# taz.de -- Presseausweis für Freischaffende: Verwirrung am Demo-Gitter
       
       > Es gibt viele verschiedene Presseausweise, jetzt soll noch einer
       > dazukommen. Das erschwert die Arbeit von Journalisten und Behörden.
       
 (IMG) Bild: Wer einen Presseausweis hat, kommt hier vorbei. Nur: Welcher Ausweis ist echt?
       
       Auch wenn viele aus dem „Was mit Medien“-Business ihn mit einer Rabattmarke
       verwechseln: Der Presseausweis ist für Journalisten ein zentrales Werkzeug.
       Das Kärtchen bringt sie hinter Absperrungen und Kulissen von Parlamenten,
       Prozessen oder Partys. Doch Polizei und Veranstalter sind zunehmend
       irritiert, denn es gibt viele verschiedene Presseausweise. Bald wird die
       Lage sogar noch chaotischer, weil die Journalistenverbände schon seit
       einigen Jahren eher gegen- statt miteinander kämpfen.
       
       Bis 2009 war die Sache für Ordnungshüter einfach. Polizisten, die
       Absperrungen bewachten, konnten mit einem Blick erkennen, wer offiziell als
       Journalist anerkannt war. Die Länder hatten den Presseausweis der großen
       Verbände pauschal autorisiert. Auch wenn erst mal jeder auf einen Zettel
       das Wort „Presseausweis“ schreiben darf – nur einer trug die Unterschrift
       der Innenminister. Das ging so lange gut, bis andere dagegen klagten.
       Seitdem grassiert der Wildwuchs. Das stört mittlerweile sogar die Politik.
       
       Für den Deutschen Journalistenverband (DJV) ist die Sache klar: Beamte
       können „den Presseausweis der Medienverbände nicht von Fantasieausweisen
       anderer Anbieter unterscheiden“, sagt DJV-Sprecher Hendrik Zörner.
       Tatsächlich verkaufen einige Anbieter „Presseausweise“ und werben gar
       dafür, etwa in Suchmaschinen.
       
       Doch der DJV, Verdi und die großen Verlegerverbände schotten sich von
       anderen Organisationen ab, die ebenfalls Journalisten vertreten. Die nehmen
       das nun nicht mehr hin.
       
       ## Noch ein Ausweis
       
       Sechs kleinere Medienverbände haben sich zusammengeschlossen: die
       Fotografen-Organisation Freelens, der Verband der Fotoagenturen, die
       Arbeitsgemeinschaft der Dokumentarfilmer (AG Dok), der Bundesverband Regie
       sowie die Verbände der Motorjournalisten und der freien Journalisten
       (Freischreiber).
       
       Sie wollen 2015 einen gemeinsamen Ausweis ausstellen. Er sieht ähnlich aus
       wie die Karte der großen Verbände, aber nicht gleich: Der DJV hat ein
       sogenanntes Geschmacksmuster geschützt.
       
       Bislang war Freelens noch Teil des Presseausweis-Establishments, doch die
       großen Verbände haben die Fotojournalisten zum Jahreswechsel rausgeworfen.
       „Denen hat nicht gefallen, dass wir auch Mitgliedern von Freischreiber
       Ausweise ausgestellt haben“, sagt Freelens-Chef Lutz Fischmann.
       
       Hinter dem Streit steht der Wille nach Macht, aber auch die Frage, wer
       eigentlich Journalist ist. Die großen Verbände wollen nur Hauptberufliche
       mit Ausweisen versorgen. Blogger, für die Investigation eher nur ein
       Nebenjob ist, würden damit keinen Ausweis mehr bekommen. Fischmann findet
       das problematisch: „Viele können von Journalismus allein nicht mehr leben.“
       
       ## Stichwort: Pressefreiheit
       
       Freischreiber-Vorsitzender Benno Stieber spricht von einem Ausweis „für die
       freien Medienberufe“ und spielt damit darauf an, dass der Beruf des
       Journalisten aus guten, historischen Gründen allen offensteht. Genau das
       macht die offizielle Anerkennung von Presseausweisen aber auch so schwer.
       Die Innenminister wollen für ihre Beamten wieder ein Dokument, das sie
       leicht von Ausweisen von Laien unterscheiden können, dürfen aber keine
       amtlichen Presseausweise ausstellen – Stichwort „Pressefreiheit“.
       
       „Deshalb wird es nur klappen, wenn sich die Verbände auf einen Standard
       einigen“, sagt Freelens-Chef Fischmann. 2004 hatten Richter entschieden,
       dass bei einem bundeseinheitlichen Ausweis sein Verband nicht
       ausgeschlossen werden dürfe. Weil sich die Verbände daraufhin nicht einig
       wurden, platzte das alte Modell.
       
       Ob ein neues kommt, scheint fraglich. Wer sich bei den Innenministerien
       umhört, erfährt: Der Plan, auf der nächsten Innenministerkonferenz im
       Dezember über die Wiedereinführung eines „bundeseinheitlichen
       Presseausweises“ zu entscheiden, kippt gerade. Die Gespräche mit den
       Beteiligten seien viel zu kompliziert, heißt es da.
       
       14 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bouhs
       
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