# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Katsche und der goldene Ball
       
       > Mit dem Ballon d'Or zeichnet die Fifa den Weltfußballer des Jahres 2013
       > aus. Den Fans ist das egal. Sie brauchen den Verband nicht bei der Wahl
       > ihrer Helden.
       
 (IMG) Bild: Helden brauchen keine Fifa: Katsche Schwarzenbeck in seinem Schreibwarenladen in München
       
       Ulrich H., der Fußballfunktionär, der sich ab März wegen
       Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten muss, kann sich niemand anders
       als Franck R. als Weltfußballer des Jahres 2013 vorstellen. Sollte der
       Franzose in Diensten des FC Bayern München, der sich wegen seiner Beziehung
       mit einer minderjährigen Prostituierten ab dem 20. Januar in Frankreich vor
       Gericht verantworten muss, die Auszeichnung der Fifa nicht erhalten, dann
       sei das „eine Riesensauerei“, so H.
       
       Der Präsident des Münchner Fußballklubs wittert miese Machenschaften bei
       der Fifa und kann sich nicht vorstellen, dass der Argentinier Lionel M.,
       gegen den in Spanien ermittelt wird, weil er zusammen mit seinem Vater
       Scheinfirmen gegründet haben soll, um Einnahmen aus Werbeverträgen an den
       Steuerbehörden vorbeischummeln zu können, schon wieder zum besten Spieler
       der Welt gewählt wird.
       
       Auch die Wahl des Portugiesen Cristiano Ronaldo, gegen den derzeit nichts
       vorliegt, fände Ulrich H. ziemlich daneben, befürchtet aber genau das, weil
       er in den Reihen der Fifa seit langem die größten Verbrecher überhaupt
       vermutet. Vielleicht kann er so etwas ja wirklich ganz gut beurteilen.
       
       Außer Ulrich H. beschäftigt die Verleihung des Ballon d’Or, die am Montag
       in Zürich vorgenommen werden soll, in Deutschland nicht allzu viele
       Fußballprotagonisten. Kein Wunder – die meisten Anhänger eines Klubs haben
       ihre ganz eigenen Helden und kommen bei der Verehrung dieser ganz gut ohne
       Fifa aus, die zur Verleihungsgala Leute wie den Sklavereiverharmloser Franz
       Beckenbauer und den Fußballbotschafter des katarischen
       Sklavenhalterrregimes, Zinedine Zidane, eingeladen hat.
       
       In München, der Wirkungsstätte von Ulrich H., lässt sich besonders gut
       beobachten, dass die Helden der Fans nicht immer die prominentesten
       Markenbotschafter der großen Sportartikelhersteller sind.
       
       Bis heute bleiben in München Passanten vor der Tür eines kleinen Ladens in
       der Ohlmüllerstraße 9 stehen, zeigen auf die Eingangstür und schweigen ein
       wenig. Und nicht selten kommt es vor, dass sich einer ein paar Tränen aus
       den Augen wischen muss, wenn er an Katsche Schwarzenbeck denken muss, den
       Vorstopper des FC Bayern der 1970er Jahre, der in ebenjener Ohlmüllerstraße
       einen Schreibwarenladen geführt hat.
       
       Auch nachdem Schwarzenbeck seinen Laden aufgegeben hat, müssen Bayernfans
       noch immer an ihren Katsche denken, wenn sie bei einem Bummel durch den
       Stadtteil Au an dessen ehemaligem Geschäft vorbeikommen.
       
       Solche Helden brauchen keine Fifa. Sie werden nie vergessen werden. Und die
       Frage, wie gut sie Fußball spielen konnten oder können, spielt bei der
       Verehrung eh nur eine untergeordnete Rolle.
       
       13 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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