# taz.de -- Klinikverband in Bremen: Chaos beim Klinik-Neubau
       
       > Mit der Stärkung der Führungsspitze sollen die kommunalen Kliniken
       > fusionieren und ihr Problem auf der Baustelle Klinikum Mitte in den Griff
       > bekommen.
       
 (IMG) Bild: Mangelnde Transparenz, Stillstand und "chaotische Gesamtplanung": der Neubau des Klinikums Mitte.
       
       Nach einer Sondersitzung seines Aufsichtsrats konnte der kommunale
       Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) in Bremen gute Nachrichten verbreiten:
       Die organisatorische Verschmelzung der vier Häuser zu einer zentral
       geleiteten Klinik kommt voran.
       
       Erst einmal wird dafür die Geschäftsführung verstärkt – statt wie bisher
       zwei soll es vier Geschäftsführer geben. Einen der neuen Posten wird der
       bisherige Leiter des Neubaus am Klinikum Mitte, Robert Pfeiffer, erhalten,
       der damit in die oberste Etage aufrückt. Pfeiffer war früher kaufmännischer
       Geschäftsführer des Klinikums Mitte.
       
       Wann es auf dieser Baustelle weitergeht, wie viel teurer es für den
       Bauherrn wird, weil aufgrund des langwierigen Konfliktes und am Ende der
       Kündigung der Trockenbaufirma die Baustelle teilweise über Monate still
       steht, das konnte der Bauleiter dem Aufsichtsrat nicht sagen. Klar ist aber
       offenbar, dass der Generalplaner vom Büro Ludes nicht vor die Tür gesetzt
       werden soll. Mit diesem Gedanken muss Pfeifer gespielt haben, als er ein
       externes kritisches Gutachten über die Probleme auf der Baustelle
       bestellte.
       
       Was der Bausachverständige Ralf Schröder da zu Papier brachte, zeigt ein
       gruseliges Bild von der Großbaustelle. „Schäden in kaum vorstellbaren
       Dimensionen“ diagnostizierte er, „gravierende Überschreitungen der
       Baukosten und der Bauzeiten“ drohten. Der Generalplaner habe seine
       Pflichten „deutlich unzureichend erbracht“.
       
       Die Trockenbau-Firma hatte allein für Stillstandszeiten und geforderte
       „Beschleunigungen“ – also Kosten aufgrund von Planungsfehlern – 1,5
       Millionen Euro verlangt – zu Recht, findet der Gutachter. Als der Gutachter
       auf der Baustelle war, standen da zum Beispiel 40 Trockenbau-Arbeiter aus
       Portugal herum, weil die Planvorgaben „nicht fachgerecht“ waren. Konkret:
       „Keine brauchbaren Werkzeichnungen“, Feuchtigkeit im Rohbau, weil die
       Gebäudehülle „nicht dicht“ sei, Angaben für Installationen undeutlich. Dass
       Elektroleitungen durch Brandschutzwände geführt wurden, hatte schon der TÜV
       moniert.
       
       Dass die Trockenbaufirma eine „chaotische Gesamtplanung“ beklage, sei
       nachvollziehbar, findet der Gutachter. Und dann schrieb er an den
       Planungschef der Geno, der – Pfeiffer – greife nicht durch, sondern lasse
       sich „mit Ausreden, falschen Behauptungen, Inkompetenz und Untätigkeit“ von
       „unfähigen und unmotivierten“ den Mitarbeitern des Generalplanungsbüros
       hinhalten. Das war vor einem halben Jahr, am 2. 11. 2013.
       
       Bauplaner Pfeiffer entgegnete dem sachverständigen Gutachter, der möge
       seinen „verbalen Radikalismus“ zügeln – und bestellte andere Gutachter.
       Inzwischen wurde nicht das Büro des Generalplaners gekündigt, sondern die
       Trockenbaufirma – wegen Untätigkeit. Und der wegen seiner Untätigkeit von
       dem vereidigten Gutachter angegriffene Bauplaner Pfeiffer wurde befördert.
       So will man sich die hohen Kosten und Bauverzögerungen „sparen“, die der
       Wechsel eines Generalplaners bedeuten würde.
       
       Der Neubau an der Bismarckstraße ist nicht die einzige „Baustelle“, die der
       kommunalen Geno über den Kopf zu wachsen droht. Der Rechnungshof hat ein
       Sondergutachten über die finanzielle Lage der kommunalen Kliniken
       vorgelegt, in dem es zusammenfassend heißt: „Die Geno ist ein
       Sanierungsfall, eine Sanierung erscheint aber auch möglich.
       
       Scheitert die Sanierung, kommen nicht tragbare finanzielle Lasten auf
       Bremen zu.“ 38 Millionen Euro betrage die summe, mit der die Geno-Kliniken
       in ihrer Kostenstruktur über der Kostenstruktur vergleichbarer Kliniken
       lägen. Allein die Personalkosten lagen 2012 um 7 Millionen Euro über Plan.
       
       Nicht in den „patientennahen Bereichen“ gebe die Geno für ihr Personal mehr
       Geld aus als vergleichbare kommunale Kliniken, sondern im
       Verwaltungsbereich. Um 20 Prozent höher als der Durchschnitt lägen die
       Kosten für den „medizinischen Sachbedarf“. Während die Geno selbst derzeit
       schon für das Jahr 2017 insgesamt 22 Millionen Euro Verlust einplant,
       schätzt der Rechnungshof, dass diese Summe deutlich höher ausfallen könnte
       – zumal die Investitionen nur zum Teil in den Finanzplanungen hinreichend
       berücksichtigt seien.
       
       Trotz der bisher vom Senat beschlossenen Zuwendungen von rund 150 Millionen
       Euro, so der Rechnungshof, kann die Geno bisher nicht Rücklagen für das
       2030 fällige Darlehen über 100 Millionen Euro bilden. Auch für diese Summe
       bürgt am Ende die Stadt.
       
       Der Neubau an der Bismarckstraße ist derzeit eines der größten
       Klinik-Baustellen in Deutschland. Geplant sind rund 750 Betten auf 49.000
       Quadratmetern Fläche. Die Wetten über die Kosten, die anfangs mit 230
       Millionen Euro beziffert wurden, haben sie 300-Millionen-Grenze bereits
       deutlich überschritten.
       
       30 May 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Wolschner
       
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