# taz.de -- Kolumne Deutsch-Sowjetische Freundschaft: Die Angst vor der Baustelle
       
       > Die Firma hat ihn unter Druck gesetzt. Er war angehalten, ja kein Foto
       > von den unfertigen Arenen zu verschicken. Ein 25-jähriger Techniker
       > erzählt.
       
 (IMG) Bild: Der Baustellenmüll wurde verbrannt: Sotschi kurz vor den Spielen im Februar.
       
       Es ist sein erster großer Job. Mit einem Werkvertrag ist er nach Sotschi
       geschickt worden. Der angehende Techniker arbeitet daran mit, dass die
       Events in den Stadien reibungslos funktionieren. Eine Firma aus Deutschland
       hat ihn nach Sotschi geschickt. Die Firma, für die er arbeitet, soll ich
       nicht erwähnen. Auch seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. „Ich
       vertraue dem Ganzen hier einfach nicht“, sagt er. Die Russen machen ihm
       Angst. Und auch seine Firma hat ihn unter Druck gesetzt.
       
       Die Mitarbeiter in den Arenen waren angehalten, ja kein Foto von den
       unfertigen Arenen in die Welt zu schicken. Die Firmen hatten Angst um ihre
       Aufträge. Die Angst steckt mich an. Was ist das für ein Typ, der sich da
       neben uns auf die Bank gesetzt hat, frage ich mich. Will der wissen, was
       der Techniker dem Journalisten erzählt? Das ist nicht ohne. Im November ist
       der 25-Jährige nach Sotschi gekommen, da war so manche Arena noch arg
       unfertig.
       
       Für die Mitarbeiter habe es keine Toiletten gegeben. Die Haufen, die der
       junge Mann hinter so mancher Säule im Stadion gesehen hat, hätten gewiss
       nicht die Straßenhunde da hingelegt. Bald wurden Dixi-Klos aufgestellt.
       Doch die schmolzen, als der Baustellenmüll vor dem Stadion verbrannt wurde.
       Danach habe man den Müll abtransportiert. „Wohin das weiß man ja, in
       irgendwelche versteckten Bergtäler“, sagt der Techniker. Er ist froh, dass
       er die ersten Tage auf der Baustelle überlebt hat.
       
       Wenn oben auf dem Dach ein Teil nicht mehr gebraucht wurde, dann habe man
       es eben runtergeschmissen. Auch die Gullydeckel seien erst spät geliefert
       worden. Auf die dünne Holzplatte, die man über die Löcher gelegt hat,
       wollte er lieber nicht steigen. Man erzähle sich, dass es Tote gegeben habe
       auf der Baustelle, sagt er. Ihm gefallen die Spiele. Manchmal kauft er sich
       ein Ticket und schaut sich einen Wettbewerb an. „Wenn gesagt wird, hier sei
       keine Stimmung, dann finde ich das unfair“, sagt er. Auch die Arbeit
       gefällt ihm.
       
       Die multinationalen Teams der Eventspezialisten aus aller Welt seien schon
       toll. Als er angekommen sei, da hätten noch russische Spezialisten die
       Federführung gehabt. Die sind längst weg. Für die Russen blieben nur noch
       Handlangertätigkeiten. Bis März bleibt er noch in Sotschi. Nach den
       Paralympics ist sein Job zu Ende. Vielleicht ist er dann schlauer. Bis
       jetzt weiß er noch nicht so recht, was er von Russland halten soll. Mir
       geht es da genauso.
       
       21 Feb 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Rüttenauer
       
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