# taz.de -- Gewalt gegen Afroamerikaner in den USA: Die Polizei ist das Problem
       
       > Erneut kam ein unschuldiger Afroamerikaner in New York gewaltsam zu Tode.
       > Die Strafen für solche Vergehen sind bislang zu gering.
       
 (IMG) Bild: Ellisha Flagg (2.v.r.), Schwester von Eric Garner, bei einem Protestmarsch in New York.
       
       Wieder [1][ein Video], wieder Polizeigewalt, wieder ein von der Polizei
       getöteter Schwarzer in den USA. Es war am vergangenen Wochenende, mitten im
       New Yorker Staten Island, als der 43-jährige Eric Garner auf der Straße
       Zeuge eines Handgemenges wurde. Als einer, der die Gegend gut kannte, der
       auf der Straße in Kleinstmengen unversteuerte Zigaretten verkaufte, den die
       Menschen im Kiez grüßten und schätzten, ging er dazwischen, trennte die
       Prügelnden. Irgendjemand rief die Polizei.
       
       Als die Polizei eintraf, waren die Streithähne weg, nur Garner stand noch
       da, an seinem angestammten Platz. Die Polizisten hielten sich an ihn. Er
       kannte den Umgang der Polizei mit Leuten wie ihm, er kannte „Stop and
       Frisk“, jene viel kritisierte Polizeipraxis, auch ohne konkreten Verdacht
       Personenkontrollen durchzuführen, und es nervte ihn.
       
       Er fragte, was ihm vorgeworfen würde, sagte den beiden Polizisten, dass er
       nichts gemacht habe, außer zwei Kämpfende zu trennen, und dass sie ihn in
       Ruhe lassen sollten. Als ein weiterer Polizeiwagen eintraf, nahm ihn einer
       der beiden, Officer Daniel Pantaleo, von hinten in einen Würgegriff,
       gemeinsam brachten sie den schweren Mann zu Boden, drückten Garners Kopf
       auf das Pflaster.
       
       All das ist auf einem Handy-Video zu sehen, das kurz danach auf der
       [2][Webseite] der New York Daily News veröffentlicht wurde. Deutlich ist zu
       hören, wie Garner „Ich kann nicht atmen, ich kann nicht atmen!“ japst,
       bevor er bewusstlos wird. Garner war Asthmatiker. Wenig später ist er tot.
       
       ## Keiner unternimmt erste Hilfe
       
       Auf einem zweiten Video ist zu sehen, wie die inzwischen fast ein Dutzend
       Polizisten um den reglosen Garner herumstehen. Keiner unternimmt erste
       Hilfe oder Wiederbelebungsversuche. Garner hinterlässt eine Frau und fünf
       Kinder.
       
       Inzwischen ist Garner begraben, Pantaleo und sein Kollege sind
       vorübergehend vom Dienst suspendiert, und New York debattiert erneut über
       Polizeigewalt. Reverend Al Sharpton war bei der Trauerfeier, ist auf
       Bildern zu sehen, wie er versucht, Garners Mutter Trost zu spenden.
       
       New Yorks neuer Bürgermeister Bill de Blasio hat kurzfristig seinen Urlaub
       in Italien unterbrochen. Er fordert eine genaue Untersuchung und gab schon
       aus Italien zu verstehen, er erkenne auf dem Video einen Würgegriff des
       Polizeibeamten – das aber ist Polizisten schon seit 1993 verboten. In den
       letzten fünf Jahren gab es laut Daily News zehn Verfahren gegen Polizisten,
       die trotzdem gewürgt haben: Die höchste dafür verhängte Strafe war die
       Streichung von zehn Urlaubstagen in einem Fall.
       
       ## „Wir danken Gott, dass es das Video gibt“
       
       In einem vorläufigen Bericht hat New Yorks Polizei am Dienstag ihre Version
       der Ereignisse vorgestellt: Es habe keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass
       Garners Gesundheit beeinträchtigt gewesen sei, er habe sich den Anweisungen
       der Polizisten widersetzt, habe sich geweigert, sich Handschellen anlegen
       zu lassen.
       
       „Wir danken Gott, dass es das Video gibt,“ sagt Garners Mutter, „so ist er
       vielleicht nicht umsonst gestorben.“ Sie hofft, dass der Tod ihres Sohnes
       dazu beiträgt, etwas zu ändern. Vonseiten der Polizeiführung heißt es, man
       werde die Ausbildung der Polizisten überprüfen. Pantaleo, seit acht Jahren
       im aktiven Dienst, hatte bereits mehrere Verfahren – unter anderem wegen
       übertriebener Härte und wegen willkürlicher Festnahme.
       
       Der Tod Eric Garners ist keine Naturkatastrophe. New Yorks Polizei hat seit
       Jahren den Ruf, vorurteilsbehaftet und brutal zu sein. Niemand in New York
       will wieder Mordraten wie in den 80ern. Aber so, wie es ist, ist die
       Polizei selbst zu einem Problem geworden, vor allem für Nichtweiße. Es
       liegt jetzt auch an Bürgermeister de Blasio, endlich Konsequenzen zu
       ziehen.
       
       24 Jul 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.nydailynews.com/new-york/exclusive-internal-nypd-report-staten-island-dad-mention-chokehold-article-1.1875221#
 (DIR) [2] http://www.nydailynews.com
       
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 (DIR) Bernd Pickert
       
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