# taz.de -- Flüchtlinge: Wohnschiff sucht Ankerplatz
       
       > Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele plädiert für neue Lastenverteilung
       > bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Kurzfristige Unterbringung im Hafen
       > nicht möglich.
       
 (IMG) Bild: Haben wieder Zukunft: Wohnschiffe nach dem Modell der "Bibby Altona" - hier bei der Räumung 2006
       
       HAMBURG taz | Die Botschaft von Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) ist
       deutlich: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und wissen kaum, wie wir die
       Flüchtlinge noch unterbringen sollen“, klagt Scheele eindringlich in einem
       aktuellen Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. 25.000 Flüchtlinge
       lebten bereits in Hamburg und täglich würden es mehr.
       
       „Wir haben eine wirklich große Überbelegung der Zentralen Erstaufnahme,
       weil Plätze in den Folgeunterbringungen fehlen“, klagt der Senator. Noch
       fehlen Scheele nach eigenem Bekunden etwa 4.000 der 10.600
       Unterbringungs-Plätze, die die Stadt bis Jahresende einrichten will, und
       bei 1.600 sei „noch unklar, wie und wo sie entstehen sollen“.
       
       Zelte, angemietete Hotelzimmer, freie Saga-Wohnungen und Wohnschiffe – all
       das soll helfen, die Lage zu entspannen. Doch gerade die Trumpfkarte
       Wohnschiffe, für die die Hamburg Port Authority (HPA) seit Monaten
       händeringend Liegeplätze in den Hamburger Hafenbecken sucht, wird Scheele
       so schnell nicht ziehen können.
       
       Die HPA habe Scheele, so verlautet aus der Sozialbehörde, in den
       vergangenen Monaten immer wieder Vorschläge für Liegeplätze unterbreitet,
       die sich bei näherer Prüfung als nicht realisierbar herausstellten. Mal
       fehlte jede Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, mal ein naher
       Supermarkt, dann wieder hatte die Umweltbehörde Bedenken. „Der Aufwand war
       groß, der Ertrag aber gleich null“, sagt ein Behördenmitarbeiter.
       
       Nachdem Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die Angelegenheit an sich gezogen
       hatte und in einem Telefonat mit der HPA-Spitze Druck machte, legte diese
       vergangene Woche überraschend eine Liste mit 20 aus ihrer Sicht möglichen
       Liegeplätzen für Flüchtlingsschiffe vor.
       
       Da sich alle HPA-Vorschläge in der Vergangenheit zerschlagen hatten, hält
       sich die Zuversicht in der Behörde in sehr engen Grenzen. Die HPA forderte
       sie auf, die Standorte gemeinsam mit den Bezirksverwaltungen von Mitte,
       Altona und Harburg auf ihre Tauglichkeit zu prüfen und alle möglichen
       Einwände genau zu bedenken.
       
       Erst wenn die Standorte die bezirkliche Prüfung durchlaufen haben und die
       HPA zudem geeignete Schiffe in Aussicht hat, will sich die Sozialbehörde
       wieder eingehend mit dem Thema befassen. „Das hat derzeit keine Priorität,
       weil es uns kurzfristig bei der Unterbringung der Flüchtlinge nicht
       weiterbringt“, wiegelt Behördensprecher Marcel Schweitzer ab.
       
       Da nach Einschätzung der Sozialbehörde die Vorlaufzeit für das Flottmachen
       eines solchen Schiffes rund anderthalb Jahre dauert, werde „2014 definitiv
       kein einziger Flüchtling auf einem Wohnschiff untergebracht“ werden, sagt
       Schweitzer. „Die Prüfungen laufen derzeit, die Überlegungen und Planungen
       sind noch nicht abgeschlossen“, sagt Sinje Pangritz, Sprecherin der
       gescholtenen HPA.
       
       Scheele bleibt nichts anderes übrig, als zu fordern, die Lasten zwischen
       Metropolen und Flächenländern neu zu verteilen und den Schlüssel, nach dem
       Asylbewerber auf die Bundesländer verteilt werden, zu ändern. Während
       Hamburg bei der Unterbringung von Flüchtlingen längst an seine Grenzen
       stoße, würden „in anderen Bundesländern ungenutzte Wohnungen abgerissen
       oder Schulen geschlossen“, sagt Scheele.
       
       24 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marco Carini
 (DIR) Maro Carini
       
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