# taz.de -- Löwenschlachtung im Kopenhagener Zoo: Kein Ponyhof
       
       > Nach Giraffe Marius muss nun auch eine Löwenfamilie im Zoo der dänischen
       > Hauptstadt dran glauben. So schließt sich die Kopenhagener Nahrungskette.
       
 (IMG) Bild: Müssen sie jetzt dran glauben? Bild aus besseren Tagen: Eine Löwin und ihr Junges im Kopenhagener Zoo.
       
       Die Nordeuropäer gelten gemeinhin als etwas eigenwillig, dickköpfig
       geradezu. Und mit schrägem Humor gesegnet. Fast könnte man meinen, sie
       hätten eine stille Freude daran, diese Vorurteile ausgerechnet anhand ihrer
       Zootiere zu zelebrieren.
       
       Nachdem vor rund sechs Wochen die Tötung von Giraffe Marius im Zoo
       Kopenhagen samt Verfütterung des Kadavers an die Löwen für hysterische
       Reaktionen sorgte, verkündete nur Tage darauf der Zoo von Videbaek in
       Jütland, man habe ebenfalls eine Giraffe namens Marius übrig, die zur
       Schlachtung vorgesehen sei.
       
       Doch noch ehe man in Deutschland dazu kam, rasch eine Westernhagen-Tour
       durch Dänemark zu organisieren, fand sich für Marius II eine andere Lösung.
       Dafür legt nun wieder Kopenhagen nach. Nur kurz konnten die Löwen in
       Erinnerungen an die leckere Giraffe schwelgen, da waren sie schon selbst
       dran: Ein alterndes Pärchen samt zwei putzigen Jungtieren hat es erwischt.
       So schließt sich also die Kopenhagener Nahrungskette. Kaum anzunehmen aber,
       dass die Marius-Freunde nun besänftigt sind.
       
       ## Weniger watteweltkompatible Teile der Zoo-Arbeit
       
       So seltsam das Gebaren der dänischen Zoologen hierzulande wirken mag:
       Fachlich ist gegen ihr Vorgehen nichts einzuwenden. Ein Zoo ist nun mal
       kein Ponyhof. Und eben auch kein Gnadenhof. Ihre Aufgabe besteht darin,
       möglichst gesunde Populationen wildlebender Arten in menschlicher Obhut zu
       erhalten und Umweltbildung zu betreiben. Befindlichkeiten von Tierschützern
       gehören eher zu den nachrangigen Zielen.
       
       In den in deutschen Zoos allmählich etwas überbordenden
       Marketing-Abteilungen werden sich allerdings die PR-Mitarbeiter die Stirn
       an der Schreibtischkante blutig schlagen angesichts der Meldungen aus dem
       Norden. Denn bei uns ist es üblich, diese weniger watteweltkompatiblen
       Teile der Zoo-Arbeit, die selbstverständlich genauso vorkommen, diskret
       hinter den Kulissen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit abzuwickeln.
       
       Die Dänen aber zeigen keinerlei Absichten, das, was sie für richtig halten,
       aus Opportunitätsgründen zu verstecken, und erklären freundlich den Sinn
       ihrer Arbeit. Die deutschen Tierfreunde bekommen dabei Schnappatmung und
       holen sich zur Beruhigung erst mal an der Imbissbude gegenüber eine
       Bratwurst. Guten Appetit.
       
       26 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heiko Werning
       
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