# taz.de -- Berliner Szenen: Kifferparty olé
       
       > Jugendliche probieren sich aus: Als Undergroundkünstler auf dem
       > Weihnachtsmarkt und als Beziehungsexpertinnen in der U-Bahn.
       
 (IMG) Bild: Immer diese Künstler.
       
       Dienstagnachmittag. Ich versuche unfallfrei über den Alex zu kommen, aber
       es ist schon Weihnachtsmarkt. Also „Weihnachtsmarkt“. Neben den
       Lebkuchenherzen-Herrnhuterstern-Nussknacker-Ständen ist eine kleine Eisbahn
       aufgebaut. Es läuft so eine Art Kindertechnoschlagerremix, wo ein Typ singt
       „Kifferparty olé / Alle tanzen im Schnee.“
       
       Vielleicht auch Käferparty oder Kefirparty, versteht man nicht [1][richtig]
       und ist auch scheißegal. Ein paar Jugendliche drehen auf dem Eis ihre
       Runden und gucken dabei auf ihre Smartphones. Ich will erst in einen
       Schwall aus Kulturpessimismus und Passt-doch-uff-Rufreiz ausbrechen, merke
       dann aber, dass es wohl kaum eine kapitalismuskritischere
       Underground-Kunstaktion geben kann als zwischen all den Kaufhofs, Saturns
       und Primarks auf einer „Eisbahn“, die zu einem „Weihnachtsmarkt“ gehört,
       bei plus 7 Grad im Kreis Schlittschuh zu laufen und dabei auf ein
       Smartphone zu gucken.
       
       Laufe weiter zur U-Bahn, trete dabei fast auf ein batteriebetriebenes
       Hündchen, das zu den Russenmützenverkäufern gehört und auf dem Boden
       rumwackelt.
       
       In der U-Bahn setze ich mich neben zwei Jugendliche. Sie ist ein bisschen
       gesprächiger als er. „Ich meine, wir passen so gut zusammen, wir wollen
       heiraten, wir wollen Kinder, wir wollen dies und das, da muss man sich doch
       auch mal zusammenreißen, ich meine, so viele Leute auf der Welt haben
       Beziehungen, die kriegen das ja auch hin und teilweise schon viel länger
       als wir. Ich hab ihm gesagt, meine Cousine, ja, die ist mit ihrem Freund
       schon zehn Jahre zusammen, und die kriegen das auch hin.“
       
       „Zehn Jahre“, sagt er. „Ja, zehn Jahre“, sagt sie, „und ich sag einfach mal
       ganz ehrlich, wenn das bei denen geht, dann geht das bei uns auch. Bloß bei
       Petrick ist das Ding: Er redet nicht. Weiß ich auch nicht, wie das gehen
       soll. Er redet einfach nicht.“ – „Hm“, sagt der Junge.
       
       3 Dec 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=scIS-eIVHkI
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Margarete Stokowski
       
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