# taz.de -- Handball-WM 2015: Nicht im deutschen Fernsehen
       
       > Die Verhandlungen zwischen ARD und ZDF und dem Rechteinhaber an den
       > Bildern vom Turnier in Katar sind gescheitert. Eine Katastrophe für den
       > Handballbund.
       
 (IMG) Bild: Das waren noch Zeiten, 2007: mit Titel im Fernsehen.
       
       HANNOVER dpa | Der deutsche Handball steht bei der Weltmeisterschaft vor
       einem TV-Blackout. ARD und ZDF haben am Dienstag die Verhandlungen über die
       Fernsehrechte für das Turnier in Katar offiziell als gescheitert erklärt.
       „Wir sind massiv enttäuscht und geschockt“, sagte Bernhard Bauer, Präsident
       des Deutschen Handballbundes (DHB): „Wir haben davon keinen finanziellen
       Schaden, aber es ist ein Schaden für den ganzen Sport.“
       
       Knapp sechs Wochen vor WM-Beginn hat nach Informationen der Deutschen
       Presse-Agentur kein anderer deutscher Sender Rechte erworben. Daher wird
       der Handball-Höhepunkt 2015 nach derzeitigem Stand unter Ausschluss der
       deutschen TV-Öffentlichkeit stattfinden. Für die großen Medienunternehmen
       ist es zu spät, die notwendigen Vorbereitungen für eine Großveranstaltung
       bis zum 15. Januar zu organisieren. Auf die Schnelle wäre das allenfalls
       für Nischenanbieter möglich, doch für diese dürften die Rechtekosten zu
       hoch sein.
       
       Für die Fans ist das eine riesige Enttäuschung. Für die deutschen
       Handballer, die nur dank einer Wildcard in Katar spielen dürfen, ist ein
       Turnier ohne TV-Zuschauer aus PR- und Marketingsicht eine Katastrophe.
       „Wenn das das letzte Wort ist, ist das ein Schlag in den Nacken“, erklärte
       Frank Bohmann. Der Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL sieht dadurch auch
       die Bemühungen für eine starke deutsche Nationalmannschaft torpediert.
       
       ## „Auswirkungen auf die Liga“
       
       „Wenn wir keine Bilder von der WM haben, hat das auch Auswirkungen auf die
       Liga“, sagte Bohmann. „Wir bekennen uns zur Nationalmannschaft als
       Lokomotive, aber wenn das keiner sieht, werden die Bemühungen um die
       Nationalmannschaft unzureichend bemerkt.“
       
       Bauer sieht keine Einflussmöglichkeit. „Der DHB hat mit allen Akteuren
       gesprochen und unterstrichen, wie wichtig das auch für die Bevölkerung
       ist“, sagte der Präsident: „Aber wir als nationaler Verband können nichts
       machen.“
       
       „Wir hätten gerne übertragen“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky.
       Die Verhandlungen mit Rechteinhaber beIN Sports und einer englischen
       Agentur seien gescheitert, „da wir trotz wiederholter Aufforderungen erst
       gestern eine nicht akzeptable Antwort auf unser Angebot erhalten haben“.
       ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz sagte, er sei „enttäuscht und irritiert“.
       
       Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender hatten bereits im August ein
       Angebot gemacht und lange vergeblich auf eine Rückmeldung gewartet. „Ich
       halte es für unvertretbar, dass auf ein frühzeitig abgegebenes Angebot der
       SportA als Rechteagentur von ARD und ZDF erst so spät reagiert wurde“,
       kritisierte der DHB-Präsident. „Eine Handball-Weltmeisterschaft ohne
       deutsches Fernsehen wäre für die Entwicklung unserer Sportart, für unsere
       Fans und Sponsoren und damit den DHB ein denkbar schlechtes Signal“, sagte
       DHB-Generalsekretär Mark Schober.
       
       ## Nicht am Geld gescheitert
       
       Am Geld soll es dem Vernehmen nach nicht gescheitert sein. Das bestätigte
       auch der DHB-Generalsekretär. Vielmehr wurde den Sendern eine Ausstrahlung
       über bestimmte Satelliten untersagt. Das würde auch anderen Interessenten
       Probleme bereiten, so dass eine Lösung für den deutschen Markt unmöglich
       scheint.
       
