# taz.de -- Mützen aus Haustierfell: Tote Katzen statt Polyester
       
       > Aus China importierter Haustierpelz gelangt auf den deutschen
       > Textilmarkt. Tierschützer fordern daher eine Etikettierungspflicht.
       
 (IMG) Bild: Protestaktion gegen die Züchtung von Tieren nur für ihren Pelz.
       
       BERLIN taz | Die Entschuldigungen kamen per Facebook. Sowohl die Modemarke
       Tom Tailor als auch die Drogeriekette Müller bedauerten offiziell,
       Wintermützen mit Bommeln aus Katzenfell verkauft zu haben. Es handle sich
       um einen Einzelfall, schrieb das Label. „Bei Tom Tailor ist die
       Verarbeitung von Echtpelz grundsätzlich untersagt.“ Müller versicherte,
       „dass wir euch keinesfalls bewusst täuschen wollten“. Die Verzierungen
       waren als Kunstfell deklariert. Darauf hatte der Tierschutzverband
       AnimalsLiberty aufmerksam gemacht.
       
       In der EU gibt es seit 2009 ein Importverbot von Haustierfellen. Allerdings
       gibt es generell bei Pelzen keine Kennzeichnungspflicht, durch die der
       Verbraucher erfahren würde, wo Tiere herkommen und wie sie gehalten wurden.
       „Tierfell ist auf dem globalisierten Markt billiger als Kunstfell“, sagt
       Julia Akra von AnimalsLiberty.
       
       Der Grund dafür liegt in China, von wo 85 Prozent des weltweiten Angebots
       stammt. Jährlich werden in der Volksrepublik etwa 70 Millionen Tiere wegen
       ihres Pelzes getötet. Und schon ihre Haltung findet unter grausamen
       Bedingungen statt.
       
       Nach Recherchen der Tierschutzorganisation Peta werden die Katzen zu
       Tausenden in Transporter gequetscht, wo sie hungern und dehydrieren, bis
       sie erschlagen, erdrosselt oder bei lebendigem Leibe gehäutet werden. Um
       die Nachfrage zu stillen, werden laut der Tierschutzorganisation Humane
       Society International auch Haustiere entführt. Um ihn zu reinigen und
       haltbarer zu machen, wird der Pelz danach mit Chemikalien wie dem
       nervenschädigenden Mittel Tetrachlorethen behandelt.
       
       Die Arbeiter, aber auch die späteren Konsumenten seien dem Gift praktisch
       ungeschützt ausgesetzt, so Peta-Kampagnenleiter Peter Höffken. Die
       Tierschutzorganisation Vier Pfoten fand bei Tests in vielen Pelzprodukten
       im deutschen Verkauf siebenmal so viel krebserregendes Formaldehyd wie
       erlaubt.
       
       ## Etikettierungen werden ausgetrickst
       
       Aktuell gelangt der verarbeitete Tierpelz oft unbemerkt nach Europa. Noch
       zieht dies keine Konsequenzen nach sich. Mit einer Etikettierungspflicht
       wäre den Tierschutzverbänden zufolge immerhin eine Rechtsgrundlage
       geschaffen, die es ermöglicht, illegale Importeure zu belangen.
       
       Dass das womöglich nicht reicht, zeigt das Beispiel USA, wo Felle bereits
       gekennzeichnet werden müssen. Ein gängiger Trick ist, das Katzenfell im
       Etikett mit Fantasienamen, wie „Maopee“ oder „Gayangi“ zu umschreiben.
       
       AnimalsLiberty glaubt deshalb, Käufer könnten nur sicher sein, kein
       Katzenfell zu bekommen, wenn sie auch auf Kunstpelz verzichten. Die
       Organisation will die Unternehmen mit einer Kampagne auffordern, „jeglichen
       echten und künstlichen Pelz“ aus den Kollektionen zu streichen.
       
       7 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lena Schneider
       
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