# taz.de -- Berliner Szenen: Das ist schon schön
       
       > Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Paare flanieren im Park. Auch im
       > Treptower. Auch die, die keine mehr sind.
       
 (IMG) Bild: Posieren vor dem Kriegerdenkmal: junge Russinnen.
       
       Sie stand an der Pforte. Eine unscheinbare Frau, die mit gekreuzten Beinen
       vor einer alten Mauer stand. Es war ein sonniger Nachmittag, vielleicht
       einer der letzten Sommertage dieses Jahres, es war schon erheblich kühler
       geworden, die große Hitze war nur noch eine Erinnerung.
       
       Sie sah ernsthaft aus, wie sie so dastand in ihrem dunkelblauen Sweater,
       einer Jeans und mit dieser schwarzen Hornbrille. Eine ernsthafte Frau, das
       gefiel ihm, ernsthaft war er auch, was an einer Laune des Schicksals lag
       oder an einem anerzogenen Verhältnis zur Welt. Eine flüchtige Umarmung, und
       los ging’s. Los ging es zum Lustwandel in den Treptower Park, satte Wiesen,
       stramm stehende Gebüsche, Flecken im Sichtbild, die von der Sonne
       herrührten, darüber dürre Worte, Austausch von Belanglosigkeiten, aber dann
       schienen sich selbst die Wörter zu umarmen, so kam ihm das vor.
       
       Irgendwo tröteten Trompeten. Das Ehrenmal für die gefallenen Rotarmisten
       glänzte in der Sonne und wirkte dieser Tage schon wieder ganz anders als
       noch vor fünf Jahren, was mit der Lage im Osten zu tun haben musste. Ich
       hingegen habe wieder angefangen, mich für russische Literatur zu
       interessieren. Aber ich bin hier gar nicht das Thema.
       
       Das Paar, das keines war, legte sich auf einen Hügel. Starrte Löcher in die
       Luft und redete, unter sich ein fettes Grün. Darüber, warum man von
       gescheiterten Ehen sprach, wenn sie schlicht nur zu Ende gingen. Was normal
       war. Sand rieselte durch eine Sanduhr. Wie sie so dunkelblau daliegt,
       dachte er, das ist schon schön. Das wollte er ihr direkt, direkt in diesem
       kleinen Himmel sagen. Dem Himmel, den er wollte. Aber er dachte, das gibt
       sich. Dass dieser Moment nie kommen würde, konnte er da noch nicht ahnen.
       
       „Ich liebe dich nicht“, würde sie sagen, eine Woche später in einem anderen
       Park.
       
       19 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rene Hamann
       
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