# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Scheingefechte der Sportfunktionäre
       
       > Weil London das EM-Finale 2020 austragen darf, können die Olympischen
       > Spiele frühstens 2028 in Deutschland stattfinden. Alles klar?
       
 (IMG) Bild: Guter Deal: Englands und Deutschlands Fußball-Bosse Greg Dyke (l.) und Wolfgang Niersbach beglückwünschen sich
       
       Wie belämmert wohl die Vertreter des Deutschen Fußball-Bundes geschaut
       hätten, wenn die Uefa am Freitagmittag München zum Sieger erklärt hätte und
       statt London die bayerische Hauptstadt als Gastgeber des Halbfinales und
       Finales der EM 2020 bestimmt worden wäre? Wenn die Uefa der deutschen
       Bewerbung den Vorzug gegeben hätte, weil sie einfach den besten Eindruck
       hinterlassen hat? Das Foto mit den bedröppelten deutschen Gewinnern auf der
       großen Bühne des europäischen Fußballs in Genf bleibt leider nur eine
       schöne Vorstellung.
       
       Natürlich ging alles seinen geplanten Gang. Hat sich der DFB doch nur für
       das Finalpaket 2020 beworben, um genügend Verhandlungsmasse im
       Turniergeschachere mit dem Konkurrenten England zu haben. So machte sich
       der DFB zuletzt unverhohlen für die Briten stark, um im Gegenzug für die EM
       2024, die man allein ausrichten will, dieselbe Unterstützung von England zu
       erhalten. Da es sonst keine ernstzunehmenden Konkurrenten gibt, die das nun
       auf 24 Teilnehmer aufgeblähte Turnier organisieren können, ist die Sache
       schon so gut wie gebongt.
       
       Mit der DFB-Scheinbewerbung 2020 sind aber noch weit interessantere
       Konsequenzen verbunden. Haben doch auch Berlin und Hamburg ihren Hut in den
       Ring geworfen, um die Olympischen Spiele 2024 oder 2028 auszutragen. Den
       ersten Termin kann man nun getrost aus den Bewerbundsunterlagen streichen.
       Steht doch den IOC-Statuten, dass die Ausrichtung der Olympischen Spiele
       nicht von einem anderen Ereignis in der Ausrichterstadt oder in ihrer
       Umgebung beeinträchtigt werden darf.
       
       Der alte IOC-Chef Jacques Rogge hatte bereits bei der Doppelbewerbung von
       Istanbul (Olympia + EM 2020) erklärt, sie sei nicht statutenkonform.
       Insofern war die vom DOSB gemeinsam mit Hamburg und Berlin ins Auge
       gefasste Bewerbung für die Sommerspiele 2024 von vornherein als
       Scheingefecht angelegt, waren doch die DFB-Pläne zu diesem Zeitpunkt längst
       bekannt.
       
       Nun kann man spekulieren, was für eine Strategie dahinter steckt. Nach
       außen wirkt es auf den ersten Blick wie ein präpotentes Muskelspiel. Als
       wollte man demonstrieren, das globale Sportfest schon sehr zeitnah stemmen
       zu können und derart gerüstet dann vier Jahre später sowieso.
       Möglicherweise wollte man aber auch nur mal eine Art Testballon starten.
       Die Zahl der Kritiker an der teuren gigantischen Kommerzveranstaltung ist
       groß. Unter Zeitdruck wird es den Olympia-Befürwortern noch schwerer
       fallen, mit angeblichen Alternativkonzepten zu überzeugen. Und ohne die
       nachhaltige Unterstützung der Bevölkerung, bleibt das Buhlen um die
       Olympischen Spiele sowieso chancenlos.
       
       19 Sep 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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