# taz.de -- China will Organentnahme stoppen: Exekutierte sollen in Frieden ruhen
       
       > Ohne Einverständnis wurden bisher in China Organe von Hingerichteten
       > entnommen. Nun soll es nur noch freiwillige Spender geben. Daran mangelt
       > es jedoch.
       
 (IMG) Bild: In keinem Land werden so viele Menschen exekutiert wie in China. Archivbild aus dem Jahr 2004.
       
       PEKING taz | Die chinesische Führung will etwas abschaffen, was es
       offiziell gar nicht gibt: Die Organentnahme von Hingerichteten. Wie die
       Southern Metropolis Daily berichtet, sollen ab dem 1. Januar 2015 in der
       Volksrepublik keine Organe mehr verwendet werden, die von getöteten
       Häftlingen kommen. Die in Südchina erscheinende Zeitung beruft sich auf den
       Leiter des Nationalen Organspende-Komitees, Huang Jiefu. Er kündigte an,
       dass auch in China künftig nur noch Organe verwendet werden, die von
       freiwilligen Spendern kommen.
       
       Immer wieder haben in den vergangenen Jahren Menschenrechtsinitiativen
       kritisiert, dass die chinesischen Behörden den hingerichteten Gefangenen
       Organe entnehmen, ohne vorab das Einverständnis des Häftlings oder das der
       Angehörigen einzuholen.
       
       In China glauben viele Menschen an ein Leben nach dem Tod – im physischen
       Sinne. Der Körper muss aus ihrer Sicht daher unversehrt bleiben. Nach der
       offiziellen Regelung müssen bei Spendern selbst die unmittelbaren
       Familienmitglieder zustimmen, ob die Organe nach dem Tod weiter verwendet
       werden dürfen. Offiziell hat die Führung die Organentnahme von
       Hingerichteten stets bestritten und lediglich vereinzelte Fälle eingeräumt,
       aber keine systematische Organentnahme.
       
       Noch in seiner früheren Funktion als Vize-Gesundheitsminister hatte Huang
       vor zwei Jahren versprochen, diese Praxis zu beenden. Zwar ist die Zahl der
       Hinrichtungen in China in den vergangenen Jahren auf rund 2.400 Exekutionen
       im Jahr deutlich zurückgegangen. 2002 lag sie nach Angaben von Amnesty
       International noch bei rund 12.000. Nach wie vor werden aber in keinem Land
       so viele Todesurteile vollstreckt wie in der Volksrepublik.
       
       Zugleich gibt es in China nur wenig Menschen, die sich bereiterklären, nach
       ihrem Tod freiwillig ihre Organe zu spenden. Die Organspendenquote liegt
       offiziellen Angaben zufolge statistisch bei gerade einmal bei 0,6 Personen
       pro eine Million Einwohner. In Deutschland lag diese Rate im vergangenen
       Jahr bei fast dem Zwanzigfachen – und auch das ist im internationalen
       Vergleich noch nicht sehr viel.
       
       Dieser Mangel führt nach Angaben von Organspende-Komitee-Chef Huang dazu,
       dass von jährlich 300.000 dringend benötigten Transplantationen nur etwa
       10.000 Fälle ausgeführt werden. Da der Organhandel in China seit 2007
       verboten ist, blüht der Schwarzmarkt. Die Logik vieler chinesischer
       Behörden: Die Leichen der exekutierten Gefangenen werden ohnehin
       eingeäschert. Da mache es keinen Unterschied, ob vorher noch die Organe
       entnommen werden.
       
       4 Dec 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lee
       
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