# taz.de -- Olympiakos Piräus und sein Chef: Diktator auf und neben dem Rasen
       
       > Um seine Macht im griechischen Fußball zu untermauern, ist Evangelos
       > Marinakis, dem Boss von Olympiakos Piräus, fast jedes Mittel recht.
       
 (IMG) Bild: Olympiakos Piräus holt sich den 41. griechischen Meistertitel: Evangelos Marinakis hält den Pokal
       
       Die Generalprobe für das vorentscheidende Spiel bei Atletico Madrid verlief
       für Olympiakos Piräus am vergangenen Wochenende alles andere als
       erfolgreich. Der Grund dafür ist einfach: Es gab nämlich keine Probe. Der
       griechische Fußballverband (EPO) hatte wenige Tage zuvor auf einer
       Sondersitzung „bis auf weiteres“ alle Spiele der ersten griechischen Liga,
       der Super League, ausgesetzt.
       
       Anlass für den Beschluss war ein Überfall auf den früheren griechischen
       Fifa-Schiedsrichter Christoforos Zografos. Es ist bereits die zweite
       Spieltagabsage in der laufenden Saison.
       
       Ende September ist bei einem Drittligaspiel ein Fan zu Tode geprügelt
       worden. Auch da ließ der Fußballverband den Spielbetrieb ein Wochenende
       lang ruhen.
       
       Vor zehn Tagen dann der neuerliche Gewaltausbruch im griechischen
       Fußballmilieu. Diesmal traf es den 45-jährigen Vizepräsidenten des
       griechischen Schiedsrichterverbandes Zografos. Auf offener Straße, mitten
       in Athen, wurde er mit einem Knüppel am Kopf und Körper schwer verletzt.
       
       Seitdem liegt der Referee unter Polizeischutz in einem Krankenhaus der
       griechischen Hauptstadt. Wieder einmal ist die griechische Öffentlichkeit
       schockiert. Die Ermittlungen laufen. Dass dabei auch der Name von Evangelos
       Marinakis fällt, verwundert in Hellas niemanden.
       
       Der schillernde griechische Reeder, Besitzer und Präsident des 41-fachen
       griechischen Meisters Olympiakos Piräus hat es schon lange mit der Justiz
       tun. Die griechische Staatsanwaltschaft wirft Marinakis die Bildung einer
       kriminellen Vereinigung, Bestechung, Erpressung und versuchte Tötung vor.
       
       Auf der Grundlage eines Uefa-Berichts zu Korruption und Spielmanipulation
       in der Super League ermitteln griechische Behörden bereits seit Juni 2011
       gegen Marinakis und 68 weitere Verdächtige. Die Staatsanwaltschaft
       vermutet, dass er ein mafiöses Netzwerk aus Polizisten, Richtern,
       Politikern und anderen Funktionären nutzt, um die Dominanz von Olympiakos
       im griechischen Spitzenfußball zu sichern.
       
       ## Griechischer Dauermeister
       
       So abwegig scheint das nicht zu sein. Der Präsident des griechischen
       Traditionsvereins AEK Athen, Dimitris Melissanidis, vergleicht die
       fußballerische Vorherrschaft des griechischen Dauermeisters Olympiakos
       Piräus gar mit einer Diktatur.
       
       Wenigstens hat der AEK-Funktionär noch einen Funken Hoffnung: „Es gibt
       keine Diktatur auf diesem Planeten, die nicht gefallen ist. Diese wird
       ebenso fallen, egal wie machtvoll sie auch ist“, so Melissanidis in der
       vergangenen Woche. Olympiakos hat sich in der griechischen Super League
       über Jahrzehnte eine quasi unantastbare Monopolstellung aufgebaut. Für den
       Traditionsverein aus der Hafenstadt Piräus ist der Gewinn der nationalen
       Meisterschaft dabei zu einer Existenzfrage geworden.
       
