# taz.de -- Big Deal auf dem Wohnungsmarkt: „Schlimmster Vermieter Deutschlands“
       
       > Der Immobilien-Riese Deutsche Annington hat den Ankauf von 30.000
       > Wohnungen für 1,4 Milliarden Euro abgeschlossen.
       
 (IMG) Bild: Der Hüpfer weiß es nicht besser, Unternehmen, die nach ihm benannt werden, meistens schon.
       
       BREMEN taz | Die deutsche Annington hat die Eingliederung der Vitus-Gruppe
       abgeschlossen. Ab Anfang des Jahres ist die Aktiengesellschaft damit neuer
       Vermieter von knapp 20.000 Wohnungen in Norddeutschland, 9.500 davon in
       Bremen, 9.250 in Kiel.
       
       Für die Übernahme der insgesamt 30.000 Wohnungen legte das Unternehmen rund
       1,4 Milliarden Euro auf den Tisch. Ebenso bestätigte die Deutsche Annington
       der taz den direkten Weiterverkauf von 9.600 nordrhein-westfälischen
       Vitus-Wohnungen – für 484 Millionen Euro.
       
       Mit 184.000 eigenen und 27.000 verwalteten Wohnungen ist die Deutsche
       Annington der größte Vermieter in Deutschland, mit Schwerpunkt in
       Nordrhein-Westfalen. Laut Silke Gottschalk vom dortigen Mieterbund
       zeichnete sich der als „Heuschrecke“ berüchtigte Immobilien-Riese bisher
       durch kurzfristiges, auf Rendite bedachtes Wirtschaften aus. Strategie war
       demnach, Objekte zu halten, nicht zu investieren – und weiterzuverkaufen.
       
       Mieterbündnisse sehen die jüngste Übernahme mit Sorge. Joachim Barloschky
       vom Bremer Aktionsbündnis „Menschrecht auf Wohnen“ leitete 21 Jahre lang
       das Quartiersmanagement in Bremen-Tenever und sagt: „Die Deutsche Annington
       ist der größte und schlimmste Vermieter in Deutschland – Profit wird mit
       rüdesten Methoden gegen die Mieter durchgedrückt.“
       
       Dabei scheinen die MieterInnen vom Regen in die Traufe zu kommen – bereits
       die gekaufte Vitus-Gruppe hatte einen schlechten Ruf, so Barloschky: „Vor
       Ort waren immer weniger Hausmeister anzutreffen, Sanierungsbedarf wurde oft
       ignoriert, Missstände nicht oder nur zögerlich behoben.“ Eine Studie der
       Uni Bremen hat ergeben, dass in der Hälfte der Vitus-Wohnungen Mängel
       herrschen. Ursprünglich waren die Wohnungen der Bremischen und der
       Beamten-Baugesellschaft kommunaler Besitz. Barloschky befürchtet nun eine
       Verschlimmerung der Lage.
       
       Mängelberichte aus Nordrhein-Westfalen bestätigen die Vorbehalte:
       Beschwerden über die Annington häuften sich derart, dass der Mieterbund mit
       Initiativen 2012 das „Aktionsbündnis von Mietern und Nachbarn der Deutschen
       Annington“ ins Leben riefen. Mittlerweile agiert es bundesweit und
       bemängelt Mieterhöhungen ohne Gegenleistung, ignorierte Mängelanzeigen und
       die „Herunterwirtschaftung von Wohnvierteln zu sozialen Brennpunkten“.
       Ebenso wenig habe es „Ansprechpartner vor Ort“ gegeben, sagt Gottschalk. In
       Kürze richte der Deutsche Mieterbund sogar eine Stelle ausschließlich für
       Annington ein.
       
       Beim Immobilien-Riesen indes gibt man sich geläutert: Es habe zwar „einen
       Branchentrend zur Zentralisierung“ gegeben, sagt Firmensprecherin Nina
       Henckel, aber „wir haben gelernt und sind heute stärker in der Region
       vertreten“. Eine von der Annington an die taz weitergeleitete
       Faktensammlung ist deutlicher. Hier heißt es, „dass in der Vergangenheit
       das Wohl des Mieters nicht immer im Zentrum des unternehmerischen Handelns
       stand“. Gottschalk hat Bedenken, dass sich das in Zukunft ändert: „Die
       Annington hat schon einmal langfristige Investitionen versprochen, bis
       heute ist noch nicht viel passiert.“
       
       Für Bremen stellt die Aktiengesellschaft laut Henckel „konkrete Planung für
       Modernisierungen“ in Aussicht. Man wolle zukünftig „Mieter und
       Investoreninteressen überein bringen“, so die Sprecherin, „bei uns läuft
       nicht alles rund, aber wir bieten Wohnungen zu einem fairen Preis. Wir sind
       quasi das Ikea der Immobilienbranche.“
       
       Henckel zufolge investierte die Deutsche Annington in diesem Jahr 330
       Millionen Euro in Bestand: Man wolle damit die energetische Sanierung
       vorantreiben und dem demografischen Wandel Rechnung tragen, natürlich „im
       Rahmen der gesetzlich erlaubten Mietpreiserhöhung“.
       
       Wie eine solche barrierefreie Sanierung der Deutschen Annington aussehen
       kann, zeigt ein aktueller WDR-Bericht: In Gelsenkirchen hat man mit
       bundesfinanzierten KFW-Krediten eine Wohnung mit einem barrierearmen Bad
       ausgestattet, diese liegt allerdings im zweiten Stock in einem Haus ohne
       Fahrstuhl.
       
       20 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
       
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