# taz.de -- Absturz von Flug MH 370: Angehörige protestieren
       
       > Die Information, dass die verschollene Boeing 777 im Indischen Ozean
       > abgestürzt sein soll, treibt die Angehöhrigen auf die Straße. Sie klagen
       > Malaysia an.
       
 (IMG) Bild: Schmerz und Wut der Hinterbliebenen entlädt sich vor der malayischen Botschaft in Peking.
       
       PEKING dpa/afp | In einem Protestzug durch Peking haben Hunderte Angehörige
       der Passagiere von Flug MH370 sowie Unterstützer ihrem Unmut gegen die
       malaysische Regierung und die Fluggesellschaft Luft gemacht. Mit
       Transparenten durchbrachen sie am Dienstag eine Polizeiabsperrung und
       protestierten vor der malaysischen Botschaft.
       
       Etwa 200 Angehörige protestieren vor der malaysischen Botschaft in Peking.
       „Bringt unsere Verwandten zurück“, schrien die aufgebrachten
       Hinterbliebenen. Sie forderten von den malaysischen Behörden Klarheit über
       das Schicksal der Flugzeuginsassen.
       
       Als einige von ihnen sich den anwesenden Journalisten nähern wollten, kam
       es zu einem Handgemenge mit dem Sicherheitspersonal vor der Botschaft. Die
       Familien der Passagiere waren zuvor Arm in Arm von einem Hotel in Peking zu
       der Botschaft marschiert. Dabei beschimpften sie die malaysische Regierung
       als „Mörder“.
       
       Einer der Demonstranten sagte, die Behörden seien über den Protest
       informiert gewesen. Demonstrationen auf Pekings Straßen sind ein seltenes
       Bild. Normalerweise werden sie von den Sicherheitskräften unterbunden.
       Diesmal sicherte die Polizei die Kundgebung jedoch ab und stoppte an
       Kreuzungen den Verkehr.
       
       ## Suche nach Wrackteilen unterbrochen
       
       Wegen des schlechten Wetters wurde die Suche nach Wrackteilen im Indischen
       Ozean unterbrochen. Die Wellen seien bis zu vier Meter hoch, Sturmböen und
       heftigen Regen im Anmarsch und die Wolken hingen teils nur 60 Meter über
       der Wasseroberfläche, teilte die australische Seesicherheitsbehörde mit.
       Das Versorgungsschiff „HMAS Success“ musste die Region verlassen. Es habe
       die vom Flugzeug aus gesichteten mögliche Wrackteile noch nicht
       lokalisieren können. Auch die Suchflugzeuge würden zunächst nicht starten.
       
       Viele Demonstranten in Peking kritisierten die Informationspolitik und den
       Umgang mit dem Verschwinden der Boeing am 8. März. „Wir wollen die
       Wahrheit“, lautete der Schriftzug eines Transparents. Einige wütende
       Demonstranten richteten ihren Ärger gegen Malaysia und gaben den Behörden
       sogar eine Mitschuld: „Mörder“ stand auf einem Plakat.
       
       Die Polizei riegelte die Straßen um die Botschaft zwischenzeitig weiträumig
       ab. Die Demonstranten wurden anschließend in Bussen zurück zu Hotels
       gefahren, in denen sie die vergangenen zwei Wochen ausgeharrt hatten, wie
       chinesische Staatsmedien berichteten.
       
       In einer Erklärung fassten einige Angehörigen der Insassen ihre Vorwürfe
       zusammen: „Malaysia Airlines, die malaysische Regierung und das malaysische
       Militär haben mit Nachdruck und wiederholt versucht, die Wahrheit zu
       verstecken und zu vertuschen. Sie wollten die Angehörigen und die ganze
       Welt belügen.“
       
       ## Vor extremen Reaktionen gewarnt
       
       Die Verantwortlichen hätten keine Scham, hieß es weiter in der
       Stellungnahme. Die Gesundheit und die Seelen der Angehörigen seien
       mutwillig zerstört worden. „Die Rettungsaktion wurde in die Irre geführt
       und verzögert.“ Wertvolle Zeit sei verschenkt worden. „Wenn unsere 154
       Familienmitglieder an Bord deshalb ihr Leben verloren haben, dann sind die
       malaysische Fluggesellschaft, Regierung und das Militär die wahren Mörder
       unserer Familienmitglieder.“
       
       Chinas Außenministerium hat Malaysia um „alle Informationen und Beweise“
       gebeten, die zu der Schlussfolgerung über den Absturz von Flug MH370 im
       südlichen Indischen Ozean geführt haben. Ein Großteil der 239 Insassen der
       Boeing 777-200 der Malaysia Airlines waren Chinesen. Am Montag hatte die
       Airline offiziell die Hoffnung auf eine Rettung der Passagiere aufgegeben.
       Laut neuer Analysedaten sei das letzte Signal über dem südlichen Indischen
       Ozean empfangen worden. Niemand könne überlebt haben, teilte die
       Fluggesellschaft mit.
       
       Die Angehörigen werden in Peking von Ärzten und Freiwilligen betreut. Die
       Psychiaterin Li Xianyun warnte vor extremen Reaktionen der Familien der
       Insassen. „Manche werden sehr traurig und weinen. Andere werden wütend auf
       die Inkompetenz der Behörden“, sagte sie. In ihrer Trauer und ihrer
       Verzweiflung könnten sie sogar sich selbst schwere Vorwürfe machen und sich
       eine Mitschuld an dem Schicksal ihrer Freunde und Verwandten geben.
       
       25 Mar 2014
       
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