       Der Spartensender Sport1, der zuletzt WM-Spiele ohne deutsche Beteiligung
       zeigte und die Bundesliga überträgt, hatte wiederholt erklärt, keine
       Verhandlungen zu führen. Auch der Pay-TV-Sender Sky, der seit Beginn der
       Saison die Handball-Champions-League im Programm hat, bestätigte, keine
       WM-Rechte erworben zu haben. RTL und die ProSiebenSat1-Gruppe haben nach
       eigenen Angaben kein Interesse an der Handball-WM.
       
       Rechteinhaber ist beIN Sports, eine Tochtergesellschaft des katarischen
       TV-Imperiums Al Jazeera, die bei der Weitervermarktung mit einer englischen
       Agentur zusammenarbeitet. Die Internationale Handball-Föderation (IHF)
       hatte die weltweiten Rechte für die Rekordsumme von rund 80 Millionen Euro
       verkauft.
       
       Dieser Deal hatte für Aufsehen gesorgt, weil das Unternehmen aus Katar
       erstmals ein solches Sportpaket erwarb und die IHF rund 66 Prozent mehr als
       aus dem vorherigen Kontrakt mit UFA Sports einnahm. Der Vertrag umfasst je
       zwei Weltmeisterschaften bei den Männern (2015 in Katar und 2017 in
       Frankreich) und bei den Frauen (2015 in Dänemark und 2017 in Deutschland).
       
       2 Dec 2014
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Handball
 (DIR) Handball-WM
 (DIR) ARD
 (DIR) ZDF
 (DIR) TV-Rechte
 (DIR) WM-Qualifikation
 (DIR) Deutsche Fußball-Nationalmannschaft
 (DIR) Katar
 (DIR) Handball
 (DIR) Kneipe
 (DIR) Handball-WM
 (DIR) HSV
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Handball-Nationalmannschaft der Frauen: WM-Quali-Aus mit bösen Folgen
       
       Durch ein 26:27 bei Russland verpasst Deutschland die WM im Dezember – und
       damit auch die Qualifikationschance für Olympia 2016. Die letzte Hoffnung
       ist eine Wildcard.
       
 (DIR) Handball-WM in Katar: Der ganz normale Wüstenwahnsinn
       
       Gastgeber Katar überzeugt dank seiner importierten Spieler. Die
       Multikultitruppe zählt zu den Geheimfavoriten. Trotzdem werden Fans
       bezahlt.
       
 (DIR) Handball-WM in Katar: Demütige Deutsche
       
       In Katar beginnt die Handball-WM. Das Team von Bundestrainer Dagur
       Sigurdsson hat allenfalls Außenseiterchancen.
       
 (DIR) Kolumne Kreaturen: Fuchsi und sein Evil Twin
       
       Weil das Maskottchen der Füchse Berlin einen Zwilling bei der NPD hat,
       musste ein Redesign her. Der neue Fuchs sieht deutlich erwachsener aus.
       
 (DIR) Sky erhöht die Preise fürs Gastro-Abo: In der Falle
       
       Sky hat zur neuen Bundesligasaison seine Preise für Gaststätten erneut
       erhöht. Gerade Sportbars sind dem Monopolisten ausgeliefert.
       
 (DIR) Deutschland bei der Handball-WM 2015: Nicht qualifiziert, trotzdem dabei
       
       Dank einer Wildcard dürfen die deutschen Handballer doch zur WM nach Katar
       reisen. Das DHB-Team profitiert vom vakanten Platz Ozeaniens – und von der
       guten WM 2013.
       
 (DIR) Handball-Bundesligist HSV Hamburg: Lizenz da, Funktionäre weg
       
       Am Mittwoch erhielt der HSV doch noch die Lizenz für die Bundesliga, die
       nun mit 19 Vereinen spielen wird. Zwei Aufsichtsräte traten zurück, der
       Trainer steht vor dem Aus.