# taz.de -- Kolumne Deutsch-Sowjetische Freundschaft: Wütende schweigen lieber
       
       > „Hätte Putin mal lieber Schach gespielt“, sagte der ehmalige
       > Liftbetreiber Pjotr Fedin in einer Sotschi-Doku. Dann bekam er Probleme.
       
 (IMG) Bild: Lieber nicht mehr im Fedin-Lift: Wladimir Putin und Dimitri Medwedew.
       
       SOTSCHI taz | Wir hätten Pjotr Fedin gern besucht in den Bergen, in
       Krasnaja Poljana, wo Biathleten, Alpine, Rodler und Freeskiläufer um
       Medaillen kämpfen. Aber der ehemalige Liftbetreiber Fedin spricht lieber
       nicht mehr mit der Presse – schon gar nicht, wenn sie aus dem Ausland
       kommt.
       
       Er ist in dem sehr gelungenen Dokumentarfilm [1][„Putins Spiele“]
       aufgetreten und hat mutige Sachen gesagt. Fedin hat geschimpft über
       Regierungsstellen, die ihm sein Unternehmen weggenommen haben. Fedin wurde,
       wie so viele Hausbesitzer, die das Pech hatten, auf dem Olympiagelände zu
       wohnen, quasi enteignet. Sie mussten zu einem Dumpingpreis verkaufen. Vor
       etlichen Jahren sind Fedin und Putin noch zusammen Ski gefahren, aber da
       war noch nicht die Rede von Olympia. „Hätte Putin mal lieber Schach
       gespielt“, sagt Fedin im Film. Hat er aber nicht. Putin wedelt gern. Das
       passt besser zu seinem Angebertum.
       
       Fedin hat ziemlichen Ärger bekommen, denn der Streifen lief auch zweimal in
       Moskau auf einem kleineren Festival. Damit hatte Fedin wohl nicht
       gerechnet. Die Gebietsverwaltung von Krasnodar hat ihm zugesetzt. Er hält
       jetzt lieber den Mund, damit ihm nicht auch noch seine kleine
       Tourismusagentur dichtgemacht wird.
       
       „Sie haben ihm gedroht“, erzählt die Produzentin des Films, die Leipzigerin
       Simone Baumann. Sie ist eine Russland-Kennerin, in Sotschi war sie schon
       oft, auch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs. Nach den Spielen will sie
       wieder hinfahren, um zu sehen, was aus den Sportstätten wird. Vielleicht
       wird daraus ein neuer Film. „Ich befürchte, dass viele Ruinen übrig
       bleiben“, sagt sie. Eine Modernisierung habe Sotschi durchaus vertragen,
       „aber doch nicht in diesen Dimensionen“. Eine neue Kanalisation und eine
       bessere Infrastruktur, okay, aber nicht diese gebaute Megalomanie.
       
       Sie zweifelt auch daran, dass nun Russlands Reiche in Scharen nach Sotschi
       kommen, um Ski zu fahren. „Bei den Schweinepreisen und dem Service fahren
       die auch jetzt noch lieber nach Courchevel.“ Viele Bauspekulanten hätten
       große Probleme, die überteuerten Buden loszuschlagen. Olympia sei für
       mindestens zwei Drittel der Russen ein Jubelfest. Der Rest, sagt sie, sei
       skeptisch bis ablehnend, vor allem die exorbitanten Kosten hätten viele
       wütend gemacht. Aber die Skeptiker und die Wütenden schweigen lieber. Alles
       andere würde ihnen auch nicht gut bekommen. Wie man bei Pjotr Fedin sieht.
       
       7 Feb 2014
       
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 (DIR) Markus Völker
       
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