# taz.de -- Fecht-Europameisterin Imke Duplitzer: Von der Planche ins Parlament
       
       > Die Fechterin Imke Duplitzer möchte das sportpolitische Profil der Grünen
       > schärfen. Deswegen tritt sie für die Partei bei der Europawahl im Mai an
       
 (IMG) Bild: Sucht neue Herausforderungen: Imke Duplitzer, hier bei den Olympischen Spielen 2012
       
       BERLIN taz | So voll war der Terminkalender von Imke Duplitzer im Monat
       Januar wohl noch nie. „Mir bleibt fast ein bisschen die Puste weg, ich
       investiere derzeit unheimlich viel“, sagt sie am Telefon. Heute fliegt sie
       zum Weltcup der Fechter nach Doha. Dort steht sie mit dem Degen auf der
       Planche. Das macht sie seit 22 Jahren auf höchstem Niveau.
       
       Daneben tritt sie seit etlichen Jahren als eine der wenigen mündigen
       Athleten in Deutschland auf der sportpolitischen Bühne auf; derzeit macht
       sie sich für die Anti-Putin-Kampagne „Principle 6“ stark. Gänzlich neu ist,
       dass Duplitzer, 38, Politikerin werden möchte. Erst im Dezember 2013 ist
       sie Mitglied bei den Grünen geworden, und schon in diesem Frühjahr möchte
       sie im Europaparlament sitzen.
       
       Doch bis dahin ist es ein weiterer Weg als ins Finale einer
       Fechtweltmeisterschaft, denn Duplitzer muss Anfang Februar bei der
       Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in Dresden gegen viele Konkurrenten
       antreten, gegen Politprofis mit breiter Machtbasis und taktischem Gespür,
       gegen Leute wie Reinhard Bütikofer, Rebecca Harms oder Sven Giegold. Es
       geht um vordere Listenplätze. Eigentlich sollte Fechterin Duplitzer diesem
       Spiel gewachsen sein, denn es handelt sich hierbei ja um die politische
       Disziplin Hauen und Stechen.
       
       Duplitzer möchte unter die ersten zehn kommen in dem Wettbewerb, diesen
       sportlichen Ehrgeiz hat sie schon, und nur so weit vorn hätte sie auch die
       Garantie, dass sie in Straßburg Politik machen darf. „Ich möchte mich
       endlich einbringen, das ist mir ein Anliegen“, sagt Duplitzer.
       
       Noch kenne sie die Spielregeln des politischen Betriebs nicht so richtig.
       Kein Grund, das Risiko einer Kandidatur zu scheuen. „Es gibt doch nichts
       Öderes, als wenn man einen Versuchsballon steigen lässt und genau weiß,
       wohin der fliegt.“ Es wird auf jeden Fall eng zugehen beim Gerangel um
       vordere Listenplätze, denn nicht nur die Grünen rechnen damit, dass wegen
       der 3-Prozent-Hürde bei der Europawahl weniger Plätze zu vergeben sind.
       
       ## Faible für neue Gesichter
       
       Duplitzer, die prominente Quereinsteigerin, müsste, heißt es, eine
       grandiose, mitreißende Rede halten, will sie eine Chance haben bei der
       Delegiertenkonferenz. Die Grünen haben zwar durchaus ein Faible für neue
       Gesichter, aber das sportpolitische Profil ist in der Partei wenig
       ausgeprägt. Es gab vereinzelt engagierte Sportpolitiker wie den aktuellen
       Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, aber der
       Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, Michael Vesper, hat
       eben auch ein Parteibuch der Grünen.
       
       Er ist zuletzt eher ein Gegenspieler von Duplitzer gewesen, die ihre Hand
       in so ziemlich jede Wunde des modernen Eventsports gehalten hat. Sie
       prangerte Kommerzialisierung an, die Selbstherrlichkeit von Funktionären
       und die Entmündigung des Sportlers durch das Internationale Olympische
       Komitee. Sie sagte immer, was Sache ist und was sich kein anderer Sportler
       zu sagen traute. „Es war einfach Zeit, jetzt auch politische Verantwortung
       zu übernehmen“, sagt sie, „der Sport ist spätestens seit dem Olympischen
       Spielen von Peking weit in den politischen Bereich herübergerutscht.“
       
       Sport ist Politik, das ist ihr Credo. Es dürfte interessant sein, wie die
       nach eigener Aussage „sportnarrische“ Claudia Roth, aktuell Vizepräsidentin
       des Bundestags, zur Kandidatur von Duplitzer steht, denn die Sportlerin
       will sich auch gegen die „politische Instrumentalisierung des Sports durch
       die Politik“ einsetzen. Roth, eine Unterstützerin der Münchner
       Olympiakandidatur, hat sich hierbei als unkritische Claqueurin hervorgetan.
       
       Wahrscheinlich wird sie dann auch wieder mit der Standardfrage des grünen
       Milieus konfrontiert: „Bist du Realo oder Linke?“ Duplitzer hat auf diese
       Frage noch keine schlüssige Antwort gefunden, sie will es auch gar nicht:
       „Wer mit wem und warum, das ist mir zu kompliziert.“ Ihr geht es um die
       Sache. Manche werden das naiv finden, andere charmant. Sicher ist, dass
       Duplitzer frischen Wind in die Partei bringt – und ihre Art, aufzutreten:
       unverstellt, unverkrampft und manchmal sehr direkt.
       
       15 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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