# taz.de -- Berliner Szene: Gehört dem Sponsor
       
       > Samstagabend ins Mainstreamkino? Keine so gute Idee. Andererseits ist es
       > ein billiger Fall von Tourismus zu Hause.
       
 (IMG) Bild: Schwerelos im Weltall, all der Ritter-Sport-Schokolade zum Trotz.
       
       Eine 50-Meter-Schlange vor dem Kino am Alexanderplatz, Samstagabend, Prime
       Time. Vor uns zwei Jungs, die sich „Thor 3" anschauen wollen, der eine in
       Shorts und T-Shirt, es sind höchstens 3 Grad plus, aber er meint, er friere
       nicht, die Ärzte wüssten auch nicht, wieso.
       
       Der Film, den wir sehen möchten, „Gravity" mit Sandra Bullock und George
       Clooney, ist ausverkauft, also schauen wir ins Smartphone, wo er sonst noch
       läuft, und fahren dann zum Potsdamer Platz. Da noch Zeit ist, besuchen wir
       die Bar im Erdgeschoss. Es riecht nach Bratfett, zwei große
       Flachbildschirme zeigen prasselndes Kaminfeuer, im Hintergrund läuft Muzak
       mit Flamenco-Gitarren. Wir befinden uns im Zentrum des konsumistischen
       Irrsinns.
       
       Am Tisch gegenüber sitzen zwei junge Frauen und beugen sich über einen
       Stadtplan. Das kleine Bier kostet 3,30 Euro. Die beiden, von meinem Platz
       aus kann ich nur die Dunkelhaarige erkennen, die andere ist blond, haben
       Burger bestellt, die sie mit Messer und Gabel essen. Ein Wochenende in der
       großen Stadt, Flucht vor Ehemännern und Kindern, Besuch in der
       Mainstreamwelt.
       
       Kurz darauf gehen ins Untergeschoss. „Gravity", Weltraumoper, Samstagabend,
       13 Euro. Wir sitzen im Ritter-Sport-Saal, in dem jede Sitzreihe nach einer
       anderen Geschmacksrichtung ausgekleidet ist. Unsere Reihe ist mintgrün, wir
       sitzen also in der Pfefferminzreihe. Es ist tatsächlich wie in D. F.
       Wallace’ „Unendlicher Spaß", in dem selbst die Jahreszahlen an Sponsoren
       vergeben werden: Das Jahr des mäuschenstillen Geschirrspülers kann nicht
       mehr weit sein.
       
       Alles wird verkauft. Natürlich läuft der entsprechende Spot der
       Schokoladenfirma kurz vor dem Hauptfilm. Ohne dass es Gratisriegel gegeben
       hätte. Im Film befinden wir uns dann unmittelbar im nahen Weltall –
       ausgerüstet mit 3-D-Brillen. Die waren im Preis inbegriffen.
       
       27 Dec 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rene Hamann
       
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