# taz.de -- Kommentar Türkische Wahl in Deutschland: Erdogan fährt seinen Lohn ein
       
       > Vielen Deutschtürken werden bei der Präsidentenwahl für Erdogan stimmen.
       > Das liegt auch an der Doppelmoral der deutschen Politik.
       
 (IMG) Bild: Türkische Fahne am Olympiastadion in Berlin, dem türkischen Wahllokal in der Hauptstadt
       
       Üblicherweise reicht es aus, wenn in Deutschland lebende Ausländer in den
       Botschaften oder Konsulaten ihrer Herkunftsländer ihre Stimme abgeben. Das
       Berliner Olympiastadion oder ganze Messehallen zu gigantischen Wahllokalen
       umzuwidmen, war nötig geworden, weil in Deutschland rund 1,4 Millionen
       türkische Staatsbürger leben, die zum ersten Mal an einer Wahl in ihrer
       Heimat teilnehmen dürfen. Erstmals müssen sie nicht mehr, wie bisher
       üblich, in die Türkei reisen, um ihre Stimme dort an einem Flughafen oder
       einer anderen Grenzstation abzugeben.
       
       Dass der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan seinen
       Landsleuten in Deutschland diesen lange gehegten Wunsch erfüllt hat, ist
       einer der Gründe, warum ihn auch hierzulande viele von ihnen jetzt zum
       ersten direkt gewählten Staatspräsidenten der Türkei wählen dürften.
       
       Ein anderer Grund ist, dass viele in ihm den Vater des türkischen
       Wirtschaftswunders sehen, der der Türkei bis dahin unbekannte soziale
       Segnungen gebracht hat. Über sein autoritäres Auftreten, seinen aggressiven
       Populismus und seine Allmachtsallüren sehen sie da gnädig hinweg, wenn sie
       ihnen nicht sogar zustimmen.
       
       Auch die Doppelmoral der deutschen Politik spielt Erdogan in die Hände.
       Nicht nur, dass die Wahlkampfauftritte seiner Gegenkandidaten in
       Deutschland kommentarlos blieben, während sein Auftritt in Köln auf offene
       Feindseligkeit traf. Schwerer wiegt, dass sich deutsche Politiker von
       Claudia Roth bis Joachim Gauck, die sich noch vor Kurzem mit Kritik an
       Erdogan überboten, nun etwa zu den israelischen Kriegsverbrechen in Gaza
       schweigen.
       
       Das macht es Erdogan leicht, seinen deutschen Kritikern zu unterstellen,
       sie hätten in Wirklichkeit etwas gegen Türken – zumal Erdogan den
       langjährigen Kurdenkonflikt zu Hause entschärft, wenn nicht sogar befriedet
       hat. Noch ein Grund, warum er diese Wahl wohl gewinnen wird.
       
       1 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Türkei
 (DIR) Recep Tayyip Erdoğan
 (DIR) Präsidentenwahl
 (DIR) Deutschtürken
 (DIR) Schwerpunkt Türkei
 (DIR) Schwerpunkt Türkei
 (DIR) Recep Tayyip Erdoğan
 (DIR) Schwerpunkt Türkei
 (DIR) Recep Tayyip Erdoğan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Präsidentschaftswahl in der Türkei: Andersdenkende sind Feinde
       
       Bei seinem Wahlsieg 2002 galt Erdogan als Saubermann. Heute ignoriert er
       die Hälfte der Bevölkerung und setzt auf religiös-konservative Sunniten.
       
 (DIR) Präsidentschaftswahl in der Türkei: Der neue Übervater
       
       Kein Politiker seit Kemal „Atatürk“ hat die Türkei so stark geprägt wie
       Erdogan. Als Präsident würde er den Staatsgründer wohl endgültig vom Sockel
       stoßen.
       
 (DIR) Präsidentschaftswahl in der Türkei: Der islamische Augustus
       
       Die kommende Präsidentschaftswahl könnte das Land ins antike Rom
       zurückschicken: Die Republik wird Kulisse und es herrscht nur noch einer:
       Recep Erdogan.
       
 (DIR) Stimmung unter Deutschtürken: „Eine Mehrheit ist für Erdogan“
       
       Von vielen deutschen Türken wird der Ministerpräsident unterstützt, glaubt
       Hilmi Kaya Turan – der mit 53 zum ersten Mal wählt.
       
 (DIR) Türkei-Wahl in Berlin: Wählen als olympische Disziplin
       
       Im Olympiastadion stimmen TürkInnen aus vier Bundesländern über ihren
       nächsten Staatspräsidenten ab. GegnerInnen des Favoriten Erdogan werden
       ausgelacht.
       
 (DIR) Deutschtürken wählen: Erstes Auswärtsspiel für Erdogan
       
       Erstmals dürfen Deutschtürken auch hierzulande den türkischen
       Staatspräsidenten wählen. Ihre Sympathien liegen eindeutig beim jetzigen
       Premier.