# taz.de -- Sozialunternehmerin über .hiv-Domain: „Das Stigma ist da“
       
       > Die Berliner Sozialunternehmerin Carolin Silbernagl über die
       > wirtschaftliche Herausforderung einer .hiv-Domain, Spenden und
       > Förderschwerpunkte.
       
 (IMG) Bild: Schuljunge in Soweto, Südafrika: „Das Stigma ist in der Gesellschaft weiter vorhanden“, sagt Carolin Silbernagel
       
       taz: Frau Silbernagl, es gibt bereits zahlreiche sogenannte
       Top-Level-Domain-Arten wie .org oder .berlin. Wozu braucht es da noch .hiv? 
       
       Weil Top-Level-Domains aufgrund ihrer ständigen Präsenz ein unglaublich
       großes Potenzial bieten. Wir denken, dass dieses Stück vom Internet ein
       tolles Mittel ist, um dem Kampf gegen Aids mehr Aufmerksamkeit zu schenken
       und neue finanzielle Mittel zur Seite zu stellen. Der Aufwand ist gering.
       Indem ich klicke, tue ich schon etwas, denn dotHIV spendet bei jedem Klick,
       wobei wir diese Mikrospenden aus den Überschüssen des Domain-Vertriebs
       finanzieren.
       
       Wohin soll das eingenommene Geld fließen? 
       
       Mindestens 70 Prozent unserer Einkünfte werden gespendet, das ist der
       Qualitätsstandard des deutschen Spendensiegels für gutes Fundraising und
       eine Kondition unseres Vertrags mit der Internet Corporation for Assigned
       Names and Numbers (ICANN), welche als Nonprofitorganisation die Vergabe von
       Namen und Adressen im Internet koordiniert. Wir können mit dieser Lizenz
       also überhaupt nichts anderes machen. Unser Förderschwerpunkt liegt sehr
       eng mit internationalen Akteuren wie der UNO und der WHO zusammen und wurde
       in intensivem Austausch mit ihnen entwickelt.
       
       Welche Projekte unterstützen Sie? 
       
       Wir fördern Projekte, die den Zugang zu HIV-Medikamenten verbessern. Wie
       zum Beispiel bei unserem Pilotprojekt in Ruanda, bei dem es um Mutter- und
       Kindergesundheit geht. Aber auch das Arbeiten mit Jugendlichen, die ihr
       Gesundheitsverhalten gerade ausbilden, ist uns wichtig. Dabei haben wir
       zwei große Zielgruppen: Die einen sind gemeinnützige HIV-Organisationen auf
       der ganzen Welt, die nichts für die Registrierung bezahlen müssen. Auch
       sollen sich spezialisierte Ärzte und Patienten im Ausland mithilfe der
       Domain gegenseitig schneller finden können. Die anderen sind vor allem
       größere und kleinere Marken, die mit einer .hiv-Domain ein Stück ihrer
       sozialen Seite zeigen und so auf die HIV-Problematik eingehen.
       
       Sollen die Internetnutzer in die Projekte aktiv mit einbezogen werden? 
       
       Ja, ab 2015 entscheiden die Internet-User, wo das Geld hingeht. Im Herbst
       diesen Jahres können sich bei uns schon Organisationen um Förderung
       bewerben. Auf click4life.hiv sollen dann dreimal jährlich die Gelder an
       vielversprechende Projekte ausgeschüttet werden, die die meiste
       Unterstützung bei den Internet-Usern generieren konnten. Partizipation,
       Interaktion und Transparenz sind also maßgeblich für unser Projekt.
       
       Könnte das Stigma HIV dem Projekt hinderlich sein? 
       
       Das Stigma ist in der Gesellschaft weiter vorhanden, gar keine Frage.
       Marktwirtschaftlich gesehen ist diese Idee deswegen eine große
       Herausforderung. Gleichzeitig ist das ja aber auch genau der Grund, warum
       wir das tun. Diese Nuss zu knacken sehen wir als unsere Aufgabe an.
       
       27 Aug 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Denis Giessler
       
       ## TAGS
       
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