       „Über die direkte Champions-League-Qualifikation als griechischer Meister
       und die dadurch garantierten 16 Millionen Euro finanziert sich der gesamte
       Klub. „In der griechischen Liga lässt sich schon lange kein Profit
       erzielen. Die steckt so tief in der Krise wie das gesamte Land“, erklärt
       der Athener Sportpublizist Kostas Kalfopoulos.
       
       ## Ein seltenes Glücksgefühl
       
       Die Zuschauerzahlen sprechen dafür. Olympiakos freute sich in den
       Champions-League-Heimspielen gegen Atletico Madrid und Juventus Turin über
       ein mit 33.000 Zuschauern ausverkauftes Karaiskaki-Stadion. Ein seltenes
       Glücksgefühl. Bei nationalen Ligaspielen unterstützen kaum mehr als 7.000
       Fans die „Roten“ in ihrer modernen Arena.
       
       Olympiakos gelingt es immerhin mit einer raffinierten Transferpolitik, die
       national angehäuften Verluste zu minimieren. So kehrte der griechische
       Stürmerstar Kostas Mitroglou zu dieser Saison vom FC Fulham wieder nach
       Piräus zurück – auf Leihbasis. Der 26 Jahre alte Angreifer war erst Ende
       Januar für 12 Millionen Euro zu den Cottagers gewechselt und stieg dort mit
       Coach Magath ab.
       
       Der niederländische Nationalspieler Ibrahim Afellay vom FC Barcelona kickt
       in dieser Spielzeit ebenfalls auf Leihbasis beim griechischen
       Rekordmeister. Spieler wie Dominguez aus Argentinien, Fuster und Torwart
       Roberto (Spanien) oder Kasami (Mazedonien) vervollständigen den Kader des
       spanischen Trainers Michel.
       
       Dass der griechische Fußballnachwuchs bei Olympiakos kaum mehr eine Chance
       hat, stört dort niemanden. Was für den Verein zählt, ist einzig die
       Champions League. Egal was es kostet.
       
       26 Nov 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Torsten Haselbauer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Champions League
 (DIR) Uefa
 (DIR) Schwerpunkt Korruption
 (DIR) Fußball
 (DIR) Schwerpunkt Krise in Griechenland
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Fußball
 (DIR) Champions League
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Griechenland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Krise im griechischen Fußball: Zeichen des Niedergangs
       
       Im griechischen Profifußball geht es drunter und drüber. Die Besetzung der
       Ligen ist unklar. Und richtig viel Geld hat nur noch Olympiakos Piräus.
       
 (DIR) Barcelona profitiert von Olympia '92: Macher aus dem Widerstand
       
       Kann eine Stadt nachhaltig aus Olympischen Spielen Vorteil ziehen?
       Barcelona ist das 1992 gelungen. Leider war das ein absoluter Sonderfall.
       
 (DIR) Champions League Gruppenphase: Ach, Dortmund
       
       Es geht nicht mehr viel bei Borussia Dortmund und folgerichtig verliert die
       Mannschaft gegen Arsenal. Auch Leverkusen unterliegt, ist aber dennoch im
       Achtelfinale.
       
 (DIR) Champions League: Dortmund im Achtelfinale
       
       Dortmund wiederholt seinen Erfolg gegen Galatasaray Istanbul. Bayer
       Leverkusen ist der K.o.-Runde nach einem Sieg in St. Petersburg einen
       Schritt näher.
       
 (DIR) IOC-Boss Bach seit einem Jahr im Amt: Schmiere fürs Getriebe
       
       Ein Jahr Tommi: IOC-Chef Bach arbeitet mit manischer Betriebsamkeit an
       einer olympischen Reformagenda. Aber wird das wirklich ein großer Wurf?
       
 (DIR) Wahlen in Griechenland: Der Aufstand der Bürger
       
       Bei den griechischen Kommunal- und Regionalwahlen mussten die Volksparteien
       Einbußen hinnehmen. Zugelegt hat die Linkspartei Syriza.