# taz.de -- Doping im Biathlon: So sauber wie noch nie
       
       > Am Rande des Biathlon-Weltcups gibt der Weltverband die Namen zweier
       > Doper bekannt. Der Biathlonsport ist zurzeit trotzdem so sauber wie noch
       > nie.
       
 (IMG) Bild: Der diesjährige Biathlon-Weltcup ist bisher noch sauberer als der Weltcup 2008.
       
       An die psychologische Betreuung in Russland denkt Wolfgang Pichler gern
       zurück. Die Zeit, als er im Gastgeberland der Olympischen Spiele von
       Sotschi eine Trainingsgruppe russischer Biathletinnen betreute, war für den
       gebürtigen Ruhpoldinger ein ständiges Pendeln: Drei Wochen Russland, drei
       Wochen Deutschland, drei Wochen Russland – und dort gab es dann immer auch
       die Möglichkeit, einen Psychologen zu konsultieren.
       
       „Der Druck war groß, und wir haben schöne Entspannungsübungen gemacht – das
       war schon gut“, erinnert sich Pichler. Doch der Mann ist auch froh, nach
       Ablauf seines bestens dotierten Vertrags wieder ganz zurück zu sein auf
       bajuwarischem Boden.
       
       „Ich bin nicht geschädigt aus Russland rausgegangen“, versichert der
       59-Jährige, als er am Montag von den neuesten Dopingfällen in seiner
       Branche erfährt. Der Name des russischen Nachwuchsskijägers Alexander
       Loginow, der von seinem Verband bereits Ende November 2014 suspendiert
       wurde, war dabei bereits bekannt.
       
       Nun nannte der Biathlon-Weltverband (IBU) neben Loginow (22) noch seinen
       frischesten Fang im Tümpel der Sünder – den 31-jährigen Sergei Sednew. Dem
       Ukrainer wurde, wie auch Loginow, Epo-Missbrauch nachgewiesen – durch die
       erneute Untersuchung von alten, nicht bei Wettkämpfen entnommenen Proben.
       
       ## Schöne neue Kontrollmethoden
       
       IBU-Präsident Anders Besseberg schwärmte schon am Wochenende von den neuen
       Kontrollmethoden in seiner Abteilung und konnte es kaum erwarten, mit dem
       Hinweis auf frisch entlarvte Nestbeschmutzer an die Öffentlichkeit zu
       treten. Am Montagmorgen gab die IBU den einen neuen Namen dann bekannt:
       Sergei Sednew, bei dem eine zunächst unauffällige Probe vom 22. Januar 2013
       im Dezember neu analysiert worden war.
       
       „Der Name überrascht mich nicht, der hat schon seine Leistungssprünge
       gehabt“, sagt Wolfgang Pichler, der nun für Schwedens Skijäger tätig ist.
       „Es gibt eben solche Nationen, da ist immer ein bisschen was.“
       
       Ein bisschen viele Dopingfälle sind es in den vergangenen Jahren aus den
       Reihen der russischen Skijäger geworden: Bei den Olympischen Spielen 2006
       in Turin wurde Olga Pylewa der Einnahme des Stimulanzmittels Carphedon
       überführt, drei Jahre später folgte das Trio Albina Achatowa, Jekaterina
       Jurjewa und Dimitri Jaroschenko, dem Epo-Missbrauchs nachgewiesen wurde.
       
       Exweltmeisterin Jurjewa, 2013 bei Trainingskontrollen im slowenischen
       Pokljuka gleich zweimal innerhalb einer Woche positiv getestet, wurde gar
       zur Wiederholungstäterin und im vergangenen Juli für acht Jahre gesperrt.
       Eine Woche vor den Sotschi-Spielen flog dann Irina Starych als Doperin auf,
       und der bislang letzte Fall aus Russland war der von Alexander Loginow –
       der wie der zurückgetretene Ukrainer Sergei Sednew auf eine Öffnung der
       B-Probe verzichtet hat.
       
       IBU-Präsident Besseberg betonte am Rande des Weltcups in Oberhof stolz, der
       Biathlonsport seit momentan so sauber wie noch nie. Wolfgang Pichler denkt
       ähnlich: „Ich glaube, dass das Dopingproblem im Biathlon schon viel größer
       war. In den 1990er Jahren zum Beispiel oder 2008.
       
       Damals gab’s viele Gedopte, aber die Analysemethoden waren noch nicht so
       gut. Jetzt dagegen wird auch der Blödeste merken, dass es so einfach nicht
       mehr geht“, sagt Pichler, der die immer wiederkehrenden Dopingfälle längst
       als notwendiges Übel in der Skijägerei akzeptiert hat. Und so fragt der
       russlanderfahrene Oberbayer heute lakonisch: „Wenn von 200 Teilnehmern drei
       dopen – ist das so schlimm?“
       
       12 Jan 2015
       
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