# taz.de -- Kommentar Euro in Lettland: Neue Währung, alte Probleme
       
       > Die Regierung in Riga setzt auf den Euro. Die Probleme des Landes werden
       > mit der Gemeinschaftswährung nicht gelöst.
       
 (IMG) Bild: Der ist gegangen, der andere angekommen: Lats und Euro in Lettland.
       
       Nun haben sie ihn also, den ungeliebten Euro. Für die LettInnen war die
       Gemeinschaftswährung schon vor seiner Einführung so teuer, wie noch für
       kein anderes Land der Euro-Zone. Erkaufen musste ihn die Bevölkerung über
       eine radikale Austeritätspolitik mit Lohnsenkungen, hoher Arbeitslosigkeit
       und Sozial-„Reformen“, die viele Menschen im nunmehr ärmsten Euro-Land noch
       ärmer machten.
       
       Alternative Wege zur Überwindung der Finanzkrise, wie etwa in Island die
       Banken an den Kosten zu beteiligen oder die Währung abzuwerten, galten als
       tabu. Sie hätten ja den politisch gewollten Euro-Beitritt um Jahre
       verzögert.
       
       Die wirklichen Probleme Lettlands wird der Euro nicht lösen. Die
       Bevölkerung schrumpft seit Jahren dramatisch. Vor allem die Jungen und
       Gutausgebildeten sehen keine Zukunft mehr in ihrem Land. Hunderttausende
       sind angesichts von Niedriglöhnen, Korruption und einem stetig mehr
       verfallendem Bildungs- und Gesundheitssystem in den Westen emigriert.
       
       Einwanderung könnte ein Rezept zur Milderung der demographischen Krise
       sein, doch kein EU-Land ist so einwanderungsskeptisch wie Lettland.
       Ultranationalisten haben eine Schlüsselrolle in der Regierung und bremsen
       immer wieder eine wirkliche Öffnung des Landes zu Europa.
       
       Für die Euro-Zone wird der Beitritt Lettlands zunächst nicht viel ändern.
       Der Klub wächst auf 18 Mitglieder, bevölkerungsmässig aber gerade einmal um
       0,6 Prozent, bei der Wirtschaftsleistung sogar nur um 0,3 Prozent. Dass
       aber auch Länder, die nur halb so viel Einwohner haben wie Lettland, viele
       Milliarden Euro teuren Ärger bereiten können, hat Zypern bewiesen.
       
       Und auch wenn Brüssel die Bedenken gegen Lettlands gefährlich labiles
       Bankensystem einfach unter den Teppich kehrte: Verschwunden sind die
       Probleme damit nicht.
       
       1 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reinhard Wolff
       
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