# taz.de -- Fußballklub RB Leipzig: DFL verleiht Flügel
       
       > Der Konzernklub RB Leipzig tut sich erstaunlich schwer, die DFL-Auflagen
       > für die Zweite Liga zu erfüllen. Nun hat der Aufstiegsaspirant Beschwerde
       > eingelegt.
       
 (IMG) Bild: Irrer Klub: Mehr Fußballprofis auf dem Rasen als Mitglieder im Verein (9)
       
       LEIPZIG taz | Die Ostsee ist für einen Kurzurlaub ein schönes Ziel. Das hat
       sich gewiss auch bis nach Frankfurt rumgesprochen. Insofern mag man es für
       nicht außergewöhnlich erachten, dass Andreas Rettig dort am vergangenen
       Wochenende gleich mehrfach gesichtet wurde – etwa auf einem Spaziergang die
       Strandpromenade in Warnemünde entlang.
       
       Doch spätestens im Ostseestadion in Rostock vermischte sich der
       vermeintlich private Ausflug des Geschäftsführers der Deutschen
       Fußball-Liga (DFL) mit Beruflichem. Denn beim FC Hansa Rostock spielte und
       gewann RasenBallsport Leipzig, designierter Aufsteiger in das Hoheitsgebiet
       der DFL. Mit einem Sieg gegen den bereits abgestiegenen 1. FC Saarbrücken
       am Samstag würde Leipzig den rasanten Durchmarsch durch die 3. Fußballliga
       perfekt machen.
       
       Doch der Verein muss noch nachbessern – nicht sportlich oder
       wirtschaftlich, sondern ideell. Die DFL empfindet die Vereinsstruktur als
       Provokation. Sie verortet sie im Graubereich, die deutlich gegen die Idee
       hinter der 50+1-Regel verstößt, Klubs nicht zum Spielzeug von
       Großinvestoren werden zu lassen.
       
       Vor einer Woche erhielt der ambitionierte Emporkömmling, der perspektivisch
       den deutschen und internationalen Fußball als Plattform für sein Produkt
       nutzen will, Auflagen und Bedingungen für eine Lizenzerteilung. Es gibt
       Redebedarf. Da passt es, dass Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick nach der
       Partie in Rostock verriet, dass Rettig im gleichen Hotel wie RB Leipzig
       residierte. „Zwischen ihm und mir hat es keine Gespräche gegeben. Das ist
       aber auch gar nicht meine Baustelle“, sagte Rangnick mit Verweis auf den
       ebenfalls anwesenden Geschäftsführer Ulrich Wolter.
       
       ## Neun Vereinsmitglieder
       
       Der Jurist hat vor seiner Zeit in Leipzig unter anderem für den Deutschen
       Fußball-Bund (DFB) gearbeitet und gilt als gut vernetzt. Vom DFB hat
       Leipzig auch ohne größeren Widerstand die Lizenz für die dritte Liga
       erhalten, die eh nur als kurze Zwischenstation eingeplant war. Die DFL muss
       sich grundsätzlich mit RB Leipzig beschäftigen und jetzt Änderungen
       einfordern.
       
       Seit Rettig auf einem Fankongress im Januar in Berlin äußerte, dass die
       Mitbestimmung in deutschen Fußballklubs ein unantastbares und zu
       bewahrendes Gut sei, steht RB Leipzig mit seinen nur neun
       Vereinsmitgliedern (letzter offizieller Stand) unter gesonderter
       Beobachtung. Auch wenn Rettig den Verein gar nicht explizit genannt hatte,
       war klar, wer gemeint war.
       
       Seine Worte wurden auch in der Messestadt als öffentliche Warnung
       verstanden. Auf einer geheimen Jahreshauptversammlung im Januar wurden
       gewünschte Änderungen in die Wege geleitet und die Satzung überarbeitet:
       mit neuem Vorstand, neuer Mitgliedsordnung und neuem Logo, das auch optisch
       untermalen soll, dass sich RB Leipzig den Statuten anpasst. Seit kurzem
       amtiert mit Oliver Mintzlaff schon ein neuer Vorstandvorsitzender, der kein
       Mitarbeiter von Red Bull ist. Dafür arbeitet Mintzlaff seit Jahren als
       Berater und Manager – und betreut insbesondere Sportdirektor Rangnick.
       
       ## Neue Satzung abgelehnt
       
       Dass RB Leipzig bei der Lizenzierung trotzdem Auflagen und Bedingungen
       erteilt bekam, liegt auch daran, dass die neue Satzung bis heute nicht
       wirksam ist. Die DFL verlangt nach Informationen des Kicker-Sportmagazins
       ein neues Vereinslogo, eine von Red Bull unabhängigere Besetzung der
       Führungsgremien sowie geringere Hürden für neue Mitglieder. Am Mittwoch hat
       der Klub gegen die Auflagen und Bedingungen fristgerecht Beschwerde
       eingelegt – wahrscheinlich um sich notfalls auch vor Gericht wehren zu
       können.
       
       Dazu wollte sich RB wie auch schon zu den von der DFL geforderten
       Nachbesserungen nicht äußern. Das Amtsgericht Leipzig lehnte die neue
       Satzung ab und bat um eine neuerliche Überarbeitung, die nächste Frist
       läuft am 8. Mai ab. RB Leipzig gerät beim Nachbessern nun zunehmend unter
       Zeitdruck. Noch eine negative Prüfung wäre fatal, denn am 28. Mai fällt die
       endgültige Entscheidung durch den Lizenzierungsausschuss. Bis dahin muss
       die neue Satzung wirksam sein.
       
       So ambitioniert und professionell, wie der Verein aufgestellt ist, würde es
       verwundern, wenn er auf die Forderungen nicht schon lange vorbereitet
       gewesen wäre. Nachteilig ist, dass in der globalen Fußballwelt von Red Bull
       in den ersten Jahren große Fluktuation auf den strategischen Positionen
       herrschte und die Aufgaben entsprechend weitergereicht wurden. Als das
       Unternehmen vor etwas mehr als fünf Jahren mit dem Sächsischen und
       Nordostdeutschen Fußball-Verband sowie dem DFB das Startrecht und die
       ursprüngliche Satzung verhandelte, waren weder Rangnick noch Wolter dabei.
       
       Entscheidend sind deshalb Rechtsanwälte wie Christoph Schickhardt, auf den
       etwa der verschwurbelte Vereinsname zurückgehen soll. Der Verein versucht,
       das Thema auszusitzen und gibt sich schmallippig und schweigsam, reagierte
       auf die Auflagen und Bedingungen für die Lizenz mit einem knappen
       offiziellen Statement, dass diese geprüft werden. Ansonsten wird lieber
       mehrfach täglich mitgeteilt, wie viele Karten aktuell für das Spiel am
       Wochenende gegen Saarbrücken verkauft sind. Die sportliche Leitung um
       Rangnick äußert sich derweil optimistisch: „Wenn wir sportlich aufsteigen,
       spielen wir auch in der 2. Bundesliga.“ Mit der DFL dürfte man sich nicht
       erst bei Rettigs Besuch in Rostock geeinigt haben.
       
       3 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) John Hennig
       
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