# taz.de -- Rätsel um Nordkoreas „Obersten Führer“: Wo ist Kim?
       
       > Nordkoreas Staatschef ist seit Wochen abgetaucht. Eine Zeitung in Seoul
       > meldet, der Grund für Kim Jong Uns Unpässlichkeit seien zu viel
       > gebratenes Huhn und Bier.
       
 (IMG) Bild: Ein glücklicher Kim Jong Un beim Besuch einer Schmiermittelfabrik im August.
       
       TOKIO ap | Kommt er oder kommt er nicht? Kurz vor den Feiern zum 69.
       Jahrestag der Arbeiterpartei in Nordkorea steigt die Spannung, ob sich
       Staatschef Kim Jong Un blicken lässt und damit Gerüchten über seine
       Gesundheit ein Ende setzt. In den vergangenen beiden Jahren war Kim bei der
       Zeremonie stets dabei. Doch nun ist der 31-Jährige schon wochenlang nicht
       mehr gesehen worden. Zuletzt kam Kim am 3. September humpelnd zu einem
       Konzert.
       
       Seine Abwesenheit in den vergangenen sechs Wochen verbunden mit Andeutungen
       nordkoreanischer Medien über eine Krankheit hatten auch im Ausland die
       Gerüchteküche in Gang gesetzt. So gab es Vermutungen, es könnte in dem von
       der Außenwelt abgeschotteten Land nicht rund laufen. Bei einem
       Überraschungsbesuch zum Abschluss der Asienspiele in Südkorea letzte Woche
       hatten drei hochrangige nordkoreanische Führer versichert, Kim sei gesund.
       Aber auch das hatte die Gerüchte nicht zum Verstummen gebracht.
       
       Im September hatte Kim schon bei einer Parlamentssitzung gefehlt – zum
       ersten Mal in seiner Amtszeit. Und in dieser Woche war er bei einem Treffen
       zum Gedenken der Wahl seines verstorbenen Vaters zum Vorsitzenden der
       kommunistischen Einheitspartei auch nicht dabei. In der Berichterstattung
       der Medien über die Rückkehr der Athleten von den Asienspielen tauchte er
       ebenfalls nicht auf, obwohl es eine aufwendige Begrüßungszeremonie für sie
       gab, als sie in die Hauptstadt zurückkehrten.
       
       Die bislang letzten Bilder zeigen einen übergewichtigen Parteiführer, der
       durch eine Dachziegelfirma hinkt. Der Kommentar des Staatsfernsehens:
       „Unser Marschall erhellt dem Volk den Weg wie eine Flamme – trotz seines
       Unwohlseins.“
       
       ## Stalinistische Volksdemokratie
       
       Die Diagnose für Kim übernahmen andere: Vielleicht habe Kim Gicht, meldeten
       Reporter aus Südkorea. Oder Zucker. Oder Bluthochdruck. Ein britischer
       Bericht wollte wissen, den Diktator, der einst in der Schweiz zur Schule
       ging, habe seine große Leidenschaft für Käse außer Gefecht gesetzt. Eine
       Schlagzeile in Seoul brachte eine südkoreanische Essgewohnheit als Grund
       für Kims Unpässlichkeit ins Spiel: zuviel gebratenes Huhn und Bier.
       
       Viele fragen sich, was wohl geschieht, falls Kim tatsächlich ausfallen
       sollte. Nordkorea verfügt über eine riesige Armee und eine Handvoll
       Atombomben und entwickelt dafür Trägerraketen, die bis in die USA fliegen
       sollen. Nominell ist das Land eine stalinistische Volksdemokratie, doch
       wird es seit seiner Gründung 1948 von einer kommunistischen
       Familiendynastie regiert.
       
       Großvater Kim Il Sung herrschte bis 1994, dessen Sohn Kim Jong Il bis zu
       seinem Tod Ende 2011. Enkel Kim Jong Un hat noch keine erwachsenen Erben.
       Sollte er regierungsunfähig werden, entstünde ein Machtvakuum.
       
       9 Oct 2014
       
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