# taz.de -- Kommentar Verkauf der Kaiser's-Filialen: In der Mitte zerrieben
       
       > Die Kunden lieben es entweder spottbillig wie bei den Discountern oder
       > aber teuer und luxuriös. Für Kaiser's war da kein Platz mehr
       
 (IMG) Bild: Unter die Räder gekommen: Kaiser's-Filialen werden an Edeka verkauft
       
       Es klingt wie eine stattliche Summe: 1,94 Milliarden Euro betrug der Umsatz
       von Tengelmanns Kaiser’s-Filialen im vergangenen Jahr. Aber auch Milliarden
       können Peanuts sein. Kaiser’s hatte einen Marktanteil von ganzen 0,6
       Prozent im Lebensmitteleinzelhandel. Das war zu wenig, um noch mithalten zu
       können. Jetzt sollen die Filialen an Edeka verkauft werden, dem Größten der
       Branche.
       
       Bei den Lebensmitteln zeigen sich zwei Tendenzen, die den gesamten
       Kapitalismus kennzeichnen. Erstens: Die Konzentration in der Branche ist
       extrem. Die vier größten Ketten Aldi, Lidl, Rewe und Edeka teilen sich fast
       den gesamten Umsatz. Derartige Oligopole finden sich in allen
       Wirtschaftszweigen, ob es Auto- oder Chemiebetriebe sind.
       
       Wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat, kontrollieren weniger als ein
       Prozent der Unternehmen etwa 65 Prozent des Umsatzes in Deutschland.
       Dahinter verbirgt sich eine gnadenlose Logik: Es geht darum, die gesamte
       Wertschöpfungskette von den Rohstoffen bis zum Absatz zu dominieren.
       
       Zweitens: Die Mitte wird zerrieben. Kaiser’s lebte vor allem vom normalen
       Markenprodukt, doch die Kunden bevorzugen die Extreme. Sie wollen es
       entweder spottbillig wie bei den Discountern – oder teuer und
       genussorientiert. Oft wird beides kombiniert. Die Nudeln stammen von Aldi
       und der frische Fisch vom Wochenmarkt.
       
       Dies ist kein deutsches Phänomen, sondern klassische Supermärkte haben es
       überall schwer: Albert Heijn in den Niederlanden und Tesco in
       Großbritannien kämpfen ebenfalls damit, dass ihre Kunden zu den Discountern
       abwandern. Bei Autos, Möbeln oder Kleidern geht es ähnlich zu – die Kunden
       pendeln zwischen Billigangeboten und Luxus. Erst geht’s zu Primark und dann
       ab in die Boutique.
       
       Die Märkte werden sich weiter wandeln, etwa durch das Internet. Aber wie
       Amazon zeigt, gilt auch im Netz: Wenige Handelsriesen dominieren.
       
       7 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ulrike Herrmann
       
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