# taz.de -- Demonstration wegen Nikolausfigur: Zwischen Unmut und Urteil
       
       > Proteste und Festnahmen überschatten den Sinterklaas-Einzug in Gouda und
       > Amsterdam. Beim Streit um Zwarte Piet sind die Fronten verhärtet.
       
 (IMG) Bild: Auf einem Platz in Amsterdam versammelten sich nach einem Aufruf von „Kick Out Zwarte Piet“ mehrere Dutzend Demonstranten
       
       GOUDA taz | Der Streit um Zwarte Piet (Schwarzer Peter), der traditionelle
       Helfer des Nikolaus in den Niederlanden, hat einen neuen Höhepunkt
       erreicht: Beim Einzug des Sinterklaas (Nikolaus) in Gouda wurden am Samstag
       90 Demonstranten verhaftet. Die meisten gehörten der Gruppe „Kick Out
       Zwarte Piet“ an, die in der traditionellen Figur Hinweise auf Sklaverei und
       Kolonialismus sieht. Auch einige Piet-Verteidiger wurden festgenommen. Die
       Kommune hatte zuvor ein Demonstrationsverbot auf dem Marktplatz verhängt.
       „Kick Out Zwarte Piet“ hatte dennoch zu Protesten aufgerufen.
       
       Es war ein bizarres Schauspiel: eine Kapelle intonierte die üblichen
       Sinterklaas-Lieder, auf der Bühne vor dem Rathaus winkte Sinterklaas ein
       wenig hilflos in die Menge, während sich in einer Ecke bereits beide
       Gruppen in die Haare bekamen. Auslöser war ein Transparent mit der
       Aufschrift „Zwarte Piet is racisme“.
       
       Eine Polizeieinheit umzingelte die Demonstranten und drängte sie zum Rand
       des Platzes ab. Bei einigen Verhaftungen gab es Handgreiflichkeiten.
       Sinterklaas, der schlohweiße Heilige, wirkte ein wenig aus der Zeit
       gefallen, als er bei der anschließenden Pressekonferenz sagte, er habe von
       alledem nichts mitbekommen.
       
       ## Turbulenter Schlusspunkt
       
       Proteste gegen Zwarte Piet gab es auch am Sonntag beim Sinterklaas-Einzug
       in Amsterdam. Auf einem Platz abseits der Route versammelten sich nach
       einem Aufruf von „Kick Out Zwarte Piet“ mehrere Dutzend Demonstranten. Am
       Ende der Kundgebung wurde eine Person festgenommen. Unbestätigten Berichten
       zufolge hatte der Mann eine Bemerkung über das Königshaus gerufen.
       
       Sowohl in Amsterdam als auch in Gouda waren unter den zahlreichen Pieten
       einige in alternativen Kostümen. Manche sahen aus wie Clowns, andere hatten
       weiße Gesichter, auch die viel diskutierten Käsepieten und
       Honigwaffelpieten waren dabei. Andere trugen Rußspuren im Gesicht, weil die
       Figur der Legende nach durch die Schornsteine klettert, um Kindern
       Geschenke zu bringen. Verteidiger des Brauchs beziehen sich mitunter
       darauf, um das dunkle Gesicht des Zwarte Piet zu erklären.
       
       Die Proteste von Gouda und Amsterdam setzten den turbulenten Schlusspunkt
       unter eine Woche, in der Verteidiger der beliebten Figur erleichtert
       aufgeatmet hatten. Am Mittwoch hatte das höchste Verwaltungsgericht in Den
       Haag in einem Berufungsprozess ein Urteil kassiert, wonach der Einzug in
       Amsterdam im Vorjahr nicht hätte genehmigt werden dürfen.
       
       ## „Totempfahl der niederländischen Kultur“
       
       Streitpunkt war das möglicherweise diskriminierende Äußere des Zwarte Piet.
       Das neue Urteil, wonach Kommunen nicht zu solchen inhaltlichen
       Einschätzungen befugt sind, hatten Medien verkürzt als Bestätigung
       wiedergegeben, dass an Zwarte Piet nichts Rassistisches sei.
       
       In Online-Kommentaren und Postings äußerten derweil viele Niederländer
       Unmut darüber, dass das Kinderfest zum Schauplatz einer politischen
       Auseinandersetzung geworden sei. Daneben häuften sich einmal mehr
       rassistische Beschimpfungen der Zwarte-Piet-Gegner.
       
       Ein Kommentar der Tageszeitung Trouw bilanziert derweil, durch die
       verbissene Auseinandersetzung sei Zwarte Piet inzwischen zu einem
       „Totempfahl der niederländischen Kultur“ geworden.
       
       16 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Müller
       
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