# taz.de -- Kommentar blutige Kämpfe in Libyen: Enttäuschte Erwartungen
       
       > Libyen war schon immer ein Staat mit schwacher Zentralregierung, Gaddafi
       > nutzte das geschickt aus. Jetzt ist die Lage jedoch schlimmer als 2011.
       
 (IMG) Bild: Wie sich die Bilder gleichen. Nur die Fahnen sind anders.
       
       Blutige Auseinandersetzungen mit Hunderten von Toten. Ausländer, Diplomaten
       auf der Flucht. Wer 2011 den Umsturz des Gaddafi-Regimes miterlebt hat, der
       versichert heute, dass die Lage viel schlimmer ist als damals.
       
       Libyen war immer schon ein Staat mit schwacher Zentralregierung, die Macht
       lag bei den verschiedenen Stämmen des Landes. Gaddafi wusste dies geschickt
       zu seinem Vorteil auszunützen. Erst als die NATO Angriffe flog, machten die
       verschiedenen Stammes-Milizen sich Gedanken über ihre künftige Rolle im
       Staat.
       
       Die Erwartungen waren hoch: Wer gegen Gaddafi gekämpft hatte, würde im
       neuen System eine wichtige Rolle übernehmen. Hier begannen die ersten
       Rivalitäten und Machtkämpfe zwischen den Milizen. Dass in der Hauptstadt
       eine Zentralregierung versuchte, in Gang zu kommen, wurde von den
       Kontrahenten ignoriert und sabotiert. Daran änderte sich auch nichts, als
       2012 Parlamentswahlen stattfanden.
       
       Rasch verbreitete sich der Eindruck, dass die Islamisten – Muslimbrüder und
       Radikalere – über die „Unabhängigen“ die Macht an sich rissen. Zwischen
       Islamisten und Säkularen ergab sich so der nächste Konflikt. An deren
       Spitze Khalifa Haftar, Ex-General aus Gaddafi-Zeiten, der lange Jahre im
       US-Exil verbrachte und nun angetreten ist, mit einem „Obersten Militärrat“
       nach ägyptischem Muster die Islamisten zu bekämpfen. Damit verfolgt er
       dasselbe Ziel wie die schwachen staatlichen Streitkräfte, ohne aber mit
       diesen zu koooperieren.
       
       Der Verdacht liegt nahe, dass er – wieder nach ägyptischem Vorbild – die
       Macht übernehmen will und der Demokratisierungsprozess auf der Strecke
       bleibt: Im inzwischen neu gewählten Parlament soll der Einfluss der
       Islamisten nur noch gering sein, an einer ersten Zusammenkunft nahmen diese
       erst gar nicht teil. Das Treffen fand im relativ sicheren Tobruk statt.
       Nicht in der Hauptstadt Tripolis.
       
       4 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Philipp
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Libyen
 (DIR) Chalifa Haftar
 (DIR) Tripolis
 (DIR) Manchester
 (DIR) Islamismus
 (DIR) Islamismus
 (DIR) Libyen
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Libyen
 (DIR) Islamismus
 (DIR) Islamismus
 (DIR) Libyen
 (DIR) Nigeria
 (DIR) Islamismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Netzwerk um den Manchester-Attentäter: Die Radikalen geduldet
       
       Unter Exil-Libyern kursieren Bilder des Attentäters, die eine Verbindung zu
       Islamisten herstellen. Für britische Diplomaten ein unangenehmes Thema.
       
 (DIR) Bürgerkrieg in Libyen: Angst vorm nordafrikanischen Kalifat
       
       Die Kämpfe der Milizen untereinander spalten das Land. Tripolis ist jetzt
       in der Hand der Islamisten, die zudem einen Militärflughafen kontrollieren.
       
 (DIR) Libyen versinkt im Kriegschaos: Islamisten erobern Flughafen
       
       Als die Libyer Ende Juni ein neues Parlament wählten, hofften viele im Land
       auf bessere Zeiten. Doch die Gewalt geht unvermindert weiter.
       
 (DIR) Konflikt in Libyen: Abtrünnige Armee drängt Miliz zurück
       
       Ein pensionierter Generalmajor hatte eigenmächtig eine Offensive gegen
       islamistische Milizen in Libyen gestartet. Jetzt hat seine Armee in Bengasi
       vier Lager erobert.
       
 (DIR) Terrorismus in Deutschland: Mehr als 400 Islamisten reisen aus
       
       Islamisten aus Deutschland strömen weiter nach Syrien. Das zeigen die
       neuesten Zahlen der Verfassungsschützer. Sorge bereiten ihnen vor allem die
       Rückkehrer.
       
 (DIR) Kommentar Rückzug aus Libyen: Wehrlose Demokraten
       
       Weil in Libyen die Gewalt eskaliert, verlassen ausländische Diplomaten das
       Land. Dabei benötigt das Volk für ein demokratisches System Unterstützung.
       
 (DIR) Parlamentseröffnung in Libyen: Hoffnung auf einen Neuanfang
       
       In Tobruk tritt erstmals das neue Parlament zusammen. Große Teile der
       libyschen Bevölkerung hoffen auf ein Ende der Spaltung und der Kämpfe.
       
 (DIR) Unruhen in Libyen: Das Fluchtziel heißt Tunesien
       
       Angesichts der schweren Kämpfe in Tripolis retten sich Zehntausende über
       die Grenze. Für Libyer ist das neue Parlament die letzte Friedenshoffnung.
       
 (DIR) Bürgerkrieg in Libyen: Viele Staaten rufen zur Ausreise auf
       
       In Tripolis starben 22 Menschen bei Kämpfen verfeindeter Milizen. Viele
       Familien wurden vertrieben. Ein Schiff der Royal Navy soll hunderte Briten
       evakuieren.
       
 (DIR) Frieden statt Krieg: Das Leben in finsteren Zeiten
       
       Die supranationalen Organisationen wie die UN oder die OSZE haben an
       Bedeutung verloren. Muss das so bleiben? Und vor allem: Soll das so
       bleiben?
       
 (DIR) Kämpfe in Libyen: Islamisten auf dem Vormarsch
       
       Bei Gefechten in Libyen haben Islamisten einen wichtigen Armeestützpunkt
       eingenommen. Den Großbrand in einem Öldepot in Tripolis sollen italienische
       Flugzeuge löschen.