# taz.de -- Real Madrids Torwart Casillas: Der Teilzeit-Klubheilige
       
       > Bei Bayerns Champions-League-Gegner Real darf „San Iker“ nur in den
       > Pokalwettbewerben spielen. Trotzdem ist er Kapitän und
       > Identifikationsfigur.
       
 (IMG) Bild: Pokalsieger: Casillas nach dem 2:1-Sieg im Finale gegen Barcelona
       
       Ist das nicht rührend? Mit seinen winzigen Händen hält der Säugling im
       Schäfchenstrampler eine Miniatur des spanischen Königspokals fest. „Su
       primer título – his first title!“ steht [1][unter dem Foto]. Es zeigt den
       dreieinhalb Monate alten Martin Casillas Carbonero und jene Mini-Trophäe,
       die vergangenen Mittwoch nach dem 2:1-Sieg über Barcelona im Finale der
       Copa del Rey jedem Spieler von Real Madrid überreicht wurde – und also auch
       Torhüter und Kapitän Iker Casillas.
       
       Was verdeutlicht, wie sich die Prioritäten bei einem Profi verschoben
       haben, der seit dem 3. Januar stolzer Vater ist. Anders als viele andere
       Real-Stars schottet Casillas sein Privatleben mit seinem Sohn und seiner
       Verlobten, der spanischen Fernsehjournalistin Sara Carbonero, nicht
       vollständig von der Öffentlichkeit ab.
       
       Dafür ist auch der Glamourfaktor des Paares, das sich nach dem WM-Finale
       2010 in Johannesburg vor laufender Kamera einen der berühmtesten Küsse der
       Fußballgeschichte gab, zu hoch. Und genauso instinktsicher wie der
       32-Jährige noch die Bälle abwehrt, sendet er Mitteilungen an seine
       Gefolgschaft in den sozialen Netzwerken – bei Facebook 16,2 Millionen, bei
       Instagram weitere 1,3 Millionen.
       
       Ins Halbfinale der Champions League gegen den FC Bayern (Mittwoch, 20.45
       Uhr/live ZDF) geht Casillas ausgeruht – das jüngste Punktspiel in der
       Primera División war kurzerhand auf den 7. Mai verlegt worden. Gespielt
       hätte er aber ohnehin nicht. Denn die von José Mourinho begonnene Demontage
       hat Real-Trainer Carlo Ancelotti fortgesetzt, der sich dafür entschied,
       Diego Lopez als erste Torwart-Besetzung für die Ligaspiele zu behalten.
       Dafür darf Casillas die Cup-Wettbewerbe bestreiten.
       
       Weshalb es im Estadio Santiago Bernabeu bei Champions-League-Heimspielen
       immer zu einem besonders warmherzigen Applaus kommt, wenn ihr Liebling
       erscheint. Der aus der Vorstadt Móstoles stammende Casillas, der als
       18-Jähriger den Deutschen Bodo Illgner aus dem Real-Tor verdrängte, gilt
       eben noch immer als der Klubheilige – „San Iker“ ist Ikone und
       Identifikationsfigur.
       
       ## Deutschland liegt auf dem Weg nach Lissabon
       
       Und wer im Alter von acht Jahren bei Real seine Karriere begann und die
       Erfahrung aus 153 Länder- und 143 Europapokalspielen mitbringt, hat
       natürlich unzählige Erlebnisse gegen deutsche Teams abgespeichert. Die
       Bayern sind nach Schalke und Dortmund in der K.o.-Runde der laufenden
       Champions League der dritte Bundesligist nacheinander.
       
       „Offenbar liegt Deutschland auf dem Weg nach Lissabon“, sagte Welt- und
       Europameister Casillas nach der Auslosung, „normalerweise liegen uns diese
       Mannschaften nicht so sehr, aber zwei Runden haben wir ja schon
       überstanden.“ In Lissabon, am 24. Mai, will er „La Decima“ möglich machten,
       den zehnten Sieg Real Madrids in der Königsklasse.
       
       Nach dem zittrigen Weiterkommen im Viertelfinalrückspiel von Dortmund
       zollte selbst Carlo Ancelotti dem intern geachteten Musterschüler Respekt:
       „Casillas hat in wichtigen Momenten fantastische Paraden gezeigt.“ Und
       Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque lässt ohnehin keinen Zweifel
       daran, dass sein Kapitän für Brasilien gesetzt ist. „Wir dürfen nicht
       vergessen, wie wichtig Iker für die Selección in schwierigen Zeiten war“,
       pflegt del Bosque zu sagen. Es wäre sein siebtes großes Turnier als
       Stammkeeper.
       
       Dennoch gibt es wegen der Teilzeitlösung Wechselgerüchte um den fünfmaligen
       Welttorhüter (2008 bis 2012) – oft wird der FC Arsenal genannt. „Ich
       wünsche mir, dass ich bei Madrid spielen kann, bis ich 40 bin“, erklärte
       Casillas kürzlich gegenüber einem Radiosender, fügte aber an: „Wenn mein
       Kontrakt ausläuft, werde ich genau überlegen, ob ich bleibe.“ Das wäre
       indes erst 2017 so weit.
       
       23 Apr 2014
       
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