# taz.de -- Die Wahrheit: Im Superheldenuniversum ...
       
       > ... geht es nicht immer gerecht zu: als Superschnelle muss man andauernd
       > abends schnell noch einkaufen, bevor der Supermarkt schließt.
       
       Beim Abwägen meiner Lieblingssuperkraft und dem daraus resultierenden
       altbekannten Konflikt zwischen „Unsichtbar sein“ vs. „Fliegen können“ sind
       mir nach 40 Jahren neue Argumente eingefallen: Für „Fliegen können“ spräche
       – neben den üblichen Vorteilen – auch noch die Hoffnung, dass gewisse
       altersbedingte, als Resultat des jahrelangen Stöckelns auf hohen Schuhen
       eingetretene Rücken- und Hüftprobleme ausbleiben könnten durch eine
       geringere Abnutzung der Fuß- und Beinknochen.
       
       Es sei denn, beim Fliegen benötigt man die gleichen Gliedmaßen. Ich werde
       das mit einem Orthopäden durchgehen müssen, den es bestimmt freut, einen
       Kassenpatiententermin mit einem Talk zum Thema „Wie aktives Fliegen unsere
       Gelenke schont“ zu verbringen. (Das Informationsgespräch über „Unsichtbar
       sein“ wollte ich bereits vor Monaten mit der NSA führen, da bekommt man
       momentan noch schlechter Termine als beim Orthopäden.)
       
       Fast alle anderen zur Debatte stehenden Superkräfte (durch Wände gehen,
       Superstärke, Superschnelligkeit, Telepathie, erhöhte Regenerationsfähigkeit
       plus knöcherne Klingen im Handrücken, Manipulieren von Feuer, Manipulieren
       von Metall) stellen sich mir dagegen nach wie vor als relativ lächerlich
       dar: Das „Durch-Wände-Gehen“ scheint angesichts der Türdichte unserer Welt
       außer für Häftlinge überflüssig; als Superstarke wird man eh nur die ganze
       Zeit wegen Umzugshilfe angerufen; als Superschnelle muss man andauernd
       abends schnell noch einkaufen, bevor der Supermarkt (sic) schließt;
       Telepathie ist garantiert enttäuschend; eine sich immer wieder selbst
       regenerierender Schlägerin möchte ich auch nicht sein; Feuer manipulieren –
       ich habe nicht mal einen Kamin; Metall manipulieren – hä? Und dann anderer
       Leute Fahrräder verbiegen, wenn sie bei Rot über die Fußgängerampel sausen?
       
       Es bliebe bei der Superkraftwahl also beim Fliegenkönnen. Auf die Gefahr
       hin, gierig zu wirken, würde ich allerdings meine Fähigkeiten gern
       erweitern. Die, qua Berufsbild, Mutter aller Superhelden und charmante
       Gouvernante Mary Poppins besitzt nämlich, neben dem Fliegen, noch weitere
       Superkräfte: Sie bringt Zimmer dazu, sich selbst aufzuräumen, kann in
       beliebige Bilder steigen, und in ihrer kleinen Handtasche hat alles
       Wichtige Platz, sogar Stehlampen.
       
       Damit hätte eigentlich sie den Begriff „Super Nanny“ verdient, und nicht
       die ominöse Frau Saalfrank. Aber es geht nicht immer gerecht zu im
       Superheldenuniversum. Supermodel wäre ich übrigens auch gern. So genau sind
       mir deren Superkräfte zwar nicht geläufig, aber ich vermute, dass Naomi
       Campbell die mit den Knochenklingen ist und Claudia Schiffer durch Wände
       gehen kann.
       
       Bei Cindy Crawford ist es offensichtlich: Cindy hat diesen Superleberfleck,
       mit dem sie Haut glätten und Beine verlängern kann. Das ist zwar nicht
       unbedingt sinnvoll, wenn der Superschurke Electro sich anschickt, New York
       zu vernichten, aber sie wird das Beste daraus machen. Denn auch Cindy weiß:
       With great power comes great responsibility.
       
       1 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jenni Zylka
       
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