeit umtreibt, ist die Auflösung
       des starren Spartengedankens: „Ich würde gerne interdisziplinärer arbeiten.
       Im Grunde ist ja ein Dreispartenhaus prädestiniert dafür. Wir haben das mit
       ,Fairy Queen‘ schon einmal verbunden, aber ich würde gerne mehr Modelle
       entwickeln, wie Formen von Zusammenarbeit gehen könnten.“ Dass ein eher
       kleines Haus wie das Bremerhavener Stadttheater ein Durchlauferhitzer ist,
       musste Mokrusch auch zur Kenntnis nehmen: Auf Dramaturgenebene, aber auch
       im Musiktheater- und Schauspielensemble gab es eine Reihe von Wechseln zu
       verzeichnen. „Das hat mich am Anfang schon gestört, aber wenn du junge,
       hungrige Leute engagierst, musst du dich nicht wundern, wenn sie jung und
       hungrig sind“, sagt Mokrusch. Zu einem Qualitätsverlust muss das ohnehin
       nicht zwangsläufig führen, solange neue Leute nachrücken. Während im
       Schauspiel und Ballett das Niveau stabil geblieben ist, haben die
       Neuzugänge im mittlerweile fast vollständig erneuerten Opernensemble zu
       einem echten Qualitätssprung geführt. Inszenierungen wie der „Barbier von
       Christian von GötzSevilla“ haben das eindrucksvoll beweisen. „Es ist schon
       verrückt, dass jemand wie der Bariton Filippo Bettoschi aus Mailand hierher
       kommt, um zu den ganz normalen Preisen hier im Festengagement zu singen.“
       
       Und das Publikum honoriert das Programm: „Wir haben rund 140.000 Besucher
       pro Spielzeit, das sind konstant 10.000 Besucher mehr als bei meinem
       Vorgänger“, sagt Mokrusch. „Es gibt eine hohe Akzeptanz, es hat überhaupt
       keinen Einbruch gegeben bei den Abonnements oder bei den Verkaufszahlen.
       Das hätte ja auch passieren können.“
       
       ## Kommende Premieren in Bremerhaven: 12. 1.: „Songs“, Tanzabend von Sergei
       Vanaev (Stadttheater), 17. 1.: „Nipple Jesus“ von Nick Hornby (Kunstmuseum)
       
       ##
       
       26 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Schnell
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Intendant
 (DIR) Bremerhaven
       
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