# taz.de -- Zensierter Wettbewerb in Hamburg: Bitte nicht zu kritisch
       
       > Ein Hamburger Verkehrsbetrieb stoppt den Entwurf eines Schülers, der auf
       > einen Bus gemalt werden sollte. Er ist wohl zu politisch.
       
 (IMG) Bild: Zu kritisch?: Der Gewinner-Entwurf beim Paintbus-Wettbewerb.
       
       HAMBURG taz | Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) haben Probleme
       mit dem kritischen Bild eines Zehntklässlers, das sie eigentlich auf einen
       ihrer Bus malen lassen wollten. Der Schüler nahm das Motto des diesjährigen
       [1][Paintbus-Wettbewerbs], das „Hamburg verkehrt“ lautete, beim Wort und
       malte, was in seinen Augen in der Stadt verkehrt läuft. Damit gewann er den
       ersten Preis. Doch das Ergebnis geht dem Unternehmen offenbar zu weit.
       
       Der Schüler der Ida-Ehre-Schule malte Flüchtlinge der Lampedusa-Gruppe, die
       von Anzugträgern mit roten Krawatten weggeschoben werden, die
       Elbphilharmonie als Grab und die Proteste um die Rote Flora.
       
       „Wir unterstützen das Projekt Paintbus gerne und stellen auch gerne unsere
       Busse dafür bereit“, sagt VHH-Sprecher Martin Beckmann, doch in diesem Jahr
       biete einer der Entwürfe Anlass zur Interpretation. „Als öffentliches
       Unternehmen sehen wir Abstimmungsbedarf“, so Beckmann.
       
       Eigentlich war die Entscheidung bereits vergangene Woche gefallen. Da
       wählte eine 17-köpfige Jury von LehrerInnen, MuseumspädagogInnen und
       VertreterInnen der Verkehrsbetriebe aus insgesamt 822 Entwürfen die beiden
       Gewinner aus. Deren Bilder sollten dann also demnächst auf zwei Hamburger
       Bussen durch die Stadt fahren. Seit 1999 ist der Wettbewerb einer der
       erfolgreichsten Schülerwettbewerbe in Hamburg. Einen Vorfall wie in diesem
       Jahr gab es noch nie.
       
       ## „Das geht gar nicht“
       
       Auch innerhalb der Jury gab es im Vorfeld eine Diskussion über ein Detail
       des anschließenden Gewinnerentwurfs. Ein brennender Molotow-Cocktail in der
       Hand eines Jugendlichen sei moniert worden, erklärt Cläre Bordes von der
       Stadtteilschule Stellingen, die Wettbewerb und Jury leitet.
       
       Die strittige Frage in der Runde war: Handelt es sich um die Dokumentation
       der gegenwärtigen Situation oder um einen Aufruf zur Gewalt. Der Schüler
       sei dann noch einmal um Nachbesserung gebeten worden – er sollte die
       Flammen in eine Klobürste oder Blumen umwandeln. Er entschied sich für die
       Blumen.
       
       Doch dann lehnten die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein das ganze Bild ab –
       man wolle für dieses Bild keinen Bus zur Verfügung stellen. Jury-Leiterin
       Bordes ist von diesem Vorgehen entsetzt. „Das geht gar nicht“, sagt sie.
       „Weil ein Entschluss einer demokratischen Jury nicht zensiert werden kann.“
       Beim Wettbewerb hätte der Schüler die Situation in der Stadt dokumentiert,
       sagt sie. Das Vorgehen der Verkehrsbetriebe sei nicht akzeptabel.
       
       Andreas Huber von der HVV-Schulberatung, die den Wettbewerb auch in
       Zusammenarbeit mit der Schulbehörde veranstaltet, will sich gegenüber der
       taz vorerst nicht äußern. Es werde nun VHH-intern noch einmal
       nachverhandelt. Die endgültige Entscheidung soll am heutigen Freitag
       fallen. Wettbewerbsleiterin Bordes ist dennoch zuversichtlich, dass trotz
       aller Differenzen bald ein Bus mit dem Motiv durch die Stadt fahren wird.
       
       27 Feb 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://paintbus.de/news/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lena Kaiser
       
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