# taz.de -- Die Wahrheit: Kims Krampf
       
       > Es gibt Neuigkeiten aus Neuseeland: In Aotearoa gerät der deutsche Kim
       > Dotcom mit seiner Internet-Partei zunehmend ins Zwielicht.
       
 (IMG) Bild: Kim Dotcom, Hacker, Gamer, Internetunternehmer und Parteifinanzier.
       
       Götterdämmerung im Land der langen weißen Wolke – mit braunem Schatten. Kim
       Dotcom, Neuseelands Grödaz (Größter Deutscher aller Zeiten), hob seine
       Internet-Partei aus der Taufe. Die Politkarriere des Mega-Maniacs könnte
       jedoch schneller vorbei sein, als er „better broadband!“ rufen kann. Denn
       pünktlich zum Partei-Start kam heraus, dass er „Mein Kampf“ besitzt. Ah-oh.
       Big Kim – ein Nazi? Heil no!
       
       Es ist nicht irgendeine Kampf-Ausgabe. Es ist eine von Hitler handsignierte
       Kopie aus dem Jahre 1925 und Hermann Esser gewidmet, einem
       Gründungsmitglied der NSDAP. Ein rares Stück. 21.600 Pfund musste Dotcom
       vor vier Jahren dafür zahlen. Eine Top-Investition, denn in hundert Jahren
       würde sich der Wert des Buches verzehnfachen, verteidigte er sich auf 3
       News. Er sei kein Bewunderer Hitlers, sondern lediglich Fan der
       Weltkrieg-Serie „Call of Duty“. Er habe daher auch andere Memorabilia von
       den Großen und Schrecklichen der Weltgeschichte: einen Zigarrenhalter von
       Churchill und einen Füller von Stalin. Habe alles nichts zu heißen.
       
       „Ich bin absolut gegen das, was die Nazis machten“, beteuerte Dotcom im
       Fernsehen. Na, dann is ja man alles gut, würde man in Kiel sagen, wo der
       Kuriositätensammler einst als Kim Schmitz aufwuchs und sich mit dem
       öffentlichen Herzeigen der Adolf-Autobiografie auch wenig Freunde gemacht
       hätte.
       
       In Neuseeland erst recht nicht. Zumal sich auf dem berüchtigten Whale
       Oil-Blog, der schon die Schmuddelaffäre von Aucklands Bürgermeister ans
       Licht katapultierte, jetzt Mitarbeiter des Multimillionärs zu Wort melden
       und erzählen, wie Kim bei einem Frühstück im Mai 2011 voller Begeisterung
       „Mein Kampf“ hervorholte und seinem geschockten Gegenüber – einem Armenier
       mit jüdischer Ex-Frau – erklärte, das sei das Werk des „größten Deutschen,
       der je gelebt habe“.
       
       Oder die Hakenkreuz-Fahne, die ihm 2011 zum Geburtstag geschenkt worden sei
       und den Keller seines Anwesens nördlich von Auckland zierte. Der Hausherr
       verkündete angeblich mehrfach beglückt, es sei „das beste Geschenk, das er
       je bekommen habe“. Als in der Villa eine freundliche Fernsehreportage über
       den unschuldig vom FBI Verfolgten gedreht wurde, verschwand die Flagge wohl
       vorher schnell in einer Kiste. Laut Whale Oil berichten Mitarbeiter anonym,
       denn Kim bedrohe sie juristisch, von Essen mit deutschen Gästen. Da wurde
       stramm der Hitlergruß entrichtet und „Sieg Heil“ gerufen. Alles nur ein
       geschmackloser Scherz des PR-geilen Selbstdarstellers, so wie sein Foto mit
       SS-Helm auf einer Gumball-Rallye im Jahre 2001? Nix da. Kolportiertes Zitat
       aus Dotcoms Dunstkreis: „Kim ist ein großer Fan Hitlers, er liebt ihn.“
       
       Das Image des Internetrebellen, der Premierminister John Key zum Feind
       erklärt hat, kippt vom lustigen Dicken zum bösen Deutschen. Vor Kurzem
       gaben noch 10 Prozent der Kiwis an, dass sie für ihn stimmen würden, obwohl
       Dotcom als Nichtneuseeländer selber kein Abgeordneter seiner neuen Partei
       werden kann. Er sollte ein Buch schreiben: „Mein Wahlkampf“.
       
       9 Apr 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anke Richter
       
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