# taz.de -- Argentinien lockert Devisenkontrolle: Alle wollen Dollar
       
       > Die Regierung in Buenos Aires hat auf den Wertverlust des Pesos reagiert.
       > Die Devisenkontrolle wurde aber nicht abgeschafft, sondern nur etwas
       > gelockert.
       
 (IMG) Bild: Männer mit hoher Stirn: Hunderter aus Argentinien und den USA.
       
       BUENOS AIRES taz | Argentinien lockert seine Devisenkontrolle. Ab Montag
       dürfen ArgentinierInnen wieder Pesos zum offiziellen Umtauschkurs in
       Dollars eintauchen. Was aber zunächst als Abschaffung der Devisenkontrollen
       bejubelt wurde, erwies sich schnell als nur eine leichte Lockerung. Nur mit
       der Genehmigung der argentinischen Steuerbehörde, die das monatliche
       Einkommen mit den monatlichen Ausgaben eines Umtauschwilligen gegenrechnet,
       darf die errechnete Summe Pesos in Dollars eingetauscht und muss als
       Spareinlage auf einer Bank angelegt werden.
       
       Die Regierung reagierte damit auf den Wertverlust des argentinischen Pesos
       gegenüber dem US-Dollar. Wirtschaftsminister Axel Kicillof sprach von einem
       „spekulativen Angriff“ durch den Ölmulti Shell. Dieser hätte am Donnerstag
       3,5 Millionen Dollar nachgefragt und eine Kaufpreis von 8,40 Peso pro
       Dollar geboten. Das habe den Sprung von 7,20 Pesos auf 8,40 Pesos für einen
       Dollar ausgelöst. Dann sei die Zentralbank eingesprungen und habe mit
       Dollarverkäufen den Kurs auf acht Pesos gedrückt.
       
       2011 hatte die Regierung begonnen, den freien Umtausch von Pesos in
       Fremdwährungen rigoros einzuschränken. Hintergrund ist der schwindende
       Bestand an internationalen Devisen. Ursachen dafür sind der internationale
       Schuldendienst und der jährlich steigende Import von Öl und Gas.
       
       Zudem wirft die Regierung den Sojaproduzenten vor, ihre Ernte aus
       Spekulationsgründen nicht zu verkaufen und so den Zufluss von Devisen aus
       dem Ausland zu drosseln. In den Scheunen und auf den Feldern liege nach
       Schätzungen des Wirtschaftsministeriums ein Lagerbestand von 3,5 Milliarden
       Dollar.
       
       In den letzten Jahren hatte die Regierung versucht den heimischen Peso in
       moderaten Schritten abzuwerten. In geringen Centavo-Schritten stieg der
       Kurs von 4,30 Peso für einen Dollar von Januar 2012 auf 6,45 im Dezember
       2013. Seit Jahresbeginn hat der Peso jedoch knapp 20 Prozent seines Wertes
       eingebüßt. Anfang des Jahres fielen dann auch noch die Dollarreserven der
       Zentralbank von einstmals über 50 Milliarden Dollar auf unter 30 Milliarden
       Dollar, den tiefsten Stand seit 2006.
       
       ## Maßnahme gegen den Schwarzmarkt
       
       Kabinettschef Jorge Capitanich begründete die jetzige Lockerung damit, dass
       jetzt ein angemessenes Umtauschverhältnis erreicht sei. Ohne es
       ausdrücklich zu benennen, soll mit der Maßnahme auch der Dollar-Handel auf
       dem Schwarzmarkt eingedämmt werden. Seitdem die Regierung den Umtausch
       einschränkt, hat sich die Schwere zwischen dem offiziellen Kurs und dem
       parallelen Kurs immer weiter geöffnet. Gegenwärtig müssen auf dem
       Schwarzmarkt knapp zwölf Pesos für einen Dollar hingelegt werden.
       
       Dennoch rechnete sich der Devisenkauf auf dem Schwarzmarkt auch für
       Kleinsparer. Wer über Pesos verfügt und sie nicht für den eigenen Konsum
       ausgeben will, versucht durch den Umtausch in Dollar der seit sieben Jahren
       herrschenden Inflation von jährlich bis zu 30 Prozent zu entkommen. Die
       Zinsen bei den Geldinstituten gleichen den Werteverlust von Spareinlagen in
       Pesos nicht einmal annähernd aus.
       
       Mit der jetzigen Lockerung soll denn auch der Nachfragedruck von
       Kleinsparern auf dem Schwarzmarkt genommen werden. Offiziell zugeben kann
       die Regierung dies nicht, denn die staatlich veröffentliche Inflationsrate
       liegt bei rund elf Prozent jährlich.
       
       25 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Vogt
       
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