# taz.de -- Mehdorn tritt zurück: Ready for take-off
       
       > Hartmut Mehdorn lässt sich die Nörgelei aus der Politik an seiner Arbeit
       > nicht länger gefallen: Er macht den Abflug als Flughafen-Geschäftsführer.
       
 (IMG) Bild: Kein Eröffner: Es bleibt nur sein Schatten.
       
       Hartmut Mehdorn schmeißt hin. Er habe in den zurückliegenden Wochen zur
       Kenntnis nehmen müssen, „dass im Aufsichtsratsumfeld Spekulationen zu
       meiner Person angestellt wurden, die das für mich vertretbare Maß
       überstiegen“, teilte er Montag mit. Für ihn schließe sich nun ein Kreis:
       „Als ich im März 2013 den Posten des Vorsitzenden der Geschäftsführung
       übernahm, herrschten Chaos und Stillstand auf der Baustelle. Nun ist die
       Baustellenorganisation geordnet, die technischen Kernfragen sind
       entschieden, und ein neues Managementteamist an Bord.“
       
       Mehdorn sagte, er bedauere den Rücktritt, „da er weder meinem
       Pflichtbewusstsein noch meinen persönlichen Zielen entspricht“. Es sei aber
       „in Abwägung der Gesamtlage notwendig geworden“. Bis eine Nachfolgerin oder
       ein Nachfolger gefunden ist, will der 72-Jährige aber noch weitermachen –
       maximal bis Juni.
       
       ## Korrekturen unerwünscht
       
       Mehdorn hatte mehrfach betont, dass er eine kritische Kontrolle seiner
       Arbeit oder sogar Korrekturen nicht wünscht. Vor einer Woche sagte er etwa
       [1][im Interview] mit dem Tagesspiegel: „Ein Aufsichtsrat muss Vertrauen in
       seine Geschäftsführung haben. Entweder er traut seiner Geschäftsleitung,
       oder er sucht sich eine neue. Dazwischen gibt es nichts.“ Im Aufsichtsrat
       sind die Flughafen-Eigentümer vertreten, also Berlin, Brandenburg und der
       Bund.
       
       Mehdorns aktueller Vertrag sollte eigentlich bis März 2016 laufen. Der
       Vertrag sieht vor, dass ihm ein Jahr vorher – also in drei Monaten –
       mitgeteilt wird, ob der Vertrag verlängert wird oder nicht. Doch es
       sickerte durch, dass eine Personalberatungsfirma schon jetzt mit der
       Nachfolgersuche beauftragt worden sei.
       
       ## Öffentlicher Widerspruch
       
       Außerdem hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Montag
       öffentlich bestätigt, dass der Aufsichtsrat dem Wunsch Mehdorns nach Geld
       für externe Berater widersprochen hatte. Müller hatte der Geschäftsführung
       dabei vorgeworfen, keine guten Argumente gehabt zu haben: „Man kann nicht
       einfach große Summen durchwinken, wenn sie nicht gut begründet sind“, sagte
       Müller im RBB-Inforadio.
       
       Nach Mehdorns Rücktrittsankündigung dankte Müller diesem für seine Arbeit.
       Mehdorn habe „glaubhaft eine Perspektive für die Eröffnung des Flughafens
       BER dargestellt“, so Müller. Außerdem habe er „die schwierige Situation auf
       der Baustelle neu geordnet und dem Projekt BER eine klare Richtung
       gegeben“. Müller lud die anderen Eigentümer zu Gesprächen, um „zeitnah
       einen gemeinsamen Vorschlag für die dringende nötige Neuordnung von
       Aufsichtsrat und Geschäftsführung zu machen“.
       
       ## Kontrolle wird schwieriger
       
       Berlins Innensenator und Flughafen-Aufsichtsratsmitglied Frank Henkel (CDU)
       hat der Rücktritt „sehr überrascht“. Drei Tage zuvor bei der
       Aufsichtsratssitzung seien sich noch alle Beteiligten einig gewesen, „dass
       es um den Baufortschritt gehen soll, nicht um persönliche Belange“. Von der
       Sitzung sei „das erste hoffnungsvolle Signal seit langem“ ausgegangen, der
       dort genannte Termin für die Eröffnung habe eine Perspektive für den Bau
       eröffnet.
       
       Henkel: „Dass einer der Hauptverantwortlichen nur drei Tage später
       ankündigt, sich vom Projekt abzusetzen, schwächt dieses Signal ab.“ Dadurch
       werde neue Unruhe in das Projekt getragen. „Diese ständige Unruhe macht
       eine wirksame Kontrolle im Aufsichtsrat enorm schwierig.“
       
       ## Grüne haben es kommen sehen
       
       Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte, für ihn komme
       der Rücktritt völlig unerwartet. „Mich hat es heute überrascht, dass diese
       Situation eingetreten ist. Ich hatte erwartet, dass in den kommenden Jahren
       die verabredeten Aufgaben mit Vehemenz angegangen werden.“
       
       Die Berliner Grünen-Fraktionsvorsitzende Ramona Pop dagegen hatte Mehdorns
       Rücktritt kommen sehen: „Der Rückzug ist wahrlich keine Überraschung und
       zeigt das riesige Ausmaß von Misstrauen und Querelen am BER. Der Regierende
       Bürgermeister Müller muss nun zügig erklären, ob der angekündigte
       Eröffnungstermin Ende 2017 weiter Bestand hat.“
       
       15 Dec 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.tagesspiegel.de/politik/ber-chefs-mehdorn-und-marks-im-interview-dieser-flughafen-hat-seine-jungfraeulichkeit-verloren/11084396-4.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Heiser
       
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