# taz.de -- Hintergründe zur Wahl in Südafrika: Klare Mehrheit für Mandelas Erben
       
       > Der ANC gewinnt mit über 60 Prozent der Stimmen die Parlamentswahlen in
       > Südafrika. Die linke Opposition legt zu. In Johannesburg kommt es zu
       > Protesten.
       
 (IMG) Bild: Ein Anhänger der Demokratische Allianz (DA) nach der Stimmabgabe: Die DA ist die größte Oppostionspartei in Südafrika.
       
       JOHANNESBURG taz | Das Wahlergebnis zur Parlamentswahl in Südafrika ist am
       Samstag verkündet worden. Der Afrikanische Nationalkongress gewinnt die
       Volksabstimmung mit 62,16 Prozent. Damit verliert der ANC etwas mehr als
       drei Prozent gegenüber dem Wahljahr 2009, zieht aber mit 255 Sitzen in das
       400-köpfige Parlament ein.
       
       Während noch in der Nacht zum Freitag im Wahlzentrum in Pretoria die
       Stimmen ausgezählt wurden, zogen Soldaten ins Township Alexandra bei
       Johannesburg. ANC-Sprecher Keith Khoza behauptete, die gerade mit 7 Prozent
       der Stimmen neu ins Parlament eingezogene Partei Ökonomische
       Freiheitskämpfer (EFF) habe ihre Anhänger mit Bussen in das Township am
       Rande Johannesburg gebracht, um einen bereits begonnenen Protest
       anzuheizen. Die EFF wies den Vorwurf zurück. EFF-Spitzenpolitiker in der
       Provinz [1][Gauteng], Dali Mpofu, erklärte: „Wir lehnen jede Gewalt ab.“
       
       Am vergangenen Donnerstag hatten Mitglieder der Inkatha Freedom Partei
       (IFP) einige ANC-Mitglieder gefangen genommen. Sie verdächtigten den ANC,
       Wahlbetrug begangen zu haben. Mehr als 300 IFP-Anhänger stürmten das
       ANC-Büro in Alexandra. Über vierzig Menschen wurden verhaftet. Auch ein
       Raum der Wahlkommission wurde niedergebrannt. Am Freitag blockierten
       Aufständler die Straßen vor dem Gerichtssaal in Alexandra und entzündeten
       einige Reifen.
       
       Die Polizei feuerte mit Gummigeschossen in die Menge und beendete das
       Chaos. Die neu gegründete EFF-Partei des früheren ANC-Jugendligaführers
       Julius Malema hatte dem ANC bereits kurz nach der Wahl in Gauteng Betrug
       vorgeworfen. In der Provinz um Johannesburg ging die Stimmenauszählung nur
       langsam voran, und EFF sah darin den Grund zur Wahlmanipulation.
       
       ## Sieben Prozent Wechselwähler
       
       Die radikale linke Partei wird nun mit etwa 20 Sitzen im Parlament
       mitregieren und EFF verkündete bereits: „Wir werden dort genug Lärm
       machen.“ Darauf hatten die etwa sieben Prozent Wechselwähler gehofft, die
       hauptsächlich von der ANC kommen, um mit ihrer EFF-Stimme die
       Regierungspartei für ihre Politik zu bestrafen. Der ANC sei laut EFF nicht
       an den Massen orientiert, sondern an einer kapitalistischen
       Marktwirtschaft, die für die schlechte soziale Situation der meisten
       Menschen in Südafrika verantwortlich sei.
       
       Die größte Oppositionspartei, die Demokratische Allianz (DA) nimmt die
       zweite Position hinter dem ANC ein. Sie hatte ihren Stimmenanteil von 17 im
       vorherigen Wahljahr 2009 auf jetzt etwas über 22 Prozent erhöhen können. In
       ihrer Heimat, dem Westkap, regiert die eher weiße Partei traditionell mit
       hoher Prozentzahl.
       
       In dieser Wahl erreichte DA am Kap über drei Prozent mehr und lag dort mit
       60 Prozent der Stimmen vorn. Die Partei zieht stärker in die schwarze
       Wählerschaft ein, doch für ihr anvisierten 30 Prozent Stimmen landesweit
       hat es nicht gereicht. Die DA hat es nicht geschafft, den ANC zu
       beschneiden. DA-Führerin Helen Zille sagte: „DA ist die einzige Partei, die
       stetig wächst in jeder Provinz. Wir haben 1994 gerade mal 1,74 Prozent
       gehabt. Andere Parteien kommen und gehen, aber wir sind stärker als je
       zuvor.“
       
       Zille tanzte und sang im Wahlzentrum in Pretoria Freitagnacht, als die DA
       die vier Millionen Marke an Stimmen überschritt. „Wir haben dieses Mal über
       eine Million Stimmen dazubekommen, davon stammen 700.000 von schwarzen
       Wählern.“ Die Wahlbeteiligung der fünften demokratischen Wahlen in
       Südafrika belief sich auf 73 Prozent, knapp vier Prozent weniger als 2009.
       
       Doch die meisten Südafrikaner sehen den ANC trotz ihrer Unzufriedenheit mit
       Korruption in der Partei als ihre Partei an. Das Ergebnis blieb zwar auch
       in dieser Wahl wie in der vorherigen hinter der Zweidrittel-Mehrheit
       zurück, doch viele Beobachter hatten mit höheren Stimmenverlusten für den
       ANC gerechnet. Jedoch war besonders in den ländlichen Gegenden hat die
       Unterstützung für den ANC, weil viele Menschen von den sozialen Beihilfen
       des Staates abhängen. „Jede Partei, die über 60 Prozent der Stimmen
       besitzt, hat massive Unterstützung. Wir sind wegen der drei Prozent
       Einbussen keinesfalls besorgt“, sagte ANC-Sprecher Jackson Mthembu zum
       Wahlsieg.
       
       10 May 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Gauteng
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martina Schwikowski
       
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