# taz.de -- Neuanfang bei Bundesliga-Dino: HSV ist jetzt AG
       
       > Die Fußball-Profi-Abteilung des Hamburger SV wird eine
       > Aktiengesellschaft. Dafür stimmten 86,9 Prozent der anwesenden
       > Mitglieder.
       
 (IMG) Bild: Fast alle dafür: Der Hamburger SV schlägt neue Wege ein
       
       HAMBURG taz | Am Ende war es dann doch deutlicher als erwartet. Als um
       16.33 Uhr das Ergebnis feststand, jubelten 86,9 Prozent der 9.702
       anwesenden Mitglieder fast so stürmisch wie nach dem Schlusspfiff in Fürth
       vor einer Woche, als der Klassenerhalt gesichert war. Ab jetzt ist der Weg
       frei für die Ausgliederung der Profiabteilung des HSV in eine
       Tochtergesellschaft HSV Sport AG.
       
       „Ich bin überwältigt“, war der erste Satz von Ex-Aufsichtsrat Ernst-Otto
       Rieckhoff, dem Initiator der Initiative HSV Plus, die das beschlossene
       Ausgliederungskonzept auf den Wege gebracht hatte. „Nun müssen wir die
       durch Arbeit, Erfolge und Zusammenarbeit überzeugen, die dem Konzept noch
       kritisch gegenüberstehen.“
       
       Vor der Westtribüne der Arena im Volkspark bildeten sich schon am frühen
       Sonntagmorgen lange Schlangen. Tausende Mitglieder begehrten Einlass zur
       wichtigsten Strukturentscheidung in der HSV-Geschichte. Vor der Kurve, die
       im alten Volksparkstadion die treuesten Anhänger beherbergte, begann es
       feierlich mit der Ehrung verdienter Mitglieder aus den Bereichen
       Rollstuhlsport, Jugend-Eishockey und Leichtathletik. Vor so einem großen
       Publikum werden die Amateur- und Breitensportler künftig sicher kaum noch
       geehrt.
       
       Doch dann kam Stadionatmosphäre auf. Die heftigen Pfiffe und Buhrufe gegen
       Anwalt Rainer Ferslev und Ex-Präsident Jürgen Hunke, zwei der
       profiliertesten Kritiker von HSV Plus, zeigten früh die
       Mehrheitsverhältnisse. Ferslev und Hunke scheiterten deutlich mit ihrem
       Antrag, die Abstimmung über das vorliegende Ausgliederungskonzept zu
       verschieben. Ihrer Meinung nach enthielt es Punkte, wie den Übergang von
       Raute, Stadion und Auswärtsticketing in die künftige HSV AG, die das
       ursprünglich abgesegnete Konzept nicht vorgesehen habe.
       
       Obwohl Ernst-Otto-Rieckhoff mit klarer Mehrheit durchsetzte, dass über die
       40 vorliegenden Änderungsanträge nicht gesprochen und abgestimmt wurde,
       wurde diese Versammlung eine letzte Sternstunde der HSV-Demokratie. In der
       Aussprache über den von HSV-Vorstand Edgar Jarchow vorgestellten
       Ausgliederungsantrag meldeten sich deutlich mehr Gegner des vorliegenden
       Konzepts.
       
       So warnte der Vorsitzende des Finanzausschusses des Aufsichtsrats,
       Christian Strauß, wie andere vor dem „Totalausverkauf des HSV“. Entgegen
       der verbreiteten Meinung sei der Verein nicht pleite, sondern
       handlungsfähig. „Ihr werdet nie mehr an dieser Stelle eine Meinung sagen
       können, weil dann ein kleiner Zirkel von Renditejägern das Sagen hat.“
       Keiner der Gegenredner wehrte sich grundsätzlich gegen die Ausgliederung
       der Profis in eine Kapitalgesellschaft.
       
       ## Unangenehme Diskussion
       
       Die Argumente der Befürworter des vorliegenden Ausgliederungskonzepts, die
       Modifikationen strikt ablehnten, brachte Vorstandsvize Joachim Hilke auf
       den Punkt: „Wenn man davon ausgeht, dass zukünftige Verantwortliche etwas
       untergraben wollen, gibt es kein Konzept, das zu verhindern.“ Er plädierte
       für Vertrauen in das zukünftig Führungspersonal, zu dem er nach Ankündigung
       von HSV Plus selbst gehören wird.
       
       Neue Informationen zur Causa Dietmar Beiersdorfer, der im Vorfeld als
       Kandidat für den Vorstandsvorsitz kolportiert wurde, konnte Ex-Präsident
       Ronald Wulff beitragen. Beiersdorfer sei die Diskussion unangenehm, da er
       einen gültigen Vertrag bei Zenit St. Petersburg habe, sagte Wulff. „Ob er
       irgendwann zum HSV zurückkommt, hat nichts mit HSV Plus zu tun.“
       
       Kurz nach der entscheidenden Abstimmung erklärte der designierte
       Vorsitzende des Aufsichtsrats, Karl Gernandt, dass er für 17 Uhr mit
       Beiersdorfer zu einem Telefonat verabredet sei. „Er hat uns zugesagt, dass
       er alles tun will, um dabei zu sein“, so Gernandt.
       
       25 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Lorenzen
       
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