# taz.de -- Champions-League-Finale: Real hoch zehn
       
       > Atlético Madrid sieht lange wie der Sieger aus. Doch in der Nachspielzeit
       > trifft Real zum Ausgleich – und gewinnt in der Verlängerung den 10.
       > Titel.
       
 (IMG) Bild: Auf einmal ist alles wieder offen: Sergio Ramos nach dem Ausgleichstreffer für Real in der 93. Minute
       
       Die Startbedingungen: Im ersten Stadtderby der Champions-League-Geschichte
       ist Real Madrid der große Favorit. Spätestens seit dem grandiosen
       4:0-Erfolg bei Bayern München im Halbfinale ist die Real-Gemeinde auf ein
       einziges Ziel fixiert:„La Décima“, der zehnte europäische
       Landesmeister-Titel muss her.
       
       Finalgegner Atlético, hatte mit dem spanischen Meistertitel vor einer Woche
       die Phalanx der spanischen Großklubs Real und Barcelona durchbrochen obwohl
       er nur über ein Viertel von deren Budget verfügt. Zugeschrieben wird dieses
       Kunststück dem argentinischen Trainer Diego Simeone, der Atlético zu einem
       taktisch brillanten und kämferisch beeindruckenden Kollektiv geformt hat.
       
       Atlético-Wunderstürmer Diego Costa konnte von Wunderärztin Mirjana
       Kovacevic (Serbien) geheilt werden – angeblich mit Pferdeplazenta. Er steht
       ebenso überraschend in der Startelf wie der gerade erst wieder genesene
       Sami Khedira bei Real. Für seinen Teamkollegen Pepe hat es hingegen nicht
       gereicht. Atlético musste auch auf Arda Turan verzichten.
       
       Das Spiel: Der erste Aufreger nach zehn Minuten: Costa muss ausgewechselt
       werden. Die Blitzheilung hat nicht lange vorgehalten. Adrián Lopez kommt
       für ihn in die Partie. Atlético spielt so wie das Team die ganze Saison
       bereits für Eindruck gesorgt haben. Die zwei Viererketten stehen kompakt.
       Real kann nur über die Flügel ausweichen, aber nicht wirklich für Gefahr
       sorgen.
       
       Allerdings hätte dann beinahe doch ein Fehler von Thiago schon früh die
       gute Arbeit seiner Kollegen zunichte gemacht. Er spielt den Ball Gareth
       Bale in die Füße, der mit viel Freiraum aufs Tor zieht –und daneben
       schießt. Kleine Fehler werden die Partie entscheiden, da waren sich die
       beiden Trainer vor dem Spiel schon einig.
       
       Bestraft wird allerdings in der ersten Hälfte nur der von Real Torhüter
       Iker Casillas. Nach einer Flanke von Atlético-Verteidiger Juanfran kommt er
       aus dem Tor. Sami Khedira verliert das Kopfballduell gegen Diego Godìn. Der
       Ball senkt sich über den wieder zurückeilenden Casillas – wäre er doch auf
       der Linie geblieben.
       
       In der zweiten Hälfte startet Real einen Sturmlauf. Gleich zu Beginn hat
       Ronaldo binnen zwei Minuten gleich dreimal die Chance auszugleichen. Die
       Partie verlagert sich fast komplett in die Hälfte von Atlético. Doch das
       Team von Simeone hält mit großer Leidenschaft die
       Weltklasse-Offensivabteilung Reals in Schach, oft an der Grenze der
       Legalität.
       
       Der Druck wird immer größer. In der Nachspielzeit ist es dann soweit:
       Sergio Ramos köpft nach einem Eckball von Luka Modric den Ball platziert
       ins Eck. Real hat die Katastrophe – erneut kein Champions-League-Titel –
       verhindert, jetzt wird es dramatisch. Verlängerung. Und alles scheint auf
       ein Elfmeterschießen hinauszulaufen. Keiner ist bereit, zuviel Risiko
       einzugehen.
       
       In der 110. Minute aber schlagen die Königlichen zu. Ángel Di Marías Schuss
       aus spitzem Winkel wird nach der Fußabwehr von Atléticos Keeper Thibault
       Courtois zur Flanke und Gareth Bale köpft ein. Marcelo macht dann mit einem
       Distanzschuss alles klar. Und Cristiano Ronaldo darf auch noch einen
       Elfmeter verwandeln.
       
       Der entscheidende Moment: Ronaldos Elfmeter in der letzten Minute der
       Verlängerung. Zumindest hat er so gejubelt, als ob er das Spiel entschieden
       hätte.
       
       Spieler des Spiels: Gareth Bale. Er erzielte schon in spanischen
       Pokalfinale vor einem Monat das entscheidende 2:1, nun hat er sich
       endgültig in die Fußball-Geschichtsbücher eingetragen. Dass Bale bis dahin
       einer der schlechtesten Real-Spieler war, wird dort nicht vermerkt werden.
       
       Die Pfeife des Spiels: Diego Costa hat auf das falsche Pferd gesetzt
       (Plazenta) und musste gleich wieder vom Feld.
       
       Die Schlussfolgerung: Atlético hat die Fußballwelt nicht auf den Kopf
       stellen können, dabei waren sie so nah dran. Die Galaktischen gewinnen „La
       Décima“ und werden für die Titelverteidigung sicher wieder ganz tief in die
       Tasche greifen.
       
       Und sonst? Am Ende feiern die Fans beider Teams ihre Mannschaften. Sowieso
       war die Stimmung zwischen den Real und Atlético den ganzen Tag über in
       Lissabon höchst entspannt. Schon vor der Partie feierten sie gemeinsam auf
       den Straßen.
       
       24 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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