# taz.de -- Neue Mobilität: Daimlers Luxus-Lounge auf Rädern
       
       > Der deutsche Autokonzern stellt eine selbstfahrende Limousine vor. Sie
       > soll den Reichen der Welt Privatsphäre im Straßenverkehr bringen.
       
 (IMG) Bild: So sieht es aus: das neue Auto von Daimler.
       
       BERLIN taz | Ist es Spielerei? Ist es Wahn- oder Unsinn, der den Begriff
       des Autofahrers neu definiert? Oder ist es schlicht technisches Marketing
       nach dem Motto: Seht her, was wir können!?
       
       Der Autokonzern Daimler hat jetzt auf einer Technikmesse im
       US-amerikanischen Las Vegas den Prototyp eines Fahrzeugs vorgestellt, das
       allein fährt. Fahrerlose Züge und U-Bahnen gibt es längst, aber fahrerlose
       Autos gibt es bislang nur im Entwicklungsstadium. Auch Daimler-Konkurrent
       Audi ließ in Las Vegas ein computergesteuertes Auto herumfahren.
       
       Das Daimler-Auto nennt sich F015 und ähnelt eher einer Luxuskutsche: Es hat
       eine futuristische, lang gezogene Form und einen Innenraum mit drehbaren
       Vordersitzen. So können die Insassen miteinander reden, während das
       Fahrzeug von allein fährt. Mögliche Anwendungsgebiete wären das Carsharing-
       oder Vermietgeschäft; das computergesteuerte Auto wäre in diesem Fall eine
       Art Taxi ohne Taxifahrer oder gar eine rollende Luxuslounge.
       
       Zwar erschließt sich nicht ganz, warum dafür ein Auto ohne Fahrer nötig
       sein soll. Schließlich erfüllten Luxuslimousinen – mit Fahrer und
       separiertem Fahrgastraum – auch ihren Zweck für die reiche und Ruhe
       suchende Kundschaft, die es sich leisten kann, ein mit Sensoren und
       Elektronik voll gestopftes, autonom fahrendes Auto zu nutzen.
       
       ## Ruhe wird Luxus
       
       Dennoch sieht sich Daimler mit seiner Vision im Trend, angesichts immer
       zahlreicher werdender und überfüllter Riesenstädte Privatsphäre im
       Straßenverkehr zu schaffen. „Das begehrteste Luxusgut im 21. Jahrhundert
       werden privater Raum und Zeit sein“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche.
       „Autonom fahrende Autos von Mercedes-Benz sollen den Menschen genau das
       bieten.“ Die ersten autonom fahrenden Autos würden große Veränderungen mit
       sich bringen. Der Nutzer des Fahrzeugs, so Zetsches Vision, könne in seinem
       Kokon machen, was er wolle: „Er kann arbeiten, schlafen, sich unterhalten –
       und er kommt von A nach B.“
       
       Er könne aber auch das Lenkrad greifen und den Spaß am Autofahren voll
       ausleben. Daimler wolle zudem neue Kommunikationsmöglichkeiten etablieren,
       sagte Zetsche. So könne der Wagen zum Beispiel mit Fußgängern sprechen und
       sie zum Überqueren der Straße aufrufen. So ein Auto müsse aber nicht nur
       technisch machbar, sondern auch ökonomisch sinnvoll sein. Zudem gebe es
       diverse ungelöste Probleme bei der Verkehrsregulierung und auch ethische
       Bedenken: Wie solle sich ein Auto verhalten, wenn ein Unfall nicht mehr zu
       vermeiden sei?
       
       Auch Daimlers Konkurrenz tüftelt an Roboterautos. So lässt die VW-Tochter
       Audi einen selbst fahrenden A7, der mit 20 Sensoren ausgerüstet ist, 900
       Kilometer über Straßen nach Las Vegas fahren. Bereits vor einem Jahr fuhr
       ein Audi-Fahrzeug autonom durch die Wüstenstadt im Südwesten der USA. Auch
       der japanische Konzern Nissan und der Internetkonzern Google arbeiten an
       Konzepten für selbst fahrende Autos, deren Herzstück leistungsstarke
       Rechner sind, die die Daten diverser Sensoren und Kameras blitzschnell
       verarbeiten müssen.
       
       6 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Daimler
 (DIR) Autos
 (DIR) Las Vegas
 (DIR) Audi
 (DIR) Selbstfahrendes Auto
 (DIR) Selbstfahrendes Auto
 (DIR) Mobilität
 (DIR) Schienen
 (DIR) Toyota
 (DIR) Carsharing
 (DIR) Kartell
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Psychologe zu selbstfahrenden Autos: „Der Sicherheitsgurt von morgen“
       
       Etwas Skepsis sei angebracht angesichts der Entwicklung zum
       softwaregesteuerten Fahren, sagt Martin Baumann. Auch die Autohersteller
       müssten umdenken.
       
 (DIR) Kolumne Wir retten die Welt: Rücksichtsvolle Algorithmen
       
       Wieso gruseln sich eigentlich alle vor selbstfahrenden Autos? Die sind
       netter und respektvoller zu Radfahrern als manch lenkender Mensch.
       
 (DIR) Selbstfahrende Autos: A9 soll Teststrecke werden
       
       Auf einem bayerischen Teilstück der Autobahn sollen selbstfahrende
       Fahrzeuge ausprobiert werden. Baden-Württemberg will so etwas auch.
       
 (DIR) Lärmschutz vernachlässigt: Züge bleiben laut
       
       Der Bau von Schutzwänden hilft gegen durch Züge entstehenden Lärm. 155
       Millionen Euro, die zwischen 2005 und 2014 zur Verfügung standen, verfallen
       ungenutzt.
       
 (DIR) Autos ohne Verbrennungsmotor: Toyota prescht voran
       
       Das Brennstoffzellenauto Mirai des japanischen Konzerns kommt für knapp
       50.000 Euro auf den Markt. Noch ist die Technik aber nicht ganz
       alltagstauglich.
       
 (DIR) Leihautos im Straßenverkehr: Umstrittener Öko-Effekt von Car2go
       
       Carsharing in Großstädten, das mit Smartphones arbeitet, verursacht laut
       einer Studie mehr Autoverkehr. Anbieter und Ökologen weisen diese These
       zurück.
       
 (DIR) China will deutsche Autobauer bestrafen: Audi und Daimler in der Defensive
       
       Chinas Kartellwächter kündigen Strafen für Audi und Daimler wegen
       „monopolistischen Verhaltens“ an. Dahinter könnte politisches Kalkül
       stecken.