# taz.de -- Streik bei Amazon: Sie geben nicht auf
       
       > In Leipzig und Bad Hersfeld streiken wieder Amazon-Mitarbeiter. Das
       > US-Unternehmen verweigert immer noch einen Tarifvertrag.
       
 (IMG) Bild: Seit einem Jahr kämpfen die Beschäftigten in den Logistikzentren von Amazon für höhere Löhne – bisher ohne Erfolg.
       
       BERLIN taz | Im seit über einem Jahr andauernden Tarifstreit beim
       US-Versandhandelsunternehmen Amazon haben Mitarbeiter erneut ihre Arbeit
       niedergelegt. Die Gewerkschaft Verdi rief Beschäftigte in den
       Verteilzentren Bad Hersfeld und Leipzig für Freitag und Samstag zu Streiks
       auf.
       
       In Bad Hersfeld versammelten sich am Vormittag zunächst etwa 300
       Mitarbeiter zum Protest. Laut Streikleiterin Mechthild Middeke ist die
       Beteiligung damit nach dem Feiertag etwas geringerer als sonst. In Leipzig
       nahmen rund 200 Mitarbeiter der Frühschicht an den Protesten teil. An
       beiden Standorten wurde mit weiteren streikenden im Laufe des Tages
       gerechnet.
       
       „Die Weigerung von Amazon, über einen Tarifvertrag zu sprechen, zeugt von
       mangelndem Respekt und fehlender Wertschätzung gegenüber der Leistung der
       Beschäftigten“, kritisierte Verdi-Bundesvorstand Stefanie Nutzenberger.
       Verdi fordert von dem Unternehmen höhere Löhne und tarifliche Regelungen,
       wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Derzeit erhalten die
       Arbeiter als in Bad Hersfeld 10,01 und die in Leipzig 9,55 Euro als
       Einstiegeslohn.
       
       Mit einem Versandhandelstarifvertrag würden Urlaubsgeld, Spätarbeits- und
       Nachtzuschläge und regelmäßiges Weihnachtsgeld gezahlt werden. „Die
       Differenz zum Versandhalstarifvertrag liegt über ein Jahr gesehen bei
       Dreitausend bis Fünftausend Euro“, sagt Manuel Sauer von Verdi in Bad
       Hersfeld. Der Konkurrent Otto zahle seit Jahrzehnten nach dem
       Versandhandeltarifvertrag.
       
       ## 
       
       Amazon dagegen bezahlt nicht nach Tarif. Der Internethändler nimmt die
       Logistikbranche als Maßstab, in der niedrigere Löhne gezahlt werden als im
       Einzel- und Versandhandel. Bislang verweigerte der Konzern laut
       Gewerkschaft jedes Gespräch. Verdi sei klar, dass für das Thema
       Tarifvertrag ein langer Atem nötig sei, sagte Streikleiterin Middeke zu
       Reuters. Vorrangig sei nun, für dieses Jahr eine ordentliche Lohnerhöhung
       und Urlaubsgeld für die Mitarbeiter auszuhandeln.
       
       Bei Amazon arbeiten bundesweit rund 9000 Mitarbeiter in acht
       Versandzentren. Davon etwa 3400 in Bad Hersfeld und 800 in Leipzig. In Bad
       Hersfeld wurde durch die zahlreichen Streiks des vergangen Jahres bisher
       nur die Auszahlung eines einmaligen Weihnachtsgeldes in Höhe von 400 bis
       600 Euro erzielt.
       
       Dass sich nicht mehr Mitarbeiter an den Streiks beteiligen, erklärt
       Verdi-Sprecher Sauer damit, dass es in Bad Hersfeld einen hohen Anteil an
       befristeten Beschäftigten gebe. „Als befristet Beschäftigter überlegt man
       sich natürlich fünfmal, ob man streikt.“ Insofern schadet das deutsche
       Arbeitsrecht, das Betrieben die Schaffung befristeter Stellen erleichtert,
       den Beschäftigten bei ihrem Versuch, bessere Arbeitsbedingungen
       durchzusetzen.
       
       Amazon signalisiert kein Gesprächsbereitschaft. Unternehmenssprecherin
       Anette Nachbar teilte der taz auf Anfrage mit, dass Amazon aufkommende
       Probleme gemeinsam mit den gewählten Betriebsräten löse. „Diese stehen in
       engem Austausch mit dem Management. Alles, was die Belegschaft bewegt,
       besprechen wir hier.“ Dazu würden auch Arbeitsbedingungen gehören. Die
       Löhne ständen nicht zur Diskussion. Amazon zahle seinen Mitarbeitern
       bereits Löhne, die sich am oberen Ende dessen orientierten, was in der
       Logistikbranche üblich sei.
       
       30 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Annika Waymann
       
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