# taz.de -- Kommentar Evo Morales: Erdöl als Gesellschaftskitt
       
       > Der Erfolg von Evo Morales ist abhängig von einer guten wirtschaftlichen
       > Lage Boliviens – und damit von Rohstoffen. Für die Umwelt ist das fatal.
       
 (IMG) Bild: Genosse der Rohstoffbosse: Evo Morales feiert die Eröffnung des Margarita-Gasfeldes vor der Küste Boliviens.
       
       Boliviens Präsident Evo Morales ist auf dem Zenit seiner politischen Macht.
       Die Opposition machte bei den Präsidentschafts- und Kongresswahlen vom
       Sonntag kaum einen Stich.
       
       Mit großer Mehrheit wiedergewählt und mit einer satten Mehrheit in Senat
       und Abgeordnetenhaus im Rücken kann Morales seine dritte Amtszeit in Folge
       beginnen. Morales schaffte es, nicht nur seine traditionelle Wählerschaft
       in den indigenen und ärmeren Schichten der Bevölkerung zu mobilisieren,
       sondern auch bei den WählerInnen in den Hochburgen der Opposition
       beeindruckend zu punkten.
       
       Der erneute Erfolg des ersten indigenen Präsidenten des Landes war zwar
       allgemein erwartet worden, belegt jedoch eindrucksvoll, wie es Morales
       gelungen ist, den jahrhundertelang ausgeschlossenen Teil der Bevölkerung
       nachhaltig in das politische System zu integrieren. Wer dies als ein
       unpolitisches Stimmverhalten für den Amtsinhaber abqualifiziert, verweist
       auf die Zustände in den Zeiten vor Morales', als sich rechte und weiße
       Eliten die Macht über Land und Reichtum mal diktatorisch, mal
       parlamentarisch absegnen ließen.
       
       Die Ergebnisse vom Sonntag verweisen jedoch auch auf Morales Abhängigkeit
       von der anhaltend guten wirtschaftlichen Lage des Landes und seiner
       Verteilungspolitik. Der Konflikt zwischen den wirtschaftlich reichen und
       nach wie vor von weißen Eliten beherrschten Provinzen im östlichen Tiefland
       und dem indigen-geprägten westlichen Hochland führte noch vor wenigen
       Jahren zu fast bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen. Er könnte bei einem
       Stottern der Wirtschaft jederzeit wieder aufbrechen. Und Morales eigene
       Basis ging noch vor wenigen Jahren zahlreich auf die Straßen, als er den
       Abbau von Subventionen für Treibstoffe und Lebensmittel betreiben wollte.
       
       Um nicht wieder in diese Turbulenzen zu geraten wird der alte und neue
       Präsident weiter konsequent auf die Ausbeutung und Vermarktung der
       natürlichen Ressourcen setzen. Die Erschließung von Gas, Erdöl und Erzen
       wird auch zukünftig keinen Platz für umweltpolitische Bedenken zulassen. Im
       Gegenteil, Morales kann sich mit dieser Politik als gestärkt betrachten.
       Eine politische Lobby hat die Umwelt in Bolivien nicht mehr.
       
       13 Oct 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Vogt
       
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