# taz.de -- Grenzstreit zwischen Chile und Peru: Salomonisches aus Den Haag
       
       > Der Internationale Gerichtshof hat nach langem Streit die Seegrenzen
       > zwischen Peru und Chile neu gezogen. Es geht vor allem um
       > Fischereirechte.
       
 (IMG) Bild: Mal nicht Fußball: Public Viewing der Gerichtsentscheidung in Lima, Peru.
       
       BUENOS AIRES taz | Peru hat im Grenzstreit mit Chile einen Teilerfolg
       errungen. Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag entschied am
       Montag, dass und wie der bisherige Grenzverlauf im Seegebiet im Pazifischen
       Ozean neu gezogen werden muss.
       
       Demnach muss Chile die Hoheit über rund 21.000 Quadratkilometer seines
       Seegebiets im Pazifik an das Nachbarland abtreten. Zusätzlich sprachen die
       Richter Peru ein Seegebiet von rund 38.000 Quadratkilometer zu, das bisher
       als internationales Gewässer gegolten hatte. Dagegen erkannten die Richter
       den von Chile reklamierten Punkt nahe der Pazifikküste an, von dem aus die
       alte und neue Grenzziehung erfolgt.
       
       Und dass die alte Grenzziehung auf einer Länge von 80 Seemeilen beibehalten
       und erst danach in südlicher Richtung verändert wird. Deshalb muss Chile
       auch rund 17.000 Quadratkilometer Seegebiet weniger abtreten, als das Land
       befürchtet hatte.
       
       Schon seit Wochen fieberten die Regierungen, die Medien und die
       Bevölkerungen der Entscheidung entgegen. Nationalistische Strömungen
       machten Stimmung und drohten mit Aufmärschen. Gerüchte wurden verbreitet,
       die jeweils andere Seite hätte bereits die Marine in Marsch gesetzt.
       
       Dagegen hatten die Regierungen beider Länder wieder und wieder eine
       Umsetzung des Richterspruches zugesagt und zu einer friedlichen Annahme des
       Richterspruchs aufgerufen. Eine Berufung gegen das Urteil ist ohnehin nicht
       möglich.
       
       ## Peru jubelt, Chile ist enttäuscht, verliert aber kaum etwas
       
       Pünktlich um 15 Uhr Ortszeit begann die Verlesung des Urteils. Zähe 90
       Minuten mussten Chilenen und Peruaner jedoch den Ausführungen des Gerichts
       zuhören, ehe die entscheidenden Sätze gesprochen wurden. Jubel wollte
       zunächst nicht aufkommen. Zu unerwartet war die Entscheidung ausgefallen,
       so dass erst einmal gerechnet werden musste, wer denn nun was gewonnen
       hatte.
       
       „70 Prozent unserer Forderungen wurden erfüllt“, jubelte Perus Präsident
       Ollanta Humala nach dem Urteil, sprach von einem historischen Tag für Peru,
       nannte das Urteil eine „friedliche Lösung“ des Grenzstreits und schloss
       seine Rede mit einem kräftigen „Viva Peru“. Peru hatte die Klage 2008
       eingereicht und damit das UN-Gericht aufgefordert, den Grenzverlauf
       verbindlich und endgültig festzulegen.
       
       Chiles Präsident Sebastián Piñera gab sich nach der Urteilsverkündung
       erwartungsgemäß enttäuscht. Man bedauere die Entscheidung, werde sie aber
       umsetzen. Zumindest habe man keinen Meter Festland abgeben müssen. Ebenso
       enttäuscht zeigte sich Chiles zukünftige Präsidentin Michelle Bachelet.
       Aber auch bei ihr standen die positiven Punkte um Vordergrund: „Die besten
       Fanggebiete bleiben bei uns.“
       
       Ins selbe Horn stieß Chiles Innenminister Andrés Chadwick. Nahezu 100
       Prozent des Fischs im Norden werde auch zukünftig von Chiles Fischern
       gefangen. Das bestätigte der Vorsitzende des peruanischen
       Fischereiverbandes. „Bezogen auf den Sardellenfang haben wir nichts
       gewonnen und nicht verloren“, so Luis Salazar. Sardellen sind die Grundlage
       der peruanischen Fischmehlindustrie.
       
       29 Jan 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Vogt
       